Nach der enttäuschend niedrigen Wahlbeteiligung von 46,3 Prozent im ersten Wahlgang um das Amt des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde (VG) Rengsdorf-Waldbreitbach schlagen drei Ortsbürgermeister Alarm. Vor der an diesem Sonntag, 27. April, stattfindenden Stichwahl zwischen Pierre Fischer (29, CDU) und Achim Braasch (53, freier Bewerber) richten Rüscheids Ortschef Marcus Asbach, Anhausens Ortschef Heinz-Otto Zantop und Thalhausens Ortschefs Florian Schäfer einen dringenden Appell an die Wahlberechtigten in den 20 Dörfern: „Nutzt euer Wahlrecht!“
„Das Wahlrecht ist in meinen Augen auch eine Verpflichtung. Durch das Nichtwählen suggeriert man Gleichgültigkeit. Das war erschreckend bei der Wahl.“
Florian Schäfer, Ortsbürgermeister von Thalhausen
In ihren eigenen drei Dörfern lag die Wahlbeteiligung noch unter dem Durchschnittswert: In Anhausen waren es gerade einmal 37,9 Prozent, in Thalhausen lag der Wert bei 40,5 Prozent und in Rüscheid bei 42 Prozent. „Das Wahlrecht ist in meinen Augen auch eine Verpflichtung. Durch das Nichtwählen suggeriert man Gleichgültigkeit. Das war erschreckend bei der Wahl. Ich weiß nicht, woran es liegt, dass die Politik vor Ort niemanden interessiert. Hier werden die Entscheidungen getroffen, die das Alltagsleben erleichtern“, sagt Thalhausens Ortschef Florian Schäfer.

Alle drei Ortsbürgermeister beobachten eine gewisse Wahlmüdigkeit nach der Europa- und Kommunalwahl im Sommer 2024 und der in diesem Februar vorgezogenen Bundestagswahl. Nach Ansicht von Rüscheids Ortsbürgermeister Marcus Asbach sei auch die Art und Weise, wie der Wahlkampf in der VG teilweise geführt werde, ein Grund, warum die Menschen der Wahlurne fernbleiben würden. „Es ist ein polarisierender Wahlkampf: Es gibt so ein bisschen Berg gegen Tal. Das finde ich ein wenig schade. Wir haben jedoch glücklicherweise keine Puderbacher Verhältnisse hier“, sagt Asbach.
„Es ist kein Geheimnis, dass die VG Rengsdorf und die VG Waldbreitbach noch nicht richtig zusammengewachsen sind.“
Marcus Asbach, Ortsbürgermeister von Rüscheid
Der Rüscheider Ortschef befürchtet, dass die Wahlbeteiligung an diesem Sonntag noch einmal schlechter ausfallen wird. „Es ist kein Geheimnis, dass die VG Rengsdorf und die VG Waldbreitbach noch nicht richtig zusammengewachsen sind“, meint Asbach fast siebeneinhalb Jahre nach der Fusion der beiden Verbandsgemeinden. Die Stichwahl am Sonntag sei eigentlich die wichtigste Wahl des Jahres für die Menschen in den 20 Dörfern. Doch das sei den mehr als 21.000 Wahlberechtigten offensichtlich bislang nicht bewusst geworden. In Rüscheid selbst habe Asbach das Gespräch mit den Bürgern gesucht, sie für die Teilnahme an der Wahl zu motivieren.
Viele Bürger kennen Unterschied zwischen VG- und Ortsbürgermeister nicht
Der Rüscheider Ortschef teilt die Meinung seines Melsbacher Kollegen Holger Klein (FWG), der nach dem ersten Wahlgang als VG-Bürgermeisterkandidat ausgeschieden war, dass die Bürgermeisterwahl hinsichtlich der Wahlbeteiligung besser zeitgleich am Tag der Bundestagswahl hätte stattfinden sollen. Eine Zusammenlegung war allerdings rechtlich nicht möglich.
Ein großes Problem sei auch, dass viele Menschen in der VG nicht wüssten, was eigentlich hinter dem Konstrukt Verbandsgemeinde steckt. „Angesichts der Wahl haben mich viele gefragt, ob ich denn nicht mehr Ortsbürgermeister sein mag“, berichtet der Rüscheider Ortschef über mangelndes Wissen, was den Unterschied zwischen dem VG- und dem Ortsbürgermeister angeht. Das Konstrukt Verbandsgemeinde ergibt in seinen Augen dennoch weiterhin Sinn. „Sie macht sehr viel für uns. Das kann eine kleine Gemeinde gar nicht leisten“, so Asbach, der die Interessen des 800-Seelen-Ortes Rüscheid vertritt.

Duell ums Rathaus: Fischer und Braasch vor Stichwahl
Pierre Fischer oder Achim Braasch? Die Wähler in der VG Rengsdorf-Waldbreitbach entscheiden am Sonntag (27. April) bei der Stichwahl um das Amt des VG-Bürgermeisters über den Nachfolger von Hans-Werner Breithausen.