Quadrelle im Kreis Neuwied
Wahlkampf um VG-Bürgermeisteramt so intensiv wie nie
Die vier Kandidaten für die Wahl des Bürgermeisters der VG Rengsdorf-Waldbreitbach am 6. April: (von links) Pierre Fischer (CDU), Holger Klein (FWG), Eva Kreienkamp und Achim Braasch (beides freie Bewerber).
Daniel Dresen

An diesem Sonntag, 6. April, wählen die VGs Rengsdorf-Waldbreitbach und Puderbach einen neuen Bürgermeister. Die Spannung ist groß, denn jeweils vier Kandidaten stellen sich zur Wahl. Eine Stichwahl am 27. April scheint in beiden VGs vorprogrammiert.

Hans-Werner Breithausen und Volker Mendel (beide SPD) räumen zum Jahresende ihren Schreibtisch. Die beiden VG-Bürgermeister aus Rengsdorf-Waldbreitbach und Puderbach wechseln in den Ruhestand. Im Rengsdorfer und Puderbacher Rathaus übernehmen zum 1. Januar 2026 dann zwei neue VG-Chefs das Kommando. Die Entscheidung, wer das sein mag, treffen die Wähler an diesem Sonntag, 6. April. Erreicht keiner der jeweils vier Kandidaten eine Mehrheit, geht es in beiden Fällen am Sonntag, 27. April, in eine Stichwahl. Kurz vor der Zielgeraden hat sich unsere Zeitung bei den insgesamt acht Bewerbern umgehört, wie sie den Wahlkampf bewerten.

In der VG Rengsdorf-Waldbreitbach will sich Eva Kreienkamp (62, freie Bewerberin) gegen drei Männer durchsetzen. „Ich habe viele Gespräche geführt – besonders mit Landfrauen, zugezogenen Städterinnen, Frauen mit und ohne Kinder, Witwen, Alleinerziehenden, Alleinverdienenden, lesbischen und heterosexuellen Frauen. Diese Einsichten haben mich sehr berührt und bereichert“, beschreibt die frühere Vorstandsvorsitzende der Berliner Verkehrsbetriebe ihren ersten Wahlkampf. Die Wahl-Waldbreitbacherin wolle sich für eine Balance zwischen Ökonomie und Ökologie einsetzen.

Eine frühere Topmanagerin, der Erste Beigeordnete der VG und zwei Ortsbürgermeister

Ein erfahrener Wahlkämpfer ist hingegen Achim Braasch (53, freier Bewerber) als langjähriger Ortsbürgermeister von Oberraden und VG-Ratsmitglied der SPD. „Es ist ein intensiver Wahlkampf, geprägt von gegenseitiger Wertschätzung und Fairness unter der Bewerberin und den Bewerbern. Für den freundschaftlichen Umgang miteinander möchte ich mich ausdrücklich bedanken“, sagt Braasch, der bisher Bauamtsleiter in der VG Bad Hönningen ist. Er stehe für Bürgernähe und Verlässlichkeit. Braasch will ein „Bürgermeister für alle Menschen in der VG“ sein.

Von einem unvergleichlichen Wahlkampf spricht Holger Klein (50, FWG), langjähriger Ortsbürgermeister von Melsbach und ebenfalls VG-Ratsmitglied. „Ich glaube, dass es einen solchen Wahlkampf um den Posten des Bürgermeisters in unserer Verbandsgemeinde – die beiden alten VGs eingeschlossen – in dieser Intensität und mit diesem Materialvolumen noch nicht gegeben hat“, so Klein. Anders als bei der gleichzeitig stattfindenden Landratswahl im Kreis Neuwied und der VG-Bürgermeisterwahl in Asbach hätten die Bürger eine „richtige Wahl“. Der Wahlkampf sei unter den Kandidaten „fair und respektvoll“ verlaufen. „Insofern ist mir um die Zukunft der VG und um die Nachfolge unseres amtierenden Verbandsgemeindebürgermeisters Hans-Werner Breithausen nicht bange“, sagt Klein. Der Melsbacher Ortschef sieht sich in der Rolle des Brückenbauers. Klein habe den Vorteil, bisher keine Karriere in der Verwaltung eingeschlagen zu haben, denn so habe der Berufsschullehrer einen anderen Blick auf gewisse Sachverhalte.

Der jüngste Kandidat ist Pierre Fischer (29, CDU), langjähriges Mitglied des VG-Rats und des Waldbreitbacher Ortsgemeinderats. Seit März 2023 hat er das Amt des Ersten Beigeordneten der VG inne und ist seit Juli 2024 Zweiter Kreisbeigeordneter. „Ein solcher Wahlkampf bietet immer Gelegenheit, mit den Bürgerinnen und Bürgern in den Dialog zu treten, ihre Anliegen zu verstehen und gemeinsam Lösungen zu finden. Ich lege großen Wert darauf, transparent und offen zu kommunizieren, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen und eine Politik zu machen, die ihre Anliegen in den Mittelpunkt stellt“, sagt Fischer. Er stehe für eine zukunftsorientierte und bürgernahe Politik. Fischer arbeitet als Finanzbeamter beim Bundeszentralamt für Steuern.

Vier Herren streiten sich in Puderbach um VG-Bürgermeisterposten

Auch in der Verbandsgemeinde Puderbach gibt es einen spannenden Vierkampf. Der in der Kritik stehende Sven Schür (50, freier Bewerber) spricht von einem intensiven und spannenden Wahlkampf, der von vielen persönlichen Begegnungen und ehrlichem Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern geprägt gewesen sein soll: „Gerade der direkte Dialog hat mir gezeigt, wie groß das Interesse an sachlicher lösungsorientierter Politik vor Ort ist“, sagt Schür, der aktuell Ortsbürgermeister von Steimel ist. Er stehe für eine pragmatische, transparente und bürgernahe Verwaltung. „Als Hybridlösung mit Erfahrung aus freier Wirtschaft und Verwaltung möchte ich die VG Puderbach zukunftssicher nachhaltig und menschlich gestalten“, so Schür, der aktuell im Bauamt der VG Rengsdorf-Waldbreitbach tätig ist.

Das Kandidatenquartett vor der Wahl des Bürgermeisters der VG Puderbach: (von links) Patrick Rudolph, Alexander Mohr, Herward Geimer und Sven Schür.
Daniel Dresen

Kandidat Alexander Mohr (47, freier Bewerber) aus Linkenbach bewertet den Wahlkampf unter den Kandidaten als stets fair und respektvoll, aber „im Rahmen des Umfeldes einzelner schon weniger.“ Neutralität von Amts- und Würdenträger sollte laut Mohr ein hohes Gut darstellen. Er freut sich über das „unglaubliche Feedback der Bewohner im Puderbacher Land und der Ortschaft in seinem Wahlkampf. Mohr, Beamter und Ingenieur im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, möchte mit allen Menschen ins Gespräch kommen und auch zuhören können, sich in der Folge an das Gesprochene erinnern, wenn etwas umzusetzen ist. „Unabhängigkeit und Parteilosigkeit – dies ist bei mir Tatsache.“ Zudem möchte er sich mit allen Beteiligten für das Wohl der VG und der Menschen einsetzen, wenn er zum VG-Bürgermeister gewählt werden sollte.

Der Raubacher Kandidat Herward Geimer (48, freier Bewerber) sieht es als Glück an, schon immer in der Heimat im Puderbacher Land verwurzelt und privat, ehrenamtlich und beruflich aktiv zu sein. Er halte es für nicht nachteilig, wenn man Land und Leute und die Region aus eigenem Erleben kenne. „Dennoch bieten die Wahlaktivitäten die Gelegenheit, den Dialog mit den Menschen und der Wirtschaft noch enger zu führen. Gerade der Weg von Haus zu Haus und die dabei geführten Gespräche mit den Menschen brachten mir viel positive Rückmeldung und bestätigten mir, dass eine offene Kommunikation und das Zuhören und Umsetzen der richtige Weg ist, um die Verbandsgemeinde weiter zukunftsfähig zu machen.“

Im Kandidatenquartett sei er derjenige, der nicht aus der Verwaltung, sondern aus der freien Wirtschaft komme. „Dadurch habe ich eine andere Perspektive beim Blick auf Sachverhalte und habe häufig pragmatischere und kreativere Lösungsansätze als sie üblicherweise aus der deutschen Bürokratie kommen, obwohl ich mich durch mein bisheriges Wirken sehr gut innerhalb, aber auch außerhalb der Verwaltungsstrukturen bewegen kann.“ Er laufe nicht unreflektiert jedem Zeitgeist hinterher, so Geimer, der als Selbstständiger in der Immobilienwirtschaft tätig ist.

Dagegen sagte Kandidat Patrick Rudolph (44, freier Bewerber), dass er den Wahlkampf als intensiv, aber persönlich bereichernd empfunden habe, da er mit vielen engagierten Menschen aus verschiedenen Ecken des Puderbacher Landes in den Austausch gekommen sei, denen an einer guten Zukunft der Heimat gelegen sei. Für diese Position steht Rudolph, der aktuell Abteilungsdirektor in der Kreditanstalt für Wiederaufbau ist: „Für eine enge Zusammenarbeit mit allen kommunalpolitischen und gesellschaftlichen Akteuren, um mit Herz und Verstand das Puderbacher Land bestmöglich weiterzuentwickeln.“

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