Teureres Essen in VG Asbach
Warum Eltern lieber für ihre Grundschulkinder vorkochen
Die Grundschule ist nicht nur ein Ort des Lernens. Auch die Betreuung der Kinder nimmt in Zeiten von zwei berufstätigen Elternteilen einen wichtigen Stellenwert ein, daher gibt es Ganztagsschulen oder freiwillige betreuende Grundschulen. Die werden nun in der VG Asbach deutlich teurer für die Eltern.
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7 Euro für Nudeln mit Tomatensoße. Für eine Kinderportion. Das ist nach den Sommerferien ab August Standard. Der VG-Rat Asbach hat jüngst die Beiträge für die betreuenden Grundschulen beschlossen. Die Eltern gehen auf die Barrikaden.

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In Windhagen formieren sich Eltern gegen die Erhöhung der Beiträge für die betreuende Grundschule. Im April hatte der VG-Rat beschlossen, dass Betreuung und Mittagessen in den Grundschulen in der gesamten Verbandsgemeinde (VG) Asbach deutlich teurer werden – um mehr als 50 Prozent. Das wollen nicht alle Eltern tatenlos hinnehmen.

Erhöhung der Betreuungskosten um 50 Prozent – und jährliche Steigerung

Rückblick: Im April hatte der Verbandsgemeinderat mehrheitlich (bei drei Nein-Stimmen der Grünen) beschlossen, für das kommende Schuljahr 2025/26 die Beiträge für die Betreuung an den betreuenden Grundschulen von 50 auf 75 Euro monatlich zu erhöhen. Eine satte Steigerung um 50 Prozent. Die Kosten für die Ganztagsschulen in Asbach und Neustadt wurden auf 65 Euro pro Monat angehoben. Für eine Kostendeckung seien laut Bürgermeister Michael Christ in der Sitzung mehr als 200 Euro monatlich notwendig.

Darüber hinaus sollen die Beiträge jedes Jahr um 2,50 Euro monatlich steigen. Der Schulträgerausschuss wird über die Notwendigkeit dieser Steigerungen regelmäßig die Einnahmen und die Kosten für die Ganztagsbetreuung monitoren. Auch die Betreuungsentgelte für die Ferienbetreuung wurden vom VG-Rat von 40 auf 75 Euro pro Woche angehoben.

Mittagessen vom Caterer wird weiter auf die Eltern umgelegt

Und: Um die vollständige Deckung der durch die Caterer berechneten Essenskosten zu erzielen, beschloss der Verbandsgemeinderat die vollständige Übernahme der Kosten des Mittagessens durch die Sorgeberechtigten – sprich: Eltern – ab dem Schuljahr 2025/26. All das führt dazu, dass die Eltern mehr zur Kasse gebeten werden.

Was man in der VG Asbach ebenfalls vorhat, ist die Einführung des Modells Ganztagsschule in Windhagen, Buchholz und Jungeroth. Hier soll der Antrag bis 31. März 2026 gestellt werden, um ab dem Schuljahr 2028/29 die Ganztagsschule zu ermöglichen. Die Ganztagsschule unterscheidet sich von der betreuenden Grundschule dahingehend, dass sie vom Land finanziert wird. Die betreuende Grundschule hingegen ist eine freiwillige Leistung des Schulträgers, also der Verbandsgemeinde Asbach, und muss von diesem mit Beiträgen der Elternschaft finanziert werden. 2013 kosteten die betreuenden Grundschulen die VG noch knapp 150.000 Euro Eigenleistung, mittlerweile sind es laut Bürgermeister Christ mehr als 750.000 Euro. Daher hatte man die Erhöhung der Gebühren für die Eltern, die erste seit Einführung 2013, vorgeschlagen.

Bürgermeister Christ: Es gibt Befreiungen und Ermäßigungen

Im Rat hatte es unterschiedliche Meinungen dazu gegeben. Während die Befürworter der Erhöhungen argumentierten, dass man diese Preise seit der Einführung der betreuenden Grundschule nicht angefasst hätte, Kosten sich aber signifikant erhöht hätten, meinten die Kritiker, dass aus sozialen Gesichtspunkten diese Erhöhungen nicht von allen Eltern zu tragen sein würden. Doch dafür, stellte Bürgermeister Christ klar, gebe es die Möglichkeit der Befreiungen von den Entgelten sowie Ermäßigungen bei den Essenskosten je nach Haushaltseinkommen.

Mittlerweile ist die Information über die Anpassungen ab August – sprich nach den bald beginnenden Sommerferien – bei den Eltern gelandet. In der Ortsgemeinde Windhagen haben sich schon etwa 40 Familien zusammengeschlossen, die der Erhöhung der Kosten für die betreuende Grundschule kritisch sehen, um es diplomatisch auszudrücken. „Wir fühlen uns vor den Kopf gestoßen. Das ist für viele Eltern nicht mehr tragbar“, sagt etwa eine Mutter aus Windhagen, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, im Gespräch.

„Wir fühlen uns vor den Kopf gestoßen. Das ist für viele Eltern nicht mehr tragbar.“
Eine betroffene Mutter aus Windhagen zur Erhöhung der Beiträge für die betreuende Grundschule

Zu den Zahlen: Sie rechnet vor, dass das Betreuungsentgelt für die betreuende Grundschule zu Mehrkosten von 300 Euro pro Jahr pro Kind führt, die Erhöhung des Essensgeldes von 4 auf 7 Euro mache etwa 500 Euro mehr aus. Da muss man erst mal schlucken: Ein Kind in der betreuenden Grundschule versorgen zu lassen, was bei Haushalten mit zwei berufstätigen Elternteilen gang und gäbe und auch nötig ist, kostet nach den Sommerferien 800 Euro mehr pro Jahr. Ganz zu schweigen von Familien, die zwei oder mehr Kinder im Grundschulalter haben.

Dies stellt nach Auskunft der Mutter aus Windhagen gerade die Familien der Mittelschicht, die nicht von Beitragsbefreiungen wie Menschen, die Bedürftigkeit nachweisen können, profitieren, vor weitere Herausforderungen. Man müsse sich zweimal überlegen, ob man im kommenden Jahr noch in den Urlaub fahren könne. Gerade nach dem Inflationsschub 2022 seien Familien an vielen Fronten stark belastet, gibt die Windhagenerin zu bedenken.

7 Euro für ein warmes Mittagessen für ein Kind: Stolzer Preis?

Ihr Hauptkritikpunkt richtet sich bei der vom VG-Rat beschlossenen Erhöhung an die Preise für das Mittagessen. „Die Beitragserhöhungen für die Betreuung sind gerechtfertigt, die Preise fürs Mittagessen sind es nicht“, macht sie ihrem Ärger Luft, dass 7 Euro für einfache Gerichte in Portionsgrößen für Grundschulkinder schon ein stolzer Preis seien. Die Betroffene merkt zudem an, dass es an Berliner Grundschulen seit 2019 ein warmes Mittagessen für jedes Kind gibt – umsonst. Da könnte man sich eine Scheibe von abschneiden.

Was ist nun die Lösung? Wie die Mutter aus Windhagen berichtet, möchten einige Eltern aus ihrem Umfeld nach den Ferien für ihre Kinder Essen vorkochen oder altmodisch Butterbrote schmieren statt die 7 Euro pro Tag in der Grundschule zu zahlen. Aber das könne auch kein Dauerzustand sein. Und, was man dabei bedenken muss: Je mehr Eltern ihr Kind nicht mehr beim Mittagessen in der Grundschule anmelden, desto weniger Kosten der Caterer sind gedeckt – und am Ende muss wieder die VG einspringen beziehungsweise die Preise werden noch mehr erhöht. Ein Teufelskreis.

Ortsgemeinde könnte für die Eltern einspringen

Stattdessen haben die Windhagener Eltern nun eine andere Herangehensweise: Rechtlich gesehen können sich auch die Ortsgemeinden an den Kosten beteiligen. In Windhagen wird dies im Juli per Antrag vermutlich auf die Tagesordnung für den Gemeinderat kommen, kündigt die betroffene Mutter an. Wie die Ortsgemeinde dann entscheidet und ob sie den Eltern unter die Arme greift, bleibt abzuwarten – auch, ob es ähnliche Bestrebungen in den anderen drei Ortsgemeinden in der VG Asbach geben wird.

Grüne: „Weiterer Schritt in falsche Richtung“

In einer Pressemitteilung äußert sich die Grünen-Fraktion im Asbacher VG-Rat kritisch zur Erhöhung der Elternbeiträge für die betreuende Grundschule, bei der sie als einzige Fraktion dagegen gestimmt hatte. „Die Erhöhung der Elternbeiträge ist ein weiterer Schritt in die falsche Richtung. Gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten müssen wir Familien unterstützen und nicht finanziell belasten“, erklärt Brigitte Linke-Lotz für die Fraktion. Den Grünen gehe es dabei auch um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Besonders Frauen seien auf bezahlbare Betreuungsmöglichkeiten angewiesen, um selbst finanziell durch Berufstätigkeit unabhängig zu sein. Bildung und Betreuung dürften nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Die Grünen weisen darauf hin, dass bereits jetzt viele Familien mit den bestehenden Beiträgen stark belastet seien. Eine Erhöhung verstärke nicht nur den Druck auf einkommensschwache Familien, sondern behindere auch einen Zugang zu frühkindlicher Bildung.

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