Kurz vor der Infomesse im Dierdorfer Stadtteil Giershofen am Dienstag, 3. Juni, zum Windpark Märkerwald übt die Naturschutzinitiative (NI) in einer Pressemitteilung harsche Kritik an den Windenergieplänen im Kreis Neuwied. Unter anderem stellt der Verein aus Quirnbach in der VG Selters im Westerwald den Sinn der Infomesse infrage. Zudem prangert die NI an, dass die Windkraftplanung ohne Rücksicht auf die Natur erfolge.
Harsche Kritik an der Infomesse
Die Infomesse zum geplanten Windpark Märkerwald beginnt am Dienstag, 3. Juni, um 17 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus im Dierdorfer Stadtteil Giershofen. Laut einer Pressemitteilung informiert Projektentwickler Abo Energy auf Stellwänden etwa über den Natur- und Artenschutz, Schall- und Schattenwurf, den Bau der Windkraftanlagen und finanzielle Zuwendungen an die Gemeinde. In der nun publizierten Pressemitteilung prangert die NI die Veranstaltung deutlich an: „Welchen Sinn soll eine Infomesse für die Bürger haben, wenn der Antragsteller die Planungsunterlagen längst zur Genehmigung eingereicht hat? Für uns handelt es sich daher um eine reine Schauveranstaltung.“ Im RZ-Artikel zur Infomesse sagte Lena Fritsche (Abo Energy) beispielsweise: „Gern beantworten wir auch kritische Fragen.“ Weiterhin heißt es unter anderem in der Pressemitteilung, dass das Hauptaugenmerk aller Beteiligten offensichtlich nur auf dem erheblichen Gewinn auf Kosten unserer Lebensgrundlagen liege, ist die NI überzeugt. Doch generell sind die Windkraftvorhaben in der Region der NI ein Dorn im Auge.
Allein auf den vorbelasteten kommunalen Flächen an der A3 in Groß- und Kleinmaischeid sowie Dierdorf und Sessenhausen (Westerwaldkreis) sind 19 Windenergieanlagen (WEA) durch den Energieversorger Vattenfall und dem Projektentwickler wiwi consult geplant. Dazu kommen die acht geplanten Windräder des Windparks Märkerwald. Alle Anlagen befinden sich inzwischen im Genehmigungsverfahren. Wie viele Anlagen genehmigt werden, ist derzeit noch offen.

Diese Anlagen würden sich laut der NI ziemlich regelmäßig auf das circa acht Kilometer lange und zwei Kilometer breite Waldgebiet verteilen. Weitere Planungen bestünden, so heißt es in der NI-Pressemitteilung, durch die Stadt Neuwied und dem Regionalversorger EVM für den Heimbacher Wald, außerdem gebe es geplante Standorte bei Anhausen, Meinborn, Rengsdorf, Straßenhaus, Urbach und Neuwied mit etwa 15 Anlagen.
„Maß- und zügellose Wind-Tsunami-Welle“
Zudem erwähnt die NI die Potenzialflächen für weitere Standorte auf dem Waldgelände in Groß- und Kleinmaischeid, das im Besitz des Fürstenhauses zu Wied ist. In Großmaischeid sind es drei potenzielle Standorte, in Kleinmaischeid einer. Überdies spricht die NI auch von einem Vorhaben bei Datzeroth, wo eine noch nicht konkrete Anzahl von Anlagen im Gespräch sei. Auch in angrenzenden Kreisgebieten gibt es laut NI weitere Windkraft-Planungen: „Damit rollt im landschaftlich bedeutenden Naturraum zwischen Rhein und Westerwald mit über 40 absehbaren WEA eine maß- und zügellose Wind-Tsunami-Welle über das Land“, drückt sich die NI drastisch aus. Und sie ergänzt, dass viele Bürger sich zurecht fürchten würden, dass sich diese liebliche Erholungslandschaft im Naturpark Rhein-Westerwald zu einer Industrielandschaft umwandeln werde. Wie Vattenfall etwa kürzlich auf Anfrage durchblicken ließ und auch ein großer Teil der Bürger, die unsere Zeitung auf den bisherigen Windpark-Infoveranstaltungen antraf und mit denen sie ins Gespräch kam, bestehe zumindest für die geplanten WEA an der vorbelasteten A3 insgesamt auch eine hohe Akzeptanz mit Blick auf die Energiewende.
Zudem seien die Windkraftplanungen laut NI ohne Rücksicht auf die Natur. Eine Gegenüberstellung von Vorgaben des Landes für die Regionalplanung und lokalen Windkraftplanungen zeige laut Diplom-Biologe Immo Vollmer, Naturschutzreferent der NI, dass regionale Windkraftplanungen ohne Rücksicht auf die Schutzbedürftigkeit der Natur und der mittlerweile hohen Empfindlichkeit klimaaktiver Wälder stattfinden würden. Ein weiterer Bericht zur Kritik der NI folgt.

Windkraft: Abo Energy lädt zur Infomesse ein
Bürgerinnen und Bürger können sich am 3. Juni in Giershofen über den geplanten Windpark Märkerwald informieren. Einige Infos sind bereits zum Projekt bekannt – in der VG Dierdorf könnten in den nächsten Jahren viele Windräder errichtet werden.