Neuwieder Restaurantpächter
Warum Pino Vertrag für Heimathaus nicht unterschreibt
Pino Leonardi verlässt mit seinem Restaurant "Pino Italia" nach gut elf Jahren das Heimathaus.
Jörg Niebergall

Giuseppe „Pino“ Leonardi verlässt mit seinem Restaurant „Pino Italia“ nach gut elf Jahren das Heimathaus – der Pachtvertrag mit der Stadt kommt nicht zustande. Über die Gründe hat der Gastronom mit unserer Zeitung gesprochen.

Lesezeit 3 Minuten

Der neue Pachtvertrag für das Casinogebäude im Heimathaus der Stadt Neuwied kommt nicht zustande, das Ehepaar Giuseppe „Pino“ und Ulrike Leonardi werden ihr italienisches Restaurant in anderen Räumen weiterführen. Was die Stadt einen „leicht modifizierten“ Vertrag nenne, sei für die Gastronomen nun unwirtschaftlich, wie sie sagen.

Ende des Jahres muss das Heimathaus in Neuwied mit Stadthalle und historischem Teil wegen immenser Brandschutzmängel schließen. Damit endet auch der Pachtvertrag mit der Stadt für das 200 Jahre alte Casinogebäude. Denn am 31. Dezember läuft die Betriebsgenehmigung ab – definitiv und ohne Aussicht auf Verlängerung. Das war im Herbst 2023 bekannt geworden.

Einzelne Mitarbeiter haben gekündigt

Seither war lange nicht klar, was mit Stadthalle und Restaurant passieren soll. Für das Ehepaar Leonardi und seine Mitarbeiter war das eine unsichere Zeit, die bei allen an den Nerven gezerrt hat, wie sie uns sagten. Einzelne Mitarbeiter hätten bereits gekündigt, hatten die Gastronomen im Frühjahr berichtet.

Im Mai entschied der Stadtrat, dass ein Neubau für die Stadthalle verfolgt werden soll. Eine mögliche Lösung für das Casinogebäude präsentierte die Stadt im Juni. Hier war eine kurzfristig umsetzbare Mindestlösung angestrebt worden. Denn, wie Ralf Seemann, Beigeordneter der Stadt, betonte: „Wir sind uns alle einig, dass wir hier einen guten Gastronomen haben und dass es wirklich schön wäre, wenn er uns in Neuwied erhalten bliebe.“

Dank für außerordentliche Bemühungen

Mit 650.000 Euro hätte die Stadt den Brandschutz im Casinogebäude erneuert – aber nur, wenn der Pachtvertrag zustande gekommen wäre. Energetische Sanierungsmaßnahmen sind in dem Lösungsansatz nicht vorgesehen. Das werde zu Nebenkosten führen, die wirtschaftlich für Pino Leonardi nicht tragbar seien, begründet dessen Steuerberater die Absage an die Stadt. Dabei bedanken sie sich auch für die „außerordentlichen Bemühungen, den Pachtvertrag im Heimathaus fortzuführen“.

Neben der Bauzeit von sechs Monaten, die Ralf Seemann als Hauptgrund dafür verstanden hatte – von Januar bis Juli hätte das Restaurant im Optimalfall mindestens schließen müssen –, seien es die neuen Mietvertragsbedingungen, die dazu geführt hätten, dass sich Pino Leonardi gegen die Unterzeichnung entschieden habe, erklärt der Steuerberater weiter. Dabei geht es neben der angehobenen Pacht um die Nebenkosten, die die Gastronomen nun komplett übernehmen sollen.

Pino Leonardi verlässt mit seinem Restaurant "Pino Italia" nach gut elf Jahren das Heimathaus. Er sei den Neuwiedern dankbar für ihre große Unterstützung, sagt er, der Stadt für ihre "außerordentlichen Bemühungen, den Pachtvertrag im Heimathaus fortzuführen".
Jörg Niebergall

In einem angepassten Pachtvertrag, der erst Mitte 2024 geschlossen wurde, hatte das Ehepaar die Nebenkosten bis zu einer gewissen Deckelung getragen. Begründung dafür war, dass die Leitungen zum Teil das Restaurant und die angebaute Stadthalle gleichermaßen versorgen. Nun, wenn der Teil der Stadthalle abgeschaltet wird, können die anfallenden Nebenkosten allein dem Restaurant zugeordnet werden.

Die seien immens, die Technik sei alt und überdimensioniert, weiß Leonardi. Denn bevor sie 2015 das Restaurant übernahmen, gab es hier eine Großküche. Damals hatte die Stadt 550.000 Euro in die Hand genommen und unter anderem den Brandschutz erneuert.

„Die Problematik ist, dass es unwirtschaftlich ist.“
Gastronom Giuseppe Leonardi

Über die Modalitäten des ersten Pachtvertrags für das Casinogebäude – genauer: die Nebenkosten – gab es bereits Streit, der vor dem Richter endete. Die Stadt als Klägerin zog gegen Leonardi erst vor das Landgericht, dann vor das Oberlandesgericht in Koblenz. Sie verlor beide Verfahren.

Auch wenn die Gastronomen gerne in dem klassizistischen Gebäude geblieben wären: „Die Problematik ist, dass es unwirtschaftlich ist“, sagt Leonardi noch einmal. Nun soll es an anderer Stelle weitergehen. An Möglichkeiten mangelt es den Leonardis nicht. „Sogar in Koblenz und Bad Breisig hat man uns Objekte angeboten“, berichtet Pino.

Doch sie hätten in Neuwied so viel Unterstützung von den Menschen bekommen, dass es ihrer Ansicht nach nur fair sei hierzubleiben. Zwei Objekte seien bereits in der engeren Wahl, so das Ehepaar. Doch zu viel möchte es erst verraten, wenn die Verträge unterschrieben sind.

Top-News aus der Region