600.000 Euro Förderung
Warum Anwohner sich gegen Parkgelände in Unkel wehren
Im Bürgerpark gibt es immer etwas zu tun. René Rondot (links), unterstützt von Andy und Marcelo, kümmert sich auch um den Skatepark.
Sabine Nitsch

Der Verein Gemeinsam für Vielfalt will das Freibadgelände in Unkel zum Veranstaltungs- und Parkgelände umwidmen. Der Antrag auf Nutzungsänderung läuft. Anwohner wehren sich wegen befürchteter Lärmbelästigung. 

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Unkel. Der Verein „Gemeinsam für Vielfalt“ (GfV) hat sich viel vorgenommen. Seit 2021 hat er das Gelände des ehemaligen Freibads in Unkel von der Stadt gepachtet und betreibt dort ehrenamtlich einen Bürgerpark. Das ehemalige Nichtschwimmerbecken ist jetzt Skatebahn, der Kindergarten hat auf dem Gelände seine Ziegen untergebracht, es gibt einen Gemeinschaftsgarten, ein Beachvolleyballfeld, eine Sandmatschecke und eine Fahrradwerkstatt.

Auf dem Gelände haben der „Markt der regionalen Selbstversorgung“ Ende März und das Hunnenlager Ende April stattgefunden. Auch private Feiern oder Veranstaltungen von Vereinen gehen dort über die Bühne. Geplant ist auch, weitere Spielgeräte aufzustellen oder ein Boulefeld anzulegen. Der Verein hat etwa 75 Mitglieder und generiert Einnahmen über Beiträge, Spenden und Mieten für offizielle Veranstaltungen.

Anwohner haben Angst vor mehr Lärmbelastung

Jetzt bekommt der Verein 600.000 Euro aus Kipki (Kommunales Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation). „Hierbei haben Kommunen die Möglichkeit, zusätzlich zur einwohnerbasierten Pauschalförderung Mittel für besondere Leuchtturmprojekte zu erhalten. Unser Projekt wurde ausgewählt“, erläutert Vorstandssprecher René Rondot. „Die Stadt hat den Förderantrag gestellt und den Bescheid erhalten. Wir können die Fördergelder bis Ende 2026 abrufen.“

Es gibt jedoch ein Problem. Das Gelände ist bisher noch offiziell als Freibadgelände gewidmet. Deswegen muss das Baurecht angepasst werden. „Wir haben am 24. Oktober einen Bauantrag gestellt, um das Gelände vom Freibad zur öffentlichen Park- und Veranstaltungsfläche umzuwidmen. Erst, wenn der Bauantrag und damit die Nutzungsänderung durch ist, kann es losgehen“, erläutert Rondot.

Die Idee, aus dem Gelände offiziell ein Veranstaltungsgelände zu machen, gefällt nicht jedem: Zwei Anwohner haben sich an die Kreisverwaltung gewandt und schriftliche Einwände gegen den Antrag zur Nutzungsänderung vorgelegt. Vor allem der Lärm wegen vermehrter und großer Veranstaltungen beunruhigt sie. Entschieden wurde bisher vom Kreis aber noch nichts. Es fehlen noch verschiedene Unterlagen, erläutert der Kreis auf Nachfrage unserer Zeitung. Auch die Einwendungen gegen den Bauantrag müssen noch geprüft werden. Erst dann könnte über den Bauantrag entschieden werden.

Die Gebäude sollen energetisch saniert werden.
Sabine Nitsch

Vor dem Hintergrund des Ärgers mit den Nachbarn wurden in jüngster Zeit schon Veranstaltungen wie das Vater-Kind-Zelten der beiden Kitas abgesagt. Der Verein sucht auch das Gespräch mit den Anwohnern. „Lärm ist natürlich das kritische Thema. Aber auch die Auflagen des Natur- und Artenschutzes. Um schon vor der finalen Baugenehmigung Veranstaltungen zu ermöglichen, wurde eine Übergangsregelung mit zwei kritischen Anwohnern getroffen. Möglich sind derzeit Veranstaltungen innerhalb der regulären Öffnungszeiten mit maximal 200 Gästen und ohne Musik“, erläutert Rondot.

Der Verein hat die Hoffnung, dass die Nutzungsänderung bald positiv beschieden wird. „Wir haben jetzt das Artenschutz- und Naturschutzgutachten und auch einen Vorentwurf des beauftragten Lärmschutzgutachtens erhalten. Es ist positiv ausgefallen. Danach halten wir alle gesetzlichen Vorgaben ein. Die Ausnahme wären Rockkonzerte“, erläutert Rondot. Maximal 18 Rockkonzerte pro Jahr könnten theoretisch wohl veranstaltet werden. Aber: „Wir haben nicht vor, Rockkonzerte hier stattfinden zu lassen. Wir nehmen natürlich Rücksicht und haben uns schon freiwillig eingeschränkt. Wir wollen den Nachbarn auch die Sorgen nehmen und hoffen auf eine Einigung“, verspricht Rondot.

„Wir hoffen, dass wir etwa ab September so weit sind.“
René Rondot, GfV-Vorstandsmitglied

Mit dem Fördergeld soll der Bürgerpark energetisch ertüchtigt werden. Vor allem die Gebäude sollen gedämmt werden. „Wir wollen eine Innendämmung machen, denn die Kubatur der Gebäude darf im Hinblick auf das Wasserhaushaltsrecht und den Hochwasserschutz nicht erweitert werden. Das heißt, die Gebäude dürfen auch nicht durch ein paar Zentimeter Außendämmung vergrößert werden. Die Dächer der beiden Gebäude sowie die ehemaligen Umkleidekabinen, die bei Veranstaltungen als Ausstellungs- und Marktstände beliebt sind, werden begrünt. Zur Klimaanpassung sollen außerdem Sonnensegel installiert werden, um die Terrasse und einen Teil des Skateparks vor starker Sonneneinstrahlung und Hitze zu schützen“, umreißt der Vorstandssprecher, was mit dem Fördergeld geplant ist. Auch eine Wärmepumpe soll es geben.

Beginnen können die Arbeiten jedoch erst, wenn der Bauantrag genehmigt wurde. „Erst dann können wir die Gelder abrufen, die Planungen final beauftragen und mit den Arbeiten beginnen. Wir hoffen, dass wir etwa ab September so weit sind.“

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