Blick in die Stadtteile: Wie die Parteien in den jeweiligen Bezirken abgeschnitten haben
Von Hochburgen und politischem Niemandsland: So haben die Parteien in den Neuwieder Stadtteilen abgeschnitten
Wahl in der Neuwieder Eishalle
Bei der Kommunalwahl werden die Stimmzettel sorgfältig ausgewertet, schließlich kommt es auf jede Stimme an. Foto: Jörg Niebergall
Jörg Niebergall

Wo hat die Papaya-Koalition ihre Stimmen verloren, wo ist die Hochburg der SPD - und welcher Neuwieder Stadtteil ist besonders extrem? Die RZ hat einen genaueren Blick auf die Zahlen zur Stadtratswahl geworfen.

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Für die Parteien der Papaya-Koalition war es eine Kommunalwahl zum Vergessen. Das Bündnis aus CDU, Grünen und FWG, das in den vergangenen fünf Jahren den Kurs in der Stadtpolitik bestimmt hat, hat insgesamt fünf Mandate eingebüßt und ist seine Mehrheit los. Allerdings lief die Wahl für die Papaya-Parteien nicht überall schlecht, wie ein Blick in die Ergebnisse der Stadtteile zeigt. Wir haben uns die Daten einmal näher angeschaut.

Gladbach und Heimbach-Weis waren bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren die Hochburgen der CDU. Dort schneiden die Christdemokraten auch im Jahr 2024 überdurchschnittlich gut ab; in Heimbach-Weis holen sie mit 40,9 Prozent ihr bestes Ergebnis – was allerdings 2,6 Prozentpunkte weniger sind als 2019. Dafür konnte die CDU andernorts zulegen, etwa in Feldkirchen und in Engers, wo sie jeweils besser abschneidet als alle anderen Parteien. Das gelang den Christdemokraten außerdem noch in Altwied, Block, Irlich und Torney.

SPD liegt sechsmal vorn

Insgesamt liegt die CDU damit in acht der 14 Stadtteile vorn, in den anderen sechs landet sie auf Rang zwei, jeweils geschlagen von der SPD. Die Sozialdemokraten fahren ihr bestes Ergebnis mit 28,4 Prozent in Segendorf ein. Das sind 9 Prozentpunkte mehr als die CDU, die dort ihr schlechtestes Ergebnis verbucht. Gleichwohl zeigt der Blick in die Vergangenheit einen drastischen Niedergang für die SPD: Vor zehn Jahren holten die Genossen in Segendorf noch 46,5 Prozent.

Zurück zu den anderen beiden Papaya-Partnern, den Grünen und der FWG. Die Grünen mussten in allen Stadtteilen Verluste hinnehmen, im Stadtrat sind sie künftig nur noch die viertstärkste Fraktion und müssen den Blick eher nach unten als nach oben richten. Das spiegeln auch die Ergebnisse in den Stadtteilen wider. Dort laufen die Grünen zwar siebenmal auf Rang vier ein, aber in den sieben anderen Bezirken schneiden sie schlechter ab. In Segendorf, wo die Grünen gut 8 Prozentpunkte gegenüber 2019 verlieren, reicht es sogar nur noch zu Platz fünf. Am besten schneiden die Grünen mit 11 Prozent in Gladbach ab, am wenigsten Wähler mobilisieren sie in Block (4,7 Prozent).

Auch auf Personen kommt es an

In Irlich, Oberbieber, Segendorf und Rodenbach schneidet die FWG als viertstärkste Kraft ab. Insgesamt holt die Partei annähernd so viele Stimmen wie vor fünf Jahren, im Detail zeigen sich aber interessante Verschiebungen, die unterstreichen, dass es bei einer Kommunalwahl nicht nur auf Parteien, sondern auch auf Persönlichkeiten ankommt. So kann die FWG zum Beispiel in Segendorf und Rodenbach ordentlich zulegen – in zwei Stadtteilen also, in denen sie auch mit eigenen Ortsvorsteherkandidaten angetreten ist. Und auch der FWG-Spitzenwert von 13,2 Prozent in Irlich dürfte damit zusammenhängen, dass so umtriebige FWG-Leute wie Lars Ebert und Jörg Niebergall aus diesem Stadtteil kommen.

Denselben Effekt kann man auch bei der FDP sehr gut beobachten. Die Liberalen holen mit 7,1 Prozent die meisten Stimmen in Altwied, dem Heimatstadtteil ihres Spitzenkandidaten Dietrich Rühle. Überall sonst verbucht die FDP Ergebnisse zwischen 1,6 und 4,8 Prozent.

Torney – ein Stadtteil der Extreme

Wo nicht Grüne oder FWG die viertmeisten Stimmen einsammeln, da gelingt es dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Das ist in Block, Heddesdorf und Torney der Fall. In Torney holt die neue Partei ihren höchsten Stimmenanteil mit 9,8 Prozent.

Apropos Torney: Das ist gewissermaßen der Stadtteil der Extreme. Nicht nur das BSW holt dort sein bestes Ergebnis, auch die extrem rechte AfD tut es. Mit 27,6 Prozent der Stimmen holt die AfD in Torney sogar die zweitmeisten Stimmen. Extrem – in diesem Fall: extrem schlecht – sind in Torney die Stimmenanteile von SPD, FDP und Linken, die dort jeweils ihr jeweils schlechtestes Ergebnis verbuchen müssen. Für sie ist Torney nahezu politisches Niemandsland.

Engers ignoriert die Wählergruppe Etscheidt

Die Linken haben die ihre meisten Wähler in der Innenstadt. Dort kommen sie immerhin auf 3,1 Prozent. Auch vor fünf Jahren war die Innenstadt die Hochburg der Linken, damals aber noch mit einem Stimmenanteil von 5,9 Prozent. Überhaupt haben die Linken in allen Stadtteilen an Unterstützung verloren.

Bleibt noch der Blick auf „Ich tu’s“ und die Wählergruppe Etscheidt. „Ich tu’s“ schneidet ebenso wie die Linke in der Innenstadt am besten ab und kommt dort auf 6,7 Prozent. Über 5 Prozent liegt die Initiative auch in Heddesdorf und Irlich, am wenigsten Stimmen sammelt sie in Block und Engers (jeweils 1,1 Prozent).

Die Wählergruppe Etscheidt kann in Engers ebenfalls so gut wie gar nicht punkten und verzeichnet dort mit gerade einmal 0,2 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis. Am besten schneidet sie in Segendorf ab, wo sie 3,4 Prozent der Stimmen erhält.

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