Ein Biokonverter könnte Wohnquartiere mit Wärme und Energie versorgen, ebenso wie regionale Wärmepumpensysteme oder ein sogenanntes kaltes Nah- oder Fernwärmenetz, das mit niedrigen Übertragungstemperaturen sowohl Wärme als auch Kälte bereitstellen kann. Dazu Sharing-Konzepte im Bereich der Mobilität und Bürgergenossenschaften, die sich gemeinsam um das Thema Energie kümmern und auch davon profitieren. Ideen, die Zukunftsmusik sind, die jedoch bei der Auftaktveranstaltung des Klimaschutzkonzepts der Verbandsgemeinde Unkel, zusammengetragen wurden.
Ergebnisse als Grundlage für weitere Schritte
„Diese Veranstaltung markiert einen wichtigen Meilenstein auf unserem Weg zu einer nachhaltigeren Entwicklung unserer Region“, sagte die Klimaschutzbeauftragte der VG Unkel, Alexandra Pril, zu Beginn der professionell vorbereiteten Veranstaltung. „Im Mittelpunkt des Abends soll die Vorstellung einer umfassenden Energiebilanz, die Identifikation von Potenzialen und die Entwicklung verschiedener Szenarien für die Zukunft stehen. Die Ergebnisse sollen Grundlage für weitere Schritte hin zu einem effizienten und ressourcenschonenden Umgang mit Energie sein“, erläuterte Pril und umriss zusammen mit Janine Sieben, Klimaschutzmanagerin des Kreises, Sabine Schneider von der Energie-Agentur und Denis Reznikow von „Energielenker“, unterstützt durch Zahlen und Grafiken die aktuelle Lage.
Die Veranstaltung im Unkeler Ratssaal war gut besucht. Rund 100 Interessierte setzten sich engagiert mehr als zwei Stunden lang mit dem auseinander, was zumindest theoretisch im Bereich des Klimaschutzes möglich wäre. Es sollte ein Brainstorming zu unterschiedlichen Themenfeldern, wie Mobilität, Wirtschaft, Erneuerbare Energien oder Klimaschutz sein. Dabei ging es nicht darum, Ideen für die Rettung des Weltklimas einzubringen, sondern das zu beleuchten, was vor Ort in der VG und der Region dazu beitragen kann, die Situation zu verbessern. Nach der Einführung waren die Teilnehmer gefordert. Sie wurden in Gruppen aufgeteilt, die sich im rotierenden Verfahren mit allen Themenbereichen auseinandersetzen sollten. Das Expertenteam wurde verstärkte von Sonja Klewitz, Fachbereichsleiterin der Unkeler Verwaltung.
Idee: ÖPNV sollte billiger und besser werden
Die Themen wurden in den Gruppen intensiv diskutiert und die Vorschläge notiert. Private Haushalte, so die Ideen, könnten Flächen entsiegeln und mit Hilfe einer Wärmebildkamera Wärmelecks am Haus aufspüren. Im Bereich der Mobilität spielt der Bürgerbus eine wichtige Rolle, und der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) sollte verbessert und billiger werden. Unter dem Punkt Wirtschaft wurde der Ausbau von Wärmenetzen, und die energetische Optimierung von Betriebsabläufen angesprochen. Unter dem Punkt erneuerbare Energien ging es um Geothermie, Kalt- oder Nahwärmenetze oder den Bau von Agri-PV-Anlagen.
Eins wurde an dem Abend schnell klar. Die erklärten Klimaschutzziele der Bundesregierung, wonach Treibhausgasneutralität bis 2045 erreicht werden soll, sind ein mehr als ambitioniertes Ziel. Die faktische Umsetzbarkeit stand an dem Abend aber nicht im Fokus. Auch der finanzielle Aspekt stand eigentlich nicht zur Debatte und auch nicht ob es die gesetzlichen Rahmenbedingungen schon gibt. Dennoch legte die Veranstaltung den Finger auf viele Wunden, indem sie ganz deutlich aufzeigte, wo überall, im Hinblick auf die Klimaschutzziele in ganz Deutschland und damit auch in Unkel, Handlungsbedarf besteht. Angefangen bei den lokalen und überregionalen Leitungs- und Stromnetzen, die, wie ein Teilnehmer, der vom Fach war erläuterte, bereits jetzt vielfach überlastet sind.
Neue Stromleitungen vonnöten
Sie müssen, das stellte auch Sieben klar, alle erneuert und an die Erfordernisse angepasst werden. „Das heißt, dass alle Straßen aufgerissen und neue Leitungen gelegt werden müssen, um den erneuerbaren Strom überhaupt von A nach B transportieren zu können“, so der Teilnehmer. Eine Behauptung, die Sieben bestätigte. In dem Moment stand die Frage nach der Finanzierung im Raum. Die Teilnehmer bekamen eine erste Idee, wie teuer das Ganze vor für die Bürger werden könnte. „Sollen die Eigentümer den Ausbau der Netze im Rahmen der Wiederkehrenden Straßenausbaubeiträge bezahlen?“, fragte jemand.
Aber es sollte an dem Abend ja nicht um die tatsächliche Realisierbarkeit gehen, sondern es sollte nur zusammengetragen werden, welche Möglichkeiten es theoretisch gibt, die Energieversorgung und damit letztlich auch die Auswirkungen auf das Klima positiv zu beeinflussen. Ob das Ziel der Klimaneutralität bis 2045, das die Bundesregierung vorgegeben hat, auch nur ansatzweise vor dem Hintergrund der exorbitanten Kosten umsetzbar ist, sahen die meisten Teilnehmer kritisch. Es wurde zumindest angezweifelt, dass es in nur 20 Jahren zu schaffen ist, weil so viel zu tun ist.