Unkel
„Unkel ist für mich das rheinische Nizza“: Was der Unkeler Bürgermeisterkandidat Ralf Klein vorhat
Ralf Klein
Daniel Rühle

Nach 20 Jahren Stadtbürgermeister Gerhard Hausen wird es einen Wechsel im Alten Rathaus in Unkel geben. Ralf Klein tritt für die SPD an. Die RZ hat mit ihm über seine wichtigsten Themen gesprochen.

Lesezeit 4 Minuten

Herr Klein, warum möchten Sie Bürgermeister der Stadt Unkel werden?

Weil ich und meine Familie hier in Unkel sehr gut aufgenommen wurden, als wir vor 15 Jahren hergezogen sind. Ich möchte an die Stadt etwas zurückgeben.

Und was wollen Sie für die Stadt tun? Wo sehen Sie die drängendsten Hausaufgaben?

Die Belebung der Innenstadt ist mir sehr wichtig. Wir haben hier viel Leerstand und Baulücken, die gefüllt werden müssen, damit es in der Unkeler Innenstadt wieder attraktiv wird. Da fehlt auch noch Gastronomie, die hier angesiedelt werden kann.

Etwa auf dem Löwenburg-Gelände mit der Stadt als Verpächter?

Nein, ich sehe die Finanzen der Stadt Unkel dazu derzeit nicht in der Lage, dort eine Bebauung hochzuziehen. Es wird sich aber mit Sicherheit ein Investor finden, der das Gelände überplant. Da laufen auch schon Gespräche. Dort könnten Gewerbeflächen entstehen, die man auch gastronomisch nutzen kann.

Sie sprachen die finanzielle Lage der Stadt an. Wie fällt Ihre Bestandsaufnahme nun im Mai 2024 für Unkel aus?

Da wir aber eine leere Kasse haben, haben wir als Stadt nicht die Möglichkeit, etwas zu tun. Also müssen wir da ansetzen und Unkel weiter gastronomisch ausbauen. Wir haben auch keine Gewerbeflächen, die wir anbieten können. Selbst kleine Handwerksbetriebe brauchen große Flächen, um etwas aufzubauen, nicht einmal dafür stehen uns Flächen zur Verfügung.

Außer in der Hinterheide. Dort sollen Wind- und Solaranlagen entstehen. Versprechen Sie sich davon Einnahmen?

Auf jeden Fall. Durch die Windenergie wird sich die Einnahmelage der Stadt mit Sicherheit verbessern – aber auch für die Bürger. Ein Teil der Einnahmen soll auch an die Bürger fließen.

Also unterstützen Sie das Projekt?

Das unterstütze ich auf jeden Fall.

Zurück zum Leerstand: Vieles liegt nicht in der Hand der Stadt, zum großen Teil sprechen wir über private Eigentümer. Wollen Sie da vermitteln?

Ja, ich werde ganz gezielt auf die Vermieter zugehen und Gespräche führen, in der Hoffnung, dass wir in Unkel wieder mehr gastronomisch und touristisch tätig werden. Ein Projekt ist ja zum Beispiel aktuell der Leerstand des Gebäudes von St. Pantaleon, das nicht mehr für den Pflegebereich genutzt werden kann.

Wie meinen Sie das?

Dort könnte man wieder Gastronomie ansiedeln. Es hat bereits Gespräche mit Investoren gegeben, die in dem Bereich tätig werden wollen.

Also werden Sie sich als Stadtbürgermeister nicht für eine Wiedereröffnung als Seniorenresidenz einsetzen?

Doch. Es gibt diese drei Gebäude, die als Seniorenresidenz genutzt werden können. Es geht mir um die Gebäude des Komplexes, die nicht mehr für die Altenpflege genutzt werden können aufgrund der Gebäudestruktur. Da könnten ein Hotel und ein Restaurant, das für die Residenz mitkocht, entstehen.

Gastronomie, Tourismus, Erneuerbare Energien – das kann den Haushalt der Stadt aufbessern. Welche Stellschraube sehen Sie noch?

Man kann mit Sicherheit im Bereich der Parkraumbewirtschaftung Einnahmen generieren. Zwar keine Rieseneinnahmen, es könnten aber Kleckerbeträge zu einer ordentlichen Summe zusammenkommen.

Das bedeutet, Sie wollen eine Gebührenpflicht für die Parkplätze in der Stadt, wie zum Beispiel an der Kamener Straße?

Kamener Straße, Siebengebirgsstraße, ja. Im Bereich des Bahnhofs wird das ja schon gemacht. Man muss dabei aber auch im Auge behalten, dass in der Innenstadt keine Parkplätze zur Verfügung stehen. Für die Anwohner müssen Plätze über Anwohnerparkausweise geschaffen werden. Für die Besucher der Stadt finde ich eine Parkraumbewirtschaftung durchaus angebracht. Das wäre auch nur ein Ansatz. Mit der wichtigste für mich ist aber der Tourismus.

Ist Unkel attraktiv genug?

Auf jeden Fall. Unkel ist für mich das rheinische Nizza. Nichtsdestotrotz müssen wir weitere Anreize für Touristen schaffen.

Etwa durch eine sanierte Rheinpromenade.

Ja, aber sie darf dadurch nicht ihr Gesicht verlieren. Der Ausbau der Rheinpromenade heißt für mich: barrierefrei und hochwassersicher machen.

Apropos Gesicht verlieren. Wie stehen Sie zu Abrissen und Neubauten in der Innenstadt? Zum Beispiel der ewige Streitfall Frankfurter Straße 42?

Das Grundstück hat ja einen Eigentümer, der so sanieren will, dass auch wieder Gewerbe einziehen kann – und die Fassade wieder so gestalten möchte, wie sie jetzt ist. Das würde sich dann wieder ins Stadtbild einfügen. Das ist für dieses Gebäude die richtige Lösung.

Haben Sie eine Vision, wie Unkel 2029 am Ende der kommenden Wahlperiode aussehen soll?

Die Baulücken sind bebaut, es gibt wieder mehr Tourismus in der Stadt – auch an Wochentagen. Die Rheinpromenade ist mit Sicherheit bis dahin instand gesetzt. Es soll für die Bürger auch wieder ein attraktives Angebot mit dem Sportplatz geben, den wir nun instandsetzen. Und oben auf der Höhe werden die Windräder und die Solaranlage stehen.

Viele Projekte. Die muss man sich aber auch leisten können. Unkel hat nicht die beste Haushaltslage. Sind sie in fünf Jahren schuldenfrei?

Nein. Der Schuldenberg, den Unkel in den letzten Jahrzehnten angesammelt hat, lässt sich nicht über einen Zeitraum von fünf Jahren egalisieren. Wir müssen dran arbeiten, dass Unkel entschuldet wird.

Also Investitionen mit Augenmaß?

Das kann man so sagen.

Das Gespräch führte Daniel Rühle.

Zur Person

Ralf Klein is 56 Jahre alt und lebt seit 15 Jahren in Unkel. Der gebürtige Bad Honnefer ist als selbstständiger Elektriker tätig. Seit fünf Jahren arbeitet er im Haupt- und Bauausschuss der Stadt mit, seit September 2023 sitzt er für die SPD im Stadtrat, seit Anfang dieses Jahres ist er Fraktionssprecher. Klein ist seit Jahrzehnten im DRK Bad Honnef ehrenamtlich tätig und war acht Jahre lang Zweiter Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft Unkel. drü

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