Geschlossene und verdreckte Toiletten, zu wenig Abfalleimer, kein Geldautomat im direkten Umfeld, eine meist nach Fäkalien stinkende Unterführung zwischen den Bahngleisen: Da setzte die Schließung des Neuwieder Bahnhofes samt personalisiertem DB-Fahrkartenschalter vor ein paar Monaten den bis dato schon problematischen Gegebenheiten noch die Krone auf.
„Die Bahnreisenden wären alle froh und dankbar, wenn zumindest der provisorische Fahrkartenschalter endlich käme.“
Das sagt die Chefin des Kiosks „Gisela“ am Neuwieder Bahnhof.
Auch die betroffenen Unternehmer wie „Kiosk-Gisela“, Berisha Dalip als Inhaber des Restaurants „Zum Bahnhof“ oder Sarah Hofmann, Chefin des gleichnamigen Taxi-Unternehmens, sind auf die Gegebenheiten rund um den Bahnhof nicht gut zu sprechen. Da liegt doch einiges im Argen, und eine Lösung, bei der alle glücklich sind, scheint aktuell nicht in Sicht.

„Die Bahnreisenden wären alle froh und dankbar, wenn zumindest der provisorische Fahrkartenschalter endlich käme“, sagt die Chefin vom Kiosk Gisela. „Die Menschen wollen Informationen, aber die gibt es meist nicht. Klar, kann ich da ab und zu mal weiterhelfen, zumal viele der Beschwerden immer bei mir auflaufen. Seit Wochen heißt es, dass die DB auf der anderen Straßenseite einzieht. Aber passiert ist da noch nix. Es wäre toll, wenn das da endlich in die Gänge käme.“

Berisha Dalip, der seit drei Jahren das Restaurant zum Bahnhof betreibt, hat da ganz andere Sorgen. „Die städtischen Toiletten am Bahnhof sind entweder geschlossen oder total verdreckt“, sagt Dalip. „Dann ist das hier bei mir die Anlaufstation Nummer eins. Wenn man nett fragt, bin ich der Letzte, der den Leuten den Gang zur Toilette verweigert. Aber manche kommen hier rein, gehen schnurstracks in Richtung Toilette und laufen zum Hinterausgang wieder raus.“

Dabei zeigt schon ein Infoschild am Eingang, dass es hier keine öffentlichen Toiletten für jedermann sind. Aber mit einem freundlichen Auftritt wird einem auch hier geholfen. „Wenn dann schon mal Fragen zum Bahnverkehr kommen, versuchen wir nahezu alles“, fährt Dalip fort: „Aber wir sind eben keine Infozentrale.“

Ähnlich sieht es auch Sarah Hofmann, die im vergangenen Jahr das gleichnamige Taxiunternehmen von ihrem verstorbenen Vater übernommen hat. „Als wir unser Büro noch im Bahnhofsgebäude hatten, waren wir eigentlich alles. Mal kurz der Gang zur Toilette, einen Schluck Wasser bei Hitze, ein paar Minuten aufwärmen im Winter“, so Hofmann, die aktuell ein kleines Behelfsbüro neben dem Restaurant-Parkplatz gemietet hat. „Wir waren auch ein ganz klein wenig Obdachlosenhilfe, es gab Kaffee oder Tee oder auch schon mal eine Kleinigkeit zu essen für die Bedürftigen“, erzählt sie. Das Tagesgeschäft laufe auch nach der Schließung gewohnt weiter. „Nur halt mit viel weniger Platz im Büro. Wir vermissen unseren alten Standort schon und hoffen natürlich, dass sich alsbald eine Lösung findet“, so Hofmann.
Da ist Klaus Petrikat aus Niederlahnstein froh, dass er mit dem Zug bis nach Neuwied gekommen ist. „Eine Stunde auf die Regionalbahn warten“, meint der ehemalige Berufssoldat. Aber das ist wieder ein anderes Thema.