Beigeordneter erwidert Kritik am Baugebiet in Rengsdorf
Unterschriften gegen enge Bebauung
Das Areal in Rengsdorf, das für das geplante Baugebiet infrage kommt, ist zu einem guten Teil mit teils alten Streuobstbäumen besetzt. Für die gilt ab diesem Jahr ein besonderer Schutz. Foto: Lutz Renoldi
Lutz Renoldi

Rengsdorf. In Rengsdorf hat sich Widerstand gegen das geplante Neubaugebiet „Schauinsland/Auf den Weiden“ mit etwa 60 Bauplätzen auf knapp 30.000 Quadratmetern unweit der Tennisplätze formiert. Jetzt haben sich Anlieger um Lutz Renoldi an die RZ gewandt, um auf Probleme hinzuweisen, die aus ihrer Sicht eng mit den Plänen von Ortsgemeinde und Investor zusammenhängen.

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Dabei weist Renoldi zunächst darauf hin, dass die Bürger nicht generell gegen das Baugebiet sind: „Uns stört aber die Art und Weise, wie das durchgedrückt werden soll und zudem die geplante intensive Bebauung der Fläche.“

Seit März 2022 gibt es dieses neue Bundesgesetz, in dem Streuobstwiesen als Biotope deklariert sind.

Lutz Renoldi, Anlieger des Baugebietes

Grundsätzlich infrage gestellt sehen die Gegner die Planungen für das Baugebiet zudem durch den inzwischen geltenden Naturschutz für Streuobstwiesen. „Seit März 2022 gibt es dieses neue Bundesgesetz, in dem Streuobstwiesen als Biotope deklariert sind“, sagt Renoldi im Gespräch mit der RZ. Dabei spricht er von 64 Obstbäumen, die wegen des Baugebietes verschwinden würden. Das Gesetz vor Augen bezeichnet er die Planung aus dem Jahr 2021 als „mittlerweile überholt“.

Doch das ist nicht der einzige Punkt, der die Bürger um Renoldi stört. Als problematisch sehen sie die geplante „intensive Bebauung“ an. „Da ist von Grundstücken von 300 Quadratmetern die Rede, damit möglichst viele Häuser gebaut werden können. Eigentlich ist dort eine Grundstücksgröße von 500 Quadratmetern vorgegeben, um genügend unbebautes Land zu erhalten“, sagt Renoldi. Die geplanten Mehrfamilienhäuser würden das Ganze noch verstärken, abgesehen von einem weiteren Punkt, den die Kritiker anrühren. Die Rede ist von der geplanten neuen Verkehrsanbindung des Baugebietes über die Beyerstraße und dann zur ehemaligen B 256 unterhalb von Monte Mare. Zum einen führe die neue, sechs Meter breite Straße am Spielplatz vorbei, was die Gefahr für die Kinder erhöhe. Zum anderen vermuten die Anlieger um Renoldi, dass die geschätzten 180 zusätzlichen Fahrzeuge der Häuslebauer dann eher durch die enge Melsbacher Hohl fahren würden als über die neue Verkehrsführung.

Schließlich stört die Kritiker der Baugebietsplanung, dass die Ortsgemeinde dem Investor, der BPD GmbH Koblenz, trotz der angepeilten intensiven Bebauung „so den roten Teppich ausrollt und nicht im Sinne der Anlieger handelt“. Sie verweisen auf einen bestehenden Bebauungsplan für einen Teil des Areals, der auch die Art der Bebauung regeln würde – und mit dem die Anlieger gut leben könnten. „Stattdessen versucht die Ortsgemeinde, dem Investor gute Konditionen einzuräumen, damit sie nicht selber in die Erschließung des Baugebietes investieren muss“, so Renoldi. Seitens des Rates werde Angst geschürt, dass der Investor andernfalls abspringen könnte.

Die Kritiker des Baugebietes haben deshalb Flyer ausgelegt und damit eine Unterschriftenaktion initiiert. Zum Zeitpunkt des Gespräches mit Lutz Renoldi hätten bereits 200 Rengsdorfer unterschrieben, sagt er.

Wenn Anlieger beim Baugebiet Probleme sehen, warum suchen sie da nicht den direkten Draht zum Rat.

Beigeordneter Marc Dillenberger

Dem Beigeordneten Marc Dillenberger, der gegenwärtig Ortsbürgermeister Christian Robenek vertritt, ist die Protestaktion bekannt. Wie er auf Nachfrage unserer Zeitung erklärt, kann er das Vorgehen allerdings nicht nachvollziehen. „Wenn Anlieger beim Baugebiet Probleme sehen, warum suchen sie da nicht den direkten Draht zum Rat“, fragt er.

Was die Kritik an der Planung angeht, bezieht Dillenberger ebenfalls Stellung. Dabei verweist er auf den Umstand, dass der Eigentümer des Grund und Bodens nicht nur Teile seines Besitzes veräußern wollte, sondern die Gesamtfläche. „Und da sind wir natürlich froh, dass wir einen Investor gefunden haben, der diesem Ansinnen entspricht. Das ist in der Tat ein sehr wichtiger Grund für die Zusammenarbeit, denn der Kaufpreis im mittleren einstelligen Millionenbereich ist für die Kommune wahrlich kein Pappenstiel“, sagt Dillenberger und macht deutlich, was es andernfalls bedeuten würde: „Wenn die Ortsgemeinde diese Flächen hätte kaufen müssen, um ein Baugebiet zu entwickeln, hätten wir die Grundsteuer für alle Bürger um etwa 300 Prozent anheben müssen.“ Dabei falle eine weitere Grundsteuererhöhung für die Rengsdorfer nicht ins Gewicht, die es wegen der Vorgaben des Landes zum kommunalen Finanzausgleich in vielen anderen Kommunen gibt. „Denn diese Steueranhebung werden wir nicht mitmachen“, erklärt der Beigeordnete. Mit diesem Vorgehen versuche die Kommune, auch jungen Familien die Möglichkeit eines eigenen Heimes einzuräumen.

Die Bedenken der Bürger nehmen wir ernst. Träger öffentlicher Belange werden am Verfahren beteiligt. Da spielt dann auch der Naturschutz eine Rolle. Alle Einwendungen finden dann Eingang ins Verfahren.

Marc Dillenberger

Den geltenden Schutz für die Streuobstwiese sei dem Rat bekannt. Dazu sagt Dillenberger: „Die Bedenken der Bürger nehmen wir ernst. Träger öffentlicher Belange werden am Verfahren beteiligt. Da spielt dann auch der Naturschutz eine Rolle. Alle Einwendungen finden dann Eingang ins Verfahren.“ Zudem plane der Investor auch Geld für eine Aufforstung ein.

Was die Befürchtungen hinsichtlich einer intensiven Bebauung betrifft, hat Dillenberger ebenfalls Neues zu berichten: „Der Investor hat eine Marktforschungsstudie in Auftrag gegeben und ist nun von der Idee, Mehrfamilienhäuser zu bauen, wieder abgerückt. Das heißt, es sollen nur Einfamilienhäuser entstehen.“

Die Annahme, die Bewohner des Neubaugebietes würden vornehmlich durch die Melsbacher Hohl fahren, sieht Dillenberger als unbegründet an. Darüber hinaus verweist er darauf, dass die Bürger schon ungewohnt früh in die Planungen einbezogen worden seien.

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