Ehemaliger Umsiedlerbetreuer wurde 94 Jahre alt - 116 000 Mennoniten betreut
Verdienste rund um die Umsiedlung von Mennoniten: Hans von Niessen in Neuwied gestorben
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Freiher Hans von Niessen kam mit seiner Frau im Jahr 1970 nach Deutschland. Umsiedlerbetreuer wurde er ab 1973. Foto: Horst Martens
Horst Martens

Neuwied. Bei der Betreuung mennonitischer Russlanddeutscher bei ihrer Umsiedlung nach Deutschland hat sich Freiherr Hans von Niessen große Verdienste erworben. Dafür wurde er mit dem Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Jetzt ist von Niessen nach kurzem Leiden im Alter von 94 Jahren in Neuwied gestorben.

Selbst Russlanddeutscher wurde von Niessen am 20. Dezember 1928 als Sohn mennonitischer Eltern in einem Dörfchen in der Nähe von Dnepropetrowsk geboren. Sein Leben zeichnete sich durch eine epochale Vielfalt aus: Zeitzeuge des Stalinismus, Weltkriegssoldat als 17-Jähriger, Flucht nach Paraguay, Pionierarbeit beim Aufbau der mennonitischen Siedlung Neuland im Chaco Paraguays, Leiter der kirchlichen Gemeinde, Leiter der Zentralschule Neulands, Lehrer, Pastor und Umsiedlerbetreuer in Deutschland – letzteres von 1973 bis 1999.

116 000 Umsiedler in Deutschland betreut

Nach Deutschland übersiedelte er aus gesundheitlichen Gründen gemeinsam mit seiner Frau im Jahr 1970. Wenig später übernahm er die Leitung der Gemeinde in Neuwied. Dann bekam er das Angebot, die Umsiedlerbetreuung zu managen. Rund 116.000 russlanddeutsche Mennoniten hat von Niessen nach ihrer Einwanderung in Deutschland betreut und sie beim Aufbau ihrer Existenz unterstützt. Ihre Integration ist auch sein Verdienst. Bei seinem Vorgehen ging er von einer starken Gruppenzugehörigkeit aus: Er suchte städtische oder dörfliche Bereiche, in denen sich große Gruppen gemeinsam ansiedeln konnten. Das Ergebnis waren 175 neue Gemeinden.

Seine Aufgaben und Ämter hatte Hans von Niessen zuletzt abgegeben. Aber bis ins hohe Alter stand er noch ab und zu auf der Kanzel und predigte. Nach kurzer, aber schwerer Leidenszeit ist er im Kreise seiner Familie gestorben. Er hinterlässt die Kinder Elfriede, Peter, Marlene und die Pflegetochter Carin sowie 18 Enkelkinder, 28 Urenkel und zwei Ururenkel. red

Die Trauerfeier ist am Freitag, 28. Oktober, um 10.30 Uhr in der Mennonitengemeinde Neuwied-Irlich.

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