Von unserer Redakteurin Nina Borowski
„Wir haben hier mit den 200 Quadratmetern im Pfarrheim eine gute Alternative gefunden“, sagt Tafel-Chefin Elisabeth Adrian bei einem Rundgang mit der RZ. Der Umzug stellt für die Leiterin auch einen symbolischen Neuanfang dar. Hatten schwere Angriffe bei Facebook gegen die Tafel im vergangenen Jahr doch für allerhand Trubel gesorgt. „Eine Dame hat sich bei Facebook über den Zustand unserer Lebensmittel beklagt. Sie hat uns vorgeworfen, dass vieles schlecht und abgelaufen sei“, erinnert sich Adrian und ergänzt: „Später haben wir dann herausgefunden, dass es eine unserer Mitarbeiterinnen war. Als wir dahintergekommen sind, musste sie gehen.“
Die Vorwürfe zogen Lebensmittelkontrollen nach sich, die jedoch zu keinerlei Beanstandungen geführt haben (die RZ berichtete). Die Leiterin bedauert: „Solche Vorwürfe bleiben dennoch in den Köpfen der Menschen hängen.“ Zu Unrecht, denn Adrian und ihr 32-köpfiges Team aus ehrenamtlichen Helfern haben genaue Richtlinien, an die sie sich halten müssen: „Gerade bei Molkereiprodukten müssen wir sicherstellen, dass die Kühlkette nicht unterbrochen wird.“ In der Kritik stand damals ebenfalls, dass Lebensmittel mit verstrichenem Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) herausgegeben werden. „Für uns ist das Verbrauchsdatum entscheidend. Wenn wir uns nach dem MHD richten würden, könnten wir einen Großteil an Joghurt zum Beispiel nicht mehr herausgeben, weil die Supermärkte mit Rabattaktionen versuchen, die Produkte bis zum letzten Tag zu verkaufen“, sagt Adrian. In der Regel ist es so, dass die Produkte, die morgens reinkommen, abends alle weg sind. „Wenn doch mal etwas übrig bleibt, dürfen es die Mitarbeiter mitnehmen, die selbst Bedarf haben“, betont die Leiterin und entkräftet damit nochmals die Vorwürfe, dass die Mitarbeiter das Beste für sich nehmen: „Zuerst sind unsere Kunden dran, aber warum soll ich Reste wegwerfen, wenn sie die Mitarbeiter genauso gut brauchen können?“
Angebot variiert
Tafel-Mitarbeiter Jürgen Wagner macht seinen Job als Disponent mit viel Herzblut: „Ich kenne viele Leute hier und versuche immer mal wieder, besondere Sachen zu besorgen. Neulich habe ich eine Palette Windeln bekommen.“ Wagner ist für die Tafel-Besucher die erste Anlaufstelle, hier müssen sie ihren Ausweis und das Terminkärtchen vorzeigen. „Ich führe eine Liste, damit wir die Sachen auch gleichmäßig an alle verteilen können“, sagt Wagner und ergänzt: „Zurzeit sind wir bei der Vergabe in einem Zwei-Wochen-Rythmus. Wir erhöhen aber wieder auf einen dreiwöchigen Rhythmus, weil die Nachfrage so groß ist und schließlich jeder etwas bekommen soll.“ An den vier Ausgabetagen in der Woche versorgen die Tafel-Mitarbeiter rund 70 Personen pro Tag mit Lebensmitteln. Neben Molkereiprodukten wie Käse, Joghurt oder Ähnlichem gibt es Obst und Gemüse, Brot und andere Grundnahrungsmittel. „Je nachdem, was wir gerade reinbekommen“, erläutert Adrian.
Insgesamt blickt die Tafel-Chefin zufrieden auf die insgesamt neun Jahre, in denen die Tafel nun schon in Neuwied arbeitet. „Wir waren 456 Wochen im Einsatz, haben 4560 Tonnen Lebensmittel verteilt – das sind etwa 152 Lkw je 30 Tonnen – und haben insgesamt 316 000 Menschen erreicht. So schlecht kann unsere Arbeit also nicht sein“, sagt Adrian noch mal im Hinblick auf die Vorwürfe aus der Vergangenheit. Die will sie mit den neuen Räumlichkeiten nun endlich hinter sich lassen.