Bauwerk steht seit Jahren leer - Nun soll dort ein repräsentativer Mieter einziehen, der den Neuwieder Stadtteil bereichert
Wahrzeichen sucht angemessenen Pächter: Der Engerser Wasserturm ist auf dem Markt
Reimann Immobilien

Es ist nicht zu übersehen: Am Engerser Wasserturm tut sich etwas. Seit einigen Tagen hängt ein rotes Banner mit der Aufschrift „Zu vermieten“ an dem Gebäude. Aufgehängt haben es Mitarbeiter von Reimann Immobilen, einem Maklerbüro mit Sitz in Vallendar, das den Wasserturm im Auftrag des Besitzers anbietet.

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Reimann Immobilien

Wer jetzt Lust bekommt, in den Wasserturm einzuziehen, muss zuvor aber einige Dinge bedenken. Makler Roland Reimann stellt zum Beispiel von vornherein klar, dass ein Verkauf des Turms nicht zur Disposition steht. Gesucht werde kein Käufer, sondern ein adäquater Pächter, der dem Charakter des Wasserturms gerecht wird und dessen ideellen Wert als Engerser Wahrzeichen zu schätzen weiß.

„Wir möchten etwas haben, das Engers bereichert“, bringt es Reimann auf den Punkt. Infrage kommen beispielsweise Unternehmen, „die etwas Repräsentatives und Außergewöhnliches suchen“ und ein entsprechendes Konzept vorlegen können, erklärt der Makler.

Es ist nicht geplant, den Wasserturm auf Teufel komm raus zu verpachten. Wir wollen einen guten Mieter finden. Da ist es egal, ob es einen Monat oder ein Jahr dauert.

Roland Reimann

Das sind hohe Ansprüche, die sich vielleicht nicht auf die Schnelle erfüllen lassen. Das ist auch Reimann klar, der jedoch betont: „Es ist nicht geplant, den Wasserturm auf Teufel komm raus zu verpachten. Wir wollen einen guten Mieter finden. Da ist es egal, ob es einen Monat oder ein Jahr dauert.“ Immerhin: Die ersten Anfragen liegen dem Immobilienbüro schon vor, berichtet Reimann.

Vom Potenzial des Wasserturms ist man bei Reimann Immobilien jedenfalls überzeugt. Das wird schon anhand der Objektbeschreibung auf der Internetseite des Maklerbüros deutlich. Dort heißt es an die Interessenten für den Wasserturm gerichtet: „Sie haben hier die einmalige Möglichkeit, ein Objekt für Ihr Gewerbe zu pachten, das durch seinen historischen Wert sowie seinen Bekanntheitsgrad besticht und dadurch Ihr Unternehmen in eine einzigartige Marktposition befördert.“

Reimann Immobilien

Natürlich muss der Wasserturm für eine gewerbliche Nutzung noch entsprechend hergerichtet werden. Roland Reimann könnte sich zum Beispiel vorstellen, dass die Fenster im Erdgeschoss, die derzeit zugemauert sind, wieder geöffnet werden. Auch ein Windfang hinter den Eingangstüren sei eine Möglichkeit, um mehr Licht ins Gebäude zu bekommen.

Dabei gilt es aber zu beachten, dass der Wasserturm – Baujahr 1900 – unter Denkmalschutz steht. Das Gebäude wird im nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz geführt. An der Gebäudehülle dürfen daher ohne die Einwilligung der Denkmalpflege keine Änderungen vorgenommen werden.

Auch im Inneren des Wasserturms gibt es noch Einiges zu tun. Der Turm verfügt zwar über einen Strom- und einen Wasseranschluss. Eine Heizung und sanitäre Anlagen gibt es hingegen nicht.

Reimann Immobilien

Wie aus der Objektbeschreibung auf der Internetseite von Reimann Immobilien hervorgeht, wollen die Besitzer des Wasserturms ihren neuen Pächter beim Innenausbau aber nicht allein lassen. Es bestehe „die Möglichkeit, den Wasserturm im Inneren gemäß Pächterwünschen um- beziehungsweise auszubauen“, heißt es dort. Die Pacht richte sich dann nach dem gewünschten Ausbaustand und werde entsprechend verhandelt. Auf dem insgesamt 205 Quadratmeter großen Areal könnten außerdem entweder Parkplätze oder ein separates Gebäude nach Kundenwünschen errichtet werden.

Dass in den Wasserturm wieder Leben einkehren könnte, hatten aufmerksame Engerser in den vergangenen Wochen schon vermutet. Denn zuletzt brannte abends immer mal wieder Licht in dem Gebäude, das schon seit Jahren leer steht.

Dabei gab es in der Vergangenheit schon den einen oder anderen Vorstoß, für den Wasserturm eine neue Nutzung zu finden. So sollte es beispielsweise eine Stiftung geben, die das Ziel verfolgt, den Engerser Wasserturm zu kaufen. Nach der Sanierung sollte er zum Museum oder Veranstaltungsort werden, berichtete unsere Zeitung vor zwölf Jahren. Aus dieser Idee ist nichts geworden.

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Im Jahr 2014 wechselte der Wasserturm dann tatsächlich den Besitzer – zum Preis von 49.000 Euro. Die neuen Eigentümer verrieten ihre Pläne gut ein Jahr später im Gespräch mit unserer Zeitung. Demnach planten sie, den Wasserturm als Wohngebäude zu nutzen und dort selbst einzuziehen. Gemütlich sollte es im Turm durch Fußboden- und Wandheizungen werden, und auch von einer Terrasse oder Loggia mit Fernblick in der Turmspitze war seinerzeit die Rede. Verwirklicht wurden auch diese Pläne nicht.

Nun hat der Wasserturm ein weiteres Mal den Besitzer gewechselt, wie Roland Reimann auf Anfrage unserer Zeitung bestätigt. Weitere Angaben zum Zeitpunkt des Kaufs oder zum neuen Eigentümer macht er aber nicht.

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