Nächste Runde im Wettbewerb
„Unser Dorf hat Zukunft“: Warum Anhausen attraktiv ist
Die Ortsgemeinde Anhausen nimmt beim Gebietsentscheid des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" teil. Aus dem Kreis Neuwied ist außerdem die Ortsgemeinde Oberraden dabei.
Daniel Dresen

Anhausen wurde im September 2024 als Kreissieger des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ ausgezeichnet. Der 1400-Seelen-Ort will nun auch die Jury des Gebietsentscheids überzeugen, um sich für die nächste Runde auf Landesebene zu qualifizieren. 

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Die Verbandsgemeinde Rengsdorf-Waldbreitbach, die größte VG im Kreis Neuwied, ist reich an kleinen lebenswerten Gemeinden. So hat es auch nicht verwundert, dass sich beim Kreisentscheid des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ im vergangenen September mit den beiden Ortsgemeinden Anhausen (Kreissieger) und Oberraden (Zweitplatzierter) gleich zwei aus dieser Region für die nächste Runde qualifiziert haben. Der Dorfwettbewerb soll zeigen, wie Bürger aktiv etwas dazu beitragen können, ihr Dorf zu stärken und zu beleben. Im Gebietsentscheid treten nun beide Dörfer gegen Konkurrenz aus dem Großraum Koblenz an. Eine Jury entscheidet am 23. Juni, wer sich ab Herbst im Landesentscheid mit anderen Dörfern messen darf. Bis zu sechs der 19 teilnehmenden Gemeinden aus dem Großraum Koblenz können es in die nächste Wettbewerbsphase schaffen.

Am Donnerstag (8. Mai) hat die Ortsgemeinde Anhausen die sechsköpfige Jury des Gebietsentscheids begrüßt. Bei einem Rundgang durch das Dorf erklärte Ortsbürgermeister Heinz-Otto Zantop, unterstützt von seinen drei Beigeordneten Achim Krokowski, Achim Kopper und Torsten Gehrke, wie sich Anhausen in den vergangenen Jahren positiv entwickelt hat. An der Ortsbegehung nahmen neben interessierten Bürgern auch der Erste Kreisbeigeordnete Philipp Rasbach und Pierre Fischer, aktuell Erster Beigeordneter der VG und künftiger VG-Bürgermeister, teil.

Die Runde führte, vom Dorfgemeinschaftshaus ausgehend, zur Norma-Baustelle, über den Friedhof zum neuen Pflegezentrum Haus Sonneneck und dem alten Feuerwehrhaus. Sowohl die Ansiedlung eines Discounters und einer Pflegeeinrichtung basiert auf den Wünschen der Bürger, die das Projekt „Wir sind Kirchspiel Anhausen“ eruiert hatte. Im Jahr 2018 war das Projekt mit dem Brückenpreis der damaligen rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) ausgezeichnet worden.

Die Nahversorgung im Kirchspiel Anhausen ist bald wieder gesichert: Ende Juni soll die Norma-Filiale an der L258 öffnen.
Daniel Dresen

In Sachen Nahversorgung konnte Ortsbürgermeister Zantop die erfreuliche Nachricht verkünden, dass die Norma-Filiale nach jahrelanger Planungsphase und Verzögerungen nun Ende Juni öffnen wird. Bitter ist hingegen, dass die erst im November eröffnete Wohnpflegegemeinschaft nach einem Wasserschaden aufwendig saniert werden muss. Die Bewohner mussten vor Kurzem in das alte Pfarrhaus umquartiert werden. Einen konkreten Plan gibt es auch für die Verwendung des alten Feuerwehrhauses: Hier sollen in den nächsten Monaten ein Dorftreff und die neue Geschäftsstelle der Verbandsgemeinde entstehen.

„Die absolute Stärke des Dorfes ist die Aktivität. Sie ist unglaublich.“
Juror Rainer Hub über das Dorf Anhausen

Von der evangelischen Kirche aus ging es weiter zur Lohnmosterei „Unsere kleine Saftfabrik“ und am Hofladen vorbei zum Raiffeisengelände an der L258, auf dem sich eine Filiale der Raiffeisenbank Neustadt befindet. Das Grundstück gehört inzwischen der Ortsgemeinde, die sich hier langfristig ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) vorstellen kann. Ein weiteres Zukunftsprojekt ist das Thema Windkraft in Anhausen. Der Koblenzer Energieversorger EVM hat den Auftrag erhalten, das Verfahren zur Genehmigung entsprechender Anlagen durchzuführen.

Stolpersteine für Anhausen?

Nach dem Rundgang durch Anhausen schilderten die Juroren an der Grillhütte des Dorfes ihre ersten Eindrücke. Der Juror Reinhardt Paulus regte an, im Dorf einen Rundweg anzulegen, der an das jüdische Leben in Anhausen vor dem Holocaust erinnert. An der Stelle des alten Feuerwehrhauses stand beispielsweise früher eine Synagoge. Als Alternative schlug er das Verlegen von Stolpersteinen vor, die auf das frühere Zuhause jüdischer Mitbürger aufmerksam machen.

Als „herausragend“ bezeichnet er die interkommunale Zusammenarbeit im Zweckverband Kirchspiel Anhausen, der sich um die beiden Kitas, den Friedhof und den Forst in den Gemeinden Anhausen, Thalhausen, Rüscheid und Meinborn kümmert. Lobende Worte fand er auch für das Projekt „Wir sind Kirchspiel Anhausen“. Die Jurorin Christiane Hicking empfahl der Gemeindespitze, zwischen Dorfgemeinschaftshaus und Kaisergarten eine kleine Baumallee zu pflanzen. Auf dem Friedhof müsse zudem das Thema Barrierefreiheit angegangen werden.

An der Grillhütte in Anhausen gab die Jury des Gebietsentscheids von "Unser Dorf hat Zukunft" eine erste Einschätzung ab.
Daniel Dresen

Der Fokus von Juror Martin Tenbuß lag bei seiner Beurteilung auf dem Zustand des Waldes. „Es ist interessant zu sehen, wie sie mit dem Wald in der Gemarkung umgehen, ob Privat- oder Gemeindewald. Man versucht, ihn nicht zu intensiv zu bewirtschaften. Außerdem sind Tümpel angelegt worden. Das ist sehr positiv“, so Tenbuß. Beim Baumschnitt sah der Juror allerdings an einigen Stellen noch Nachholbedarf. „Die absolute Stärke des Dorfes ist die Aktivität. Sie ist unglaublich“, meinte der Juror Rainer Hub. Als Beispiel nannte Hub die Ansiedlung von Haus Sonneneck als Pflegezentrum.

Die evangelische Kirche in Anhausen ist eines der markantesten Bauwerke im 1400-Seelen-Ort, der am Gebietsentscheid des Wettbewerbs "Unser Dorf hat Zukunft" teilnimmt.
Daniel Dresen

Mehr Grün entlang der L258

Der Juryleiter Klaus Roderich sah im Ortskern noch Potenzial, Anhausen durch mehr Grün aufzuwerten. Der Juror Jürgen Stein schlug eine Baumallee an der L258 vor, die Anhausen in zwei Hälften teilt. Zudem riet Roderich der Gemeindespitze, sich für eine Verkehrsberuhigung auf der L258 einzusetzen. Anhausens Ortsbürgermeister Zantop erklärte, dass man zusammen mit dem LBM über einen Kreisel nachdenke. Der Juryleiter Roderich attestierte dem 1400-Seelen-Dorf abschließend, dass es „auf einem fantastischen Weg“ sei.

Die Teilnehmer des Rundgangs beim Gebietsentscheid "Unser Dorf hat Zukunft" in Anhausen.
Daniel Dresen

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