Vorhaben am Holzbach auf insgesamt 90 Hektar - Kosten mehr als 1,3 Millionen Euro - Hohe Förderung - Weitere Vorteile
Vorhaben am Holzbach im Kreis Neuwied: Schwammlandschaft soll helfen, Hochwasser zu verhindern
Zu sehen sind Retentionsflächen und revitalisierte Feuchtlebensräume am Holzbach, die im Rahmen eines Ausgleichs für Natur und Landschaft angelegt wurden. So ähnlich soll auch die Schwammlandschaft aussehen, die mithilfe des aktuellen Förderprojekts finanziert werden soll.
Hannah Höltermann

Auf 90 Hektar soll am Holzbach im Westerwald eine Schwammlandschaft entstehen. Diese soll Hochwasserschutz bringen und nebenbei noch die Biodiversität steigern.

Lesezeit 3 Minuten

Die Flutkatastrophe im Ahrtal im Sommer 2021 hat sich nachhaltig in die Köpfe eingebrannt. Seitdem ist der Hochwasserschutz wieder deutlich mehr in den Fokus gerückt. „Wir wollen ein weiteres Ahrtal vermeiden“, betonte Ina Heidelbach, die inzwischen in den Ruhestand eingetreten ist, aber vor Kurzem noch als Leiterin des Referats für Umwelt, Natur und Energie der Neuwieder Kreisverwaltung die Pläne rund um die Schwammlandschaft Holzbach erörterte.

Im Ausschuss für Klimaschutz, Energie und Ressourcenwirtschaft, der im Außerschulischen Lernort in Linkenbach stattfand, präsentierte sie die Einzelheiten des Vorhabens, das neben dem Hochwasserschutz weitere wichtige Vorteile bietet.

1 Allgemeine Infos zum Vorhaben: Grundsätzlich dienen, wie es der Name bereits vermuten lässt, Schwammlandschaften dazu, viel Wasser wie ein Schwamm schnell aufzunehmen. Diese bleiben dann lange feucht, so werden Hochwasser abgeschwächt und Trockenheitsphasen reduziert. „Unser Ziel ist es, mit der Hochwasserpartnerschaft Holzbach und dem Katastrophenschutz zusammen den Flüssen und Bächen wieder mehr Raum zu geben“, brachte es Heidelbach im Ausschuss auf den Punkt. Denn man habe gemerkt, die Katastrophen entstünden dadurch, dass sie gerade keinen Raum hätten. Es sei sehr viel an die Gewässer gebaut worden. „Wir setzen uns sehr beim Land dafür ein, dass wir Gewässerrandstreifen bekommen und eben nicht so nah am Fluss oder Bach gebaut wird“, so Heidelbach. Die Schwammlandschaft Holzbach sei eine Möglichkeit, die Gewässerunterhaltung besser und vorsorgender zu gestalten.

Wir wollen ein weiteres Ahrtal vermeiden.

Ina Heidelbach, ehemalige Leiterin des Referats für Umwelt, Natur und Energie der Neuwieder Kreisverwaltung

Insgesamt umfasst das Vorhaben Gesamtmittel von rund 1,36 Millionen Euro. Die Förderquote durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz für finanzschwache Kommunen liegt bei 90 Prozent. Somit beträgt die reine Fördersumme circa 1,2 Millionen Euro, der Kreis muss Mittel von rund 136.000 Euro aufbringen.

Da der Holzbach ein Gewässer zweiter Ordnung ist, kümmert sich der Kreis um die Unterhaltung. Das Vorhaben konzentriert sich auf kommunale Fläche, alles in allem wurden dem Kreis 90 Hektar angeboten auf 400 Einzelflächen. „Es war keine zusammenhängende Fläche notwendig. Wir haben damit die ganze Holzbachaue abgedeckt“, so Heidelbach. An den wichtigen Punkten, also immer vor den Ortslagen, wolle man den Starkregen abfangen.

Es werden viele Arten, die kurz vor dem Aussterben stehen, gefördert.

Ina Heidelbach

2Weitere Vorteile: Neben dem Hochwasserschutz bietet das Vorhaben Schwammlandschaft Holzbach weitere Vorteile. Unter anderem fördert es die Biodiversität, durch die im Kleinen entstehende Schwammlandschaften: „Es werden viele Arten, die kurz vor dem Aussterben stehen, gefördert“, sagte Heidelbach. Und direkt im Anschluss nannte sie einen weiteren Vorteil: „Wir erhöhen den Grundwasserspiegel.“

Beispielsweise in der Verbandsgemeinde Puderbach haben lange Trockenperioden immer wieder zu Wassermangel geführt, sodass die VG mehrfach bereits zum Wassersparen in den Sommermonaten aufgerufen hatte (die RZ berichtete). Dazu erklärte Heidelbach das Prinzip zur Erhöhung des Grundwasserspiegels: „Je mehr man einen Bach oder Fluss in die Breite drückt, desto mehr Feuchtigkeit wird dem Grundwasserleiter zugeführt, sodass der Grundwasserspiegel steigt.“

Unser Ziel ist es, mit der Hochwasserpartnerschaft Holzbach und dem Katastrophenschutz zusammen den Flüssen und Bächen wieder mehr Raum zu geben.

Ina Heidelbach

3Hintergründe und Zusammenarbeit: Die Projektskizze hatte die Kreisverwaltung Neuwied im Jahr 2023 eingereicht und wurde vor Kurzem für die Förderung ausgewählt, im Sommer 2023 startete das Projekt. „Wir haben uns extern begleiten lassen von der Firma Sweco GmbH.“ Für die Konzepterstellung wurden einzelne Verbands- und Ortsgemeinden besucht, hier führte Heidelbach die Verbandsgemeinden Puderbach und Dierdorf an, durch die der Holzbach fließt.

Der Holzbach ist insgesamt 44 Kilometer lang und mündet bei Döttesfeld in die Wied. Heidelbach berichtete mit Blick auf den Hochwasserschutz in den Verbandsgemeinden von neuralgischen Punkten, „wo wir tätig werden sollten“. Ausgetauscht hat sich das Team auch mit den Feuerwehren. Um auch mit der Landwirtschaft nicht in Konflikt zu kommen, stimmte man sich hier laut Heidelbach auch noch ab. An einer Bildung der Schwammlandschaft, die der Hochwasservorsorge diene, seien auch die Landwirte interessiert.

4So geht es nun weiter: Damit der Kreis Neuwied die Förderung aber nun tatsächlich erhält und die erste Auswahl somit bestätigt, muss noch ein formeller Förderantrag bis zum 15. Juni eingereicht werden. „Hier geht es um die echte Umsetzung des Projekts“, so Heidelbach. Also müssen in dem Antrag die konkreten Maßnahmen aufgelistet sein, hier arbeitet die Kreisverwaltung wieder mit Sweco zusammen. „Verpasst man das Datum, kann man keine Förderung bekommen“, unterstrich Heidelbach.

Top-News aus der Region