Stadtbildprägendes Gebäude von 1735 soll Ferienwohnung werden
Unkeler rettet Winzerhaus vor dem Verfall: Ferienwohnung soll in bester Lage entstehen
Elmar Krupp zeigt Schäden, an einer der wenigen Wände, die noch intakt erscheinen. Er hat allerdings auch noch nicht unter den Putz geschaut.
Sabine Nitsch

Unkel. Elmar Krupp hat eine Vision. Er will das uralte Fachwerkhaus in der Frankfurter Straße 2 in Unkel wieder in ein Schmuckstück verwandeln. Für 50.000 Euro hat Krupp das Haus der Stadt Unkel abgekauft. Ein Schnäppchen, sollte man meinen – aber nur auf den ersten Blick. Der alte Winzerhof aus dem Jahr 1735 im Herzen der Stadt direkt am Willy-Brandt-Platz ist in einem erbärmlichen Zustand: Balken sind verfault, und Generationen von Holzwürmern haben sich an ihrem Holz kugelrund gefressen.

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Elmar Krupp zeigt Schäden, an einer der wenigen Wände, die noch intakt erscheinen. Er hat allerdings auch noch nicht unter den Putz geschaut.
Sabine Nitsch

„Im Erdgeschoss war der Fußboden zwar mit Holz belegt, darunter ist jedoch gestampftes Erdreich. Hier muss erstmal eine Betonplatte gegossen werden“, erläutert Krupp, der zusammen mit Elmar Schmitz in Bruchhausen eine Zimmerei mit Dachdeckerei betreibt. Er ist also vom Fach. „Der Zustand hat mich deshalb auch nicht wirklich überrascht“, meint er und zeigt auf Balken im Fachwerk, die zu zerbröseln scheinen, wenn man sie nur anschaut.

Förderzusage lässt noch auf sich warten

Die Sanierung des maroden uralten Schätzchens wird über das Förderprogramm „Historische Stadtbereiche“ unterstützt. „Wir müssen noch auf die endgültige Förderzusage warten. Das Dach mussten wir allerdings schon neu eindecken. Es regnete überall durch. Die Schäden wurden immer größer. Da war Gefahr in Verzug“, erläutert er und deutet auf das nagelneue schmucke Dach, das nicht nur von außen etwas hermacht. Man sieht den nagelneuen Dachstuhl, auch wenn man im Erdgeschoss steht. „Durch den Fußboden im ersten Stock und durch den vom Dachboden sind wir eingebrochen, wir mussten ihn teilweise aus Sicherheitsgründen entfernen“, berichtet Krupp.

Das alte Winzerhaus soll zur Ferienwohnung umgebaut werden.
Sabine Nitsch

Völlig marode erscheint die alte Holztreppe, die in den ersten Stock des 287 Jahre alten denkmalgeschützten Hauses führt. „Sie muss wegen der Rundbalken erhalten bleiben. Die Stufen sind teilweise total brüchig. Das konnte man aber erst sehen, als wir die Verkleidung an einer Stelle entfernt haben“, sagt er und deutet auf ein Stück Holz, das aussieht wie Papier und an eine Bienenwabe erinnert.

Durch den Fußboden im ersten Stock und durch den vom Dachboden sind wir eingebrochen, wir mussten ihn teilweise aus Sicherheitsgründen entfernen.

Elmar Krupp

Kaum zu glauben, dass in dem völlig baufälligen Fachwerkhaus bis vor vier Jahren noch Menschen gelebt haben. „Es waren wohl einzelne Zimmer – auch im Dachgeschoss – vermietet. Das Haus hatte fünf Toilettenbereiche“, berichtet Krupp, was er vorgefunden hat. Insgesamt hatte das zweieinhalbstöckige Fachwerkhaus 206 Quadratmeter Wohnfläche, bei einer Gebäude-Grundfläche von 66 Quadratmetern. Auf der Rückseite des Gebäudes sind etwa 140 Quadratmeter vorhanden, die als Garten zur Verfügung stehen.

Krupp will aus dem markanten Fachwerkhaus, das direkt an das Grundstück der abgerissenen Löwenburg grenzt, zwei Ferienwohnungen machen. Bis dahin ist jedoch in ständiger Abstimmung mit dem Denkmalschutz sehr viel zu tun. Der Innenausbau ist eine Mammutaufgabe, bei der Krupp die Gefache mit Lehmziegeln ausmauern will und die Wände mit Holzfaserdämmung verkleiden möchte.

Bezugfertig im kommenden Jahr?

„Wenn alles läuft wie geplant, wir nicht noch unangenehme Überraschungen erleben und wir auch genügend Baumaterial bekommen, hoffen wir, irgendwann im kommenden Jahr fertig zu werden und die ersten Gäste begrüßen zu können“, umreißt Krupp den Zeitplan.

Der Zustand des alten Fachwerkhauses in der Frankfurter Straße in Unkel ist desaströs, doch Elmar Krupp hat eine Vision.
Sabine Nitsch

Stadtarchivar Wilfried Meitzner hat auf die Historie des stadtbildprägenden Winzerhofs geschaut. „Im Hausflur über der Wohnzimmertür hat man die Inschrift ,Anno 1735 Hl. Maria bitte für uns, hl 14 Nothelfer bittet für uns‘ gefunden“, so Meitzner. Das Kataster aus der Kaiserzeit weise als Eigentümer den jüdischen Metzger Bernhard aus. In den 1920er-Jahren übernahm die Winzerfamilie Euskirchen die Parzelle. Eine Nachfahrin, Margarete Euskirchen, heiratete 1954 den Winzer Otto Roos. Sie betrieben den Winzerhof. Er war, wie Meitzner erläuterte, der letzte Profi-Winzer in Unkel. Sein Weinberg wurde in den vergangenen Jahren wieder vom Bruchhausener Winzer Oliver Krupp bestockt – unterstützt durch den Investor Bernd G. Siebdraht.

Von Sabine Nitsch

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