Pascal Groothuis ist seit knapp einem Jahr im Vorstand der Landesvertretung
Vettelschoßer vertritt 400 000 Schüler im Land: Mit Ministerin über Corona-Maßnahmen verhandelt
Pascal Groothuis will in seiner zweiten Amtszeit bis Ende des Jahres unbedingt noch etwas zur Verbesserung der mentalen Gesundheit der Schüler erreichen. Foto: privat

Vettelschoß. Er vertritt die Meinung von rund 400.000 Schülern in Rheinland-Pfalz, verhandelt mit der Landesbildungsministerin über Corona-Themen und kämpft dafür, dass mehr für die mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen getan wird. Der Vettelschosser Pascal Groothuis ist seit knapp einem Jahr Vorstandsmitglied der Landesschülervertretung und fordert einen Ausgleich für zwei von der Pandemie „gestohlene Jahre“.

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„Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, es wäre immer einfach gewesen“, sagt Groothuis. Viel Zeit, die andere 18-Jährige mit Freunden oder der Familie verbringen, geht bei ihm auf sein Ehrenamt drauf. „Aber man merkt, man kann etwas bewegen“, betont er. „Ich kann darin aufgehen.“

Am Anfang war er „unfassbar eingenommen“, von seinem Amt. „Der junge Mann aus Vettelschoß trifft die hohen Politiker aus Rheinland-Pfalz.“ Er nahm jeden Termin mit, wollte alles kennenlernen. Jetzt, in seiner zweiten Amtszeit, weiß er seine Kräfte und seine Zeit einzuteilen, hat gelernt, welche Termine wirklich wichtig sind, und, dass die „Ministerin auch nur ein Mensch ist“. Und er stellt auch fest: „Da läuft nicht alles rund“, meint Groothuis, der sich auch in der Jugendvertretung von Vettelschoß engagiert. Fünf Termine an einem Tag in Mainz kommen trotz allem noch vor.

Als Vorstandsmitglied vertritt der 18-Jährige inhaltlich das Grundsatzprogramm, das die Landesschülerkonferenz beschlossen hat. „Wir vertreten viele Punkte, die sehr radikal sind“, meint er und nennt die Abschaffung der Noten und die Absenkung des Wahlalters. „Dafür bekommt man nicht nur Applaus“ und wird von der Politik manchmal auch nicht ganz für voll genommen.

Aber in Zeiten von Corona wurde anderes wichtiger, und die Landesschülervertretung konnte sich über eine Aufmerksamkeit freuen, wie sie sie in der Vergangenheit selten erlebt hat. „In viele Entscheidungen waren wir eingebunden“, betont Groothuis. Auch wenn die Landespolitik am Ende manchen Beschluss gegen den Willen der Schülervertreter getroffen hat. Einige Lockerungen gingen den Jugendlichen zum Beispiel zu schnell.

„Wir haben gesagt, wir brauchen Sicherheit, Masken, Tests und mehr Impfungen an Schulen“, erzählt der Gymnasiast, der auch von Schülern aus dem Kreis Neuwied immer mal wieder zu Corona-Problemen angesprochen wurde. Das Problem aus ihrer Sicht zu dem damaligen Zeitpunkt: Es gab viele Infektionen an den Schulen. Die Schüler hatten zwar meistens milde Verläufe, aber Studien, ob sie später an Long Covid erkranken, lagen noch nicht vor. Dass sich das Landesbildungsministerium über die Bedenken hinweggesetzt hat, hat auch innerhalb des Vorstands „zu starken Diskussionen geführt“.

Argumentieren, diplomatisches Geschick, Zeitmanagement – Groothuis ist überzeugt, dass er aus seiner Zeit im Vorstand der Landeschülervertretung viel für seine persönliche Zukunft mitnimmt. Seine Amtszeit geht noch bis Ende des Jahres, im kommenden Jahr will er das Abitur machen und danach vielleicht Politik studieren. Sich mit der theoretischen Perspektive zu beschäftigen, das reizt ihn, erzählt der 18-Jährige, der bereits seit der siebten Klasse in der Schülervertretung mitarbeitet und dann über die Kreisschülervertretung im vergangenen Jahr auf die Landesebene gekommen ist.

Für den Rest seiner zweiten Amtszeit sind Groothuis zwei Punkte ganz wichtig. „Zentral war und ist die mentale Gesundheit der Schüler“, meint er. „Das hat sich unter Corona noch verschärft.“ Auch die Klimakrise und der Ukrainekrieg gehen an Schülern aus seiner Sicht nicht spurlos vorbei. „Wir brauchen mehr Schulsozialarbeit“, betont er. Deswegen findet er es gut, dass das Land Geld in diesen Bereich investiert. „Ziel muss sein, dass alle Gymnasien einen Schulsozialarbeiter haben.“

Er selbst hat dieses Angebot nach seinem Wechsel von der Realschule plus vermisst: Mal mit jemanden von außen über das sprechen zu können, was einen abseits des Lernstoffs bewegt. „Mentale Probleme dürfen kein Tabuthema mehr sein“, fordert der 18-Jährige, der ganz selbstverständlich immer das Gendersternchen als Pause mitspricht und geschlechtsneutral etwa Schüler*innen sagt.

Corona hat aus seiner Sicht die Situation verschärft und „uns zwei Jahre gestohlen“. Zwei Jahre, in denen sich besonders Jugendliche wegen geschlossener Clubs und oft verbotener Treffen Gleichaltriger nicht so entwickeln konnten wie es in dem Alter eigentlich normal wäre. „Das lässt sich vollumfänglich nicht wieder gut machen“, meint Groothuis, der seinen 18. Geburtstag auch nicht feiern konnte. Wenigstens einen Ausgleich wünscht er sich.

Das zweite für ihn wichtige Projekt ist die Initiative Schule der Zukunft. Wie sieht eine zukunftsträchtige Schule aus? Darüber wird diskutiert. „Da bin ich total gespannt drauf“, sagt der Vettelschosser, obwohl er selbst davon wohl nicht mehr profitieren wird.

Von unserer Redakteurin Yvonne Stock

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