Viele Menschen nehmen Anteil an dem Erlebnis eines Ehepaars in der zentralen Notaufnahme in Neuwied. Fünf Stunden hatte die 70-jährige Deichstädterin nach einem Sturz auf den Rücken dort gewartet. Mehr als drei Stunden seien vergangen, bis sie medizinisches Personal gesehen hätten, berichteten die Senioren aus dem Marienhaus-Krankenhaus St. Elisabeth.
Einige Leser, die sich in den sozialen Medien äußern, kennen die Situation aus Neuwied, aber auch aus anderen Krankenhäusern in der Region. Dass es, anders als es das Ehepaar erinnert, im Elisabeth-Klinikum kürzere Wartezeiten gegeben habe, können einzelne Deichstädter nicht bestätigen. Ob Hundebiss oder Schlaganfall: Viele können von langer Wartezeit berichten.
„Wenigstens wurde regelmäßig nach uns geschaut, Fieber gemessen und medikamentös darauf reagiert.“
Eine Mutter
Sie hätte mit ihrem Kind nach einem Schulunfall neun Stunden dort gesessen, berichtet eine Mutter auf der Facebook-Seite der Rhein-Zeitung. Mit einem fiebernden Kleinkind hatte sich nach eigener Schilderung eine weitere Frau Anfang 2024 sechs Stunden in der Notaufnahme des St. Elisabeth aufgehalten und sagt: „Wenigstens wurde regelmäßig nach uns geschaut, Fieber gemessen und medikamentös darauf reagiert.“
Man könne ja in den meisten Fällen seinen eigenen Zustand nicht richtig einschätzen, verleiht eine Frau der Unsicherheit der Patienten in der stundenlangen Wartezeit Ausdruck. Das war es auch, was die 70-jährige Neuwiederin umgetrieben hat. Nachdem sie auf der Treppe auf ihren Rücken gefallen sei und im Rollstuhl in die Notaufnahme gefahren wurde, habe sie Angst gehabt, dass ein Wirbel gebrochen sei, sagt sie; auch das Wort „Querschnittslähmung“ fällt.
Kritik in Richtung Politik
Die schlechte Kommunikation in diesem und anderen Krankenhäusern bemängeln einige, darunter eine Frau, deren Mann nach einem Zusammenbruch mit dem Rettungswagen in die Notaufnahme gekommen war. Sie habe fünfeinhalb Stunden gewartet, ohne Information, ob und wann ihr Mann aufgenommen würde. „Alle wichtigen Angaben, die wir an der Anmeldung gemacht haben, wurden nicht weitergegeben an die Station“, sagte die Frau und nennt als Beispiel den Medikamentenplan für den Diabetiker.
Die Politik nehmen viele in die Kritik, von der Bundesregierung bis zum Landrat. Man könne den Ärzten und dem Pflegepersonal keinen Vorwurf machen, stellt eine Frau fest. Die Teams in den Notaufnahmen gingen oft über ihr persönliches Limit hinaus, so ein Mann. „In Altenkirchen wären die Menschen froh, sie hätten eine Notaufnahme“, merkt ein Mann an.
Notfälle, die keine sind, und viel Bürokratie
Ja, die Kollegen hätten Stress: „Weil manche mit Notfällen kommen, die keine sind, weil sie nur wenige Verständnis mitbringen, weil wir mittlerweile in Bürokratie ersticken, weil immer weniger Menschen immer mehr älter werdende Menschen versorgen müssen“, stellt Dietmar Bochert, Pressesprecher der Marienhaus-Gruppe, die Seite der Pflegekräfte dar. „Das Einstiegsgehalt in der Pflege liegt bei rund 3800 Euro“, tritt er Vorurteilen entgegen. Beschäftigte des ehemaligen DRK-Krankenhauses seien übernommen worden. Diese seien in die neue und digitale Technik eingearbeitet worden.

Nach Treppensturz fünf Stunden in Neuwieder Notaufnahme
„Nicht schön“ nennt ein Ehepaar seine Erfahrung in der nunmehr einzigen Notaufnahme in Neuwied. Mehrere Stunden habe die Frau nach einem Sturz auf den Rücken warten müssen, bis sie behandelt wurde. Das sei vor April anders gewesen, sind sie sicher.
Was ein Notfall ist
Ein Notfall sei in der Regel gegeben, wenn eine Person nicht mehr ansprechbar sei, extreme Schmerzen habe oder unter sehr starkem Blutverlust leide, erklärt Dietmar Bochert, Pressesprecher der Marienhaus-Gruppe, bei Facebook: „Dann immer 112 wählen. Bei Verkehrsunfällen oder Gewaltverbrechen immer 110. Bitte auch immer möglichst genau schildern, was vorliegt.“ Eine Notaufnahme im Krankenhaus diene grundsätzlich zur Erstversorgung von Notfall-Patienten, bei denen anschließend eine stationäre Versorgung notwendig werde. „Bei allen anderen akut auftretenden Gesundheitsproblemen zu den üblichen Sprechstundenzeiten den Hausarzt kontaktieren oder aufsuchen, an Abenden, Wochenenden oder Feiertagen die 116117 anrufen. Sie empfehlen dann entweder die entsprechende Bereitschaftsdienstpraxis oder das Krankenhaus“, rät Bochert.