. Es gibt Projekte, die sind Erfolgsgeschichten. Dazu zählt die vor knapp 20 Monaten eröffnete Hebammenzentrale „Wunderwerk“ in Asbach, die mit dem hehren Ziel geschaffen wurde, die Geburtshilfe im ländlichen Raum zu stärken. Dass dies etwas gebracht hat, zeigen die Zahlen der Betreuungen. Zeit, mit den Verantwortlichen eine kleine Bilanz zu ziehen.
394 Terminbuchungen für die Hebammenambulanz habe es bislang gegeben, erklärt Lisa Ehrenhofer, eine der beiden festangestellten Hebammen, die sich gemeinsam mit Lara Mönter um die Organisation kümmert. Terminbuchungen bedeutet: 394 Frauen, die keine Hebamme haben oder gefunden haben und sich hilfesuchend an die Zentrale in der Hospitalstraße in Asbach wenden. Besonders in den Ferien und in den vergangenen vier Monaten sei es vermehrt zu Terminbuchungen in der Ambulanz gekommen, so Ehrenhofer.

Hinzu kommen 186 Familien, die die sechs Hebammen der Asbacher Zentrale für eine häusliche Betreuung übernommen haben. 54 Familien kann man wegen Entfernung und Kapazitäten nicht häuslich betreuen, erklären Ehrenhofer und Mönter. Denn: Das Einzugsgebiet der Hebammenzentrale ist groß und wird immer größer. Aus Hennef, Bad Honnef, Linz, Eitorf, Windeck, Altenkirchen und natürlich aus der Verbandsgemeinde (VG) Asbach kommen Anfragen auf die Asbacher Hebammenzentrale zu – das zeigt, wie arg es um die Geburtshilfe im ländlichen Raum bestellt ist.
Doch was tut die Hebammenzentrale eigentlich darüber hinaus? Lara Mönter meint, dass vielen das Konzept noch nicht ganz klar ist: Die Hebammenzentrale „Wunderwerk“ ist eine Anlaufstelle für die Vor- und Nachsorge rund um die Geburt. Es gibt Vorbereitungskurse sowie Betreuung nach der Geburt. Ein Geburtshaus ist die Asbacher Hebammenzentrale allerdings nicht, betont Mönter. Neben den beiden festangestellten Organisatorinnen, die aber selbst auch Kurse leiten und „an der Frau“ arbeiten, sind es vier weitere freiberufliche Hebammen, die über die Zentrale ihre Klientinnen erhalten.
Kurse von Babymassage bis Aquafitness
Ein Konzept, das wirkt. „Man merkt, es spricht sich rum“, sagt Lara Mönter, dass der Zulauf stetig zunehme. Die Reichweite möchte man auch durch einen Instagram-Account erweitern. Hauptsächlich sorgt die Mundpropaganda aber dafür, dass die Schwangeren vom „Wunderwerk“ erfahren, berichtet Lisa Ehrenhofer.
Und wenn sie dann in der Zentrale aufgenommen werden und entweder ambulant oder zu Hause betreut werden, steht ein umfangreiches Kursangebot im Raum: Von klassischer Geburtsvorbereitung, Aquafitness, Babymassage und Stillvorbereitungskursen geht es über Tanz- und Bewegungskurse für Kleinkinder bis hin zu mentaler Geburtsvorbereitung, zählt Ehrenhofer auf. Viele Kurse werden von externen Dozenten angeboten, einiges machen die Hebammen des „Wunderwerks“ selbst. 57 eigene Kurse haben bisher stattgefunden, durchschnittlich mit neun Teilnehmerinnen, was mehr als 500 Kursteilnehmerinnen bedeutet, rechnet Ehrenhofer vor. Hinzu kommen die von Externen geleiteten Kurse.
„Ich bin sehr froh, dass wir letztes Jahr diesen Schritt gegangen sind.“
Bürgermeister Michael Christ
Und wie sieht es bei der Resonanz aus? Durchweg positiv, sagen die beiden Hebammen. „Die Frauen sind dankbar, dass es hier Kursangebote gibt – und manchmal auch überrascht, dass es eine Ambulanz gibt“, sagt Lara Mönter. Die Suche nach Hebammen habe sich – zumindest in der VG Asbach – stark vereinfacht. Auch aus der näheren Umgebung zeigt sich die Kommunalpolitik sehr interessiert am Asbacher Erfolgsmodell, berichten beide von Terminen mit den Bürgermeistern der umliegenden Kommunen.
Was die Ambulanz aber nicht lösen kann, ist das Problem der Geburtsstationen und der weiten Wege im ländlichen Raum, betont Mönter. Die Situation habe sich für die VG Asbach dergestalt gebessert, dass die Frauen zumindest leichter an Vor- und Nachsorge rund um die Geburt kommen, „aber es löst nicht das Problem der Geburtshilfe selbst. Ich glaube aber schon, dass wir einiges abfangen können“, sagt Lara Mönter.

Einiges ist ein gutes Stichwort: Die sechs Hebammen leisten im „Wunderwerk“ wirklich viel. So viel, dass sie an die Kapazitätsgrenzen kommen könnten. Die Kurse seien bereits immer voll, und es gebe Wartelisten, erklärt Lisa Ehrenhofer. Über zu wenig Arbeit könne man sich nicht beschweren, „aber das ist ja auch schön“. Auch Kooperationen mit Osteopathen, Kinderärzten, Gynäkologen und Netzwerken für Kinderschutz hätten sich mit der Zeit gefunden und sorgen für Synergien.
Das zeigt: Das „Wunderwerk“ genießt einiges an Akzeptanz und Rückhalt. Vor allem aber von der Verbandsgemeinde Asbach. Der Umsetzung im Mai 2023 sind jahrelange Überlegungen im VG-Rat vorausgegangen, wie man die Geburtshilfe vor Ort unterstützen könne. Da ein Geburtshaus ausschied, wurde es eine Hebammenzentrale mit dem aktuellen Konzept, die nahezu komplett von der VG finanziert wird, berichtet die zuständige Verwaltungsmitarbeiterin Martina Knopp. Die Spezialgeräte, die von den Hebammen im „Wunderwerk“ eingesetzt werden, seien selten und etwas Besonderes, erklärt sie weiter – man habe eines davon auch mithilfe einer Leaderförderung anschaffen können.
Präsentation im VG-Rat
Bürgermeister Michael Christ freut sich über das „tolle Projekt“, wie er unserer Zeitung auf Nachfrage sagt: „Ich bin sehr froh, dass wir letztes Jahr diesen Schritt gegangen sind.“ Man habe vielen werdenden Müttern helfen können. Die VG würde die Hebammenzentrale daher gern finanziell unterstützen. Er betont, dass das „Wunderwerk“ nicht befristet sei und nicht in jedem Jahr grünes Licht vom VG-Rat erhalten müsse – obwohl man keine Förderung dafür vom Land erhalte. „Das ist schade“, sagt Christ – aber man macht es trotzdem.
In der kommenden Sitzung des VG-Rates am 12. Dezember wollen die beiden Hebammen das „Wunderwerk“ nochmals vorstellen und die Zahlen den Ratsmitgliedern präsentieren. Im Rat, so meint Verwaltungsmitarbeiterin Knopp, sei man von dem Projekt in der Vergangenheit sehr überzeugt gewesen. Und das könnte auch in Zukunft so bleiben, hat man mit dem „Wunderwerk“ doch eine Einrichtung, um die einen andere beneiden. Und viel wichtiger: die den Schwangeren in der VG und auch darüber hinaus einen echten Mehrwert bietet.