Schnell fanden sich damals Mitstreiter, darunter Ruth und Michael Peis, die wie die anderen auch sehr viel Zeit und Herzblut investieren, um samenfestes Saatgut etwa von alten Tomatensorten zu gewinnen. Pflanzen und Saatgut wird den Gartenfreunden aus den Händen gerissen, sobald sie Samen oder Jungpflanzen an andere Gartenfreunde abgeben. Allein 80 Tomatensorten haben sie im Repertoire, darunter „Dancing with Smurfs“, eine dunkelblaue Cocktailtomate, oder die „St. Ignazius“, eine österreichische Ursorte, ebenso wie der „Pfarrgarten“ oder die „Auriga“. Gerade eben haben die Hobbygärtner ihr diesjähriges „Pflanzen- Drive-in“ abgeschlossen.
„Mehr als 600 Jungpflanzen, auch Paprika, Chili, Gurken oder Zucchini und Kürbisse, haben wir abgegeben. Aber wegen Corona diesmal nur 20 Tomatensorten, weil es sonst zu viel geworden wäre. Die Leute sind sogar aus dem Westerwald und aus Seelscheid gekommen. Das Interesse an selbst gezogenem Gemüse und an alten Sorten wächst. Bei der Saatgutbörse im Frühjahr konnten wir Saatgut für 60 Gemüsesorten abgeben“, zählt Michael Peis auf, der besonders viel Arbeit mit den Jungpflanzen in diesem Jahr hatte. „Es war einfach zu kalt. Auch im Gewächshaus. Ich habe dort abends immer einen Gasofen angemacht und bin morgens wieder hin, um ihn auszumachen“, erzählt er von seinem täglichen Einsatz in den vergangenen Wochen.
Der Erlös des „Pflanzen-Drive-ins“ dient der Arbeit von „Unkel Tomorrow Grün“. Die Initiative unterstützt auch Projekte in Unkel und informiert über samenfestes Saatgut und dessen Gewinnung. Mittlerweile wachsen auch die ersten Gemüse im Freiland. Sellerie und Lauch sind schon angewachsen. Sobald die Nächte frostfrei sind, dürfen auch die empfindlichen Tomaten ins Beet. „Unsere Mitglieder haben auch schon Erdbeeren angepflanzt und Clemens von Weichs, der Vorsitzende der Entwicklungsagentur, hat uns ein Apfelbäumchen – eine alte Sorte – spendiert“, freut sich Giesen. Obwohl Unkel Tomorrow jetzt viel Platz hat, pflegt sie ebenso wie Ruth und Michael Peis auch zu Hause einen Gemüsegarten.
Peis' Garten gleicht übrigens einer Obst- und Gemüseplantage, in der vieles schneckensicher und frei von Pestiziden in Hochbeeten für den Eigenbedarf wächst. „In unseren Wintergärten sieht es in den Wintermonaten trotz Gewächshaus aus wie immer. Hunderte altbewährte Gemüsesorten werden ausgesät, pikiert, herangezogen, umgetopft, gehegt und gepflegt, bis sie ins Freiland ausgesetzt werden können“, berichten die Drei. Und es kommen immer neue alte Sorten dazu. Das Gärtnern macht viel Spaß, aber auch viel Arbeit. „Neue Mitglieder sind willkommen. Wir stehen auch denen mit Rat und Tat zur Seite, die bisher noch keine Ahnung vom Gärtnern haben“, versichern die Drei.
Wer Interesse hat, kann sich per E-Mail an unkel.tomorrow.gruen@gmail.com wenden.