BI-Vorsitzender Herbert Krobb 
Umgehungsgegner in Straßenhaus: „LBM hat Angst vor mir“
Herbert Krobb, Erster Vorsitzender der Bürgerinitiative "Zukunft für Straßenhaus", will die geplante Ortsumgehung, die wenige Hundert Meter an seinem Haus im Ortsteil Niederhonnefeld vorbeiführen soll, verhindern.
Daniel Dresen

Die geplante Ortsumgehung für Straßenhaus hat einen großen Widersacher im Dorf: die Bürgerinitiative „Zukunft für Straßenhaus“. Angeführt von Herbert Krobb, spricht sie sich gegen die Trasse aus und fordert stattdessen einen Tunnel unter dem Dorf.

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Wer Herbert Krobb aus Niederhonnefeld trifft, begegnet einem rüstigen Ruheständler. Der Mann ist bald 85 Jahre alt und könnte nun eigentlich den Lebensabend mit seiner Frau genießen. Krobbs Haus liegt ruhig – umgeben von Wald, Wiesen und Feldern. Doch mit der Ruhe könnte in den nächsten Jahren Schluss sein, denn nur wenige Hundert Meter Luftlinie von seinem Grundstück entfernt, soll die Ortsumgehung für Straßenhaus entstehen. Tausende Lkw täglich würden dann nicht mehr auf der jetzigen B256/Raiffeisenstraße mitten durch Straßenhaus fahren, sondern an den Ortsteilen Niederhonnefeld und Ellingen vorbei in Richtung Oberhonnefeld-Gierend.

Für Herbert Krobb wäre das ein absoluter Albtraum. Daher engagiert er sich seit Jahren in der Bürgerinitiative (BI) „Zukunft für Straßenhaus“, deren Erster Vorsitzender er ist. Die BI lehnt die geplante Ortsumgehung strikt ab. Rund 100 Mitglieder zählt die BI laut Krobb im 2000-Seelen-Dorf Straßenhaus.

Parallel zur Stromtrasse soll auf der rechten Seite die geplante Ortsumgehung verlaufen, die in Richtung Höllsbachtal führt. Das Waldgebiet hinten rechts soll dafür verschwinden. Im Hintergrund links befindet sich der Ortsteil Niederhonnefeld.
Daniel Dresen

Anfang dieses Jahres hat der Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz angekündigt, im Frühjahr 2026 die Pläne für die Ortsumgehung offenzulegen. Für den Fall, dass es keine Widersprüche oder Klagen geben sollte, könnten Mitte oder Ende 2026 die ersten Maßnahmen beginnen, verriet kürzlich Holger Drees, Ortsbürgermeister von Straßenhaus, unserer Zeitung. Doch genau damit ist nicht zu rechnen: Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) will gegen die Pläne gerichtlich vorgehen. Die BI will sich der Klage anschließen. Die Umweltschützer des BUND verfolgen laut Krobb das Ziel, dass alles beim Alten bleibt und der Verkehr weiterhin mittig durch Straßenhaus geführt werden soll. Die BI wiederum fordert für den Durchgangsverkehr den Bau eines Tunnels unter Straßenhaus, der wohl 900 Meter lang wäre. Rampen neben den Tunnelportalen sollen die Einfahrt in den Ort ermöglichen, erläutert Krobb auf einem Plan. 

Das Waldgebiet auf der rechten Seite soll laut Herbert Krobb den Ortsumgehungsplänen für Straßenhaus zum Opfer fallen. Im Hintergrund befindet sich der Ortsteil Ellingen.
Daniel Dresen

Krobb zeigt ein Video von einem im Bau befindlichen 750 Meter langen Tunnel in Bayern, der gerade im Landkreis Kulmbach entsteht und Teil einer Ortsumfahrung darstellt. „Das ist Bayern – da wird nicht gehext und gemacht, da wird gebaut“, kommentiert Krobb. Der BI-Chef kann nicht nachvollziehen, warum sich Politik und Wirtschaft im Kreis Neuwied gegen eine Tunnellösung sträuben. „Er ist in Wirklichkeit nicht teurer als die Umgehung, wenn man weiß, dass Brücken nur 50 Jahre halten“, meint Krobb.

Noch blicken die Anwohner der Birkenstraße (im Hintergrund) von ihrem Grundstück aus auf ein Waldgebiet (links). Dort soll künftig die Ortsumgehung in Richtung Oberhonnefeld-Gierend entlang führen.
Daniel Dresen

Er kritisiert, dass sich der LBM mit der Ortsumgehung auf die augenscheinlich billigste Lösung festgelegt hat. Die jüngste Kostenschätzung aus dem Jahr 2021 für die Ortsumgehung beläuft sich laut LBM auf 22,7 Millionen Euro. Als Grund für die ablehnende Haltung gegenüber dem Tunnelvorschlag vermutet Krobb, dass im Falle eines Tunnelbaus für Straßenhaus künftig „jedes Kaff“ in Rheinland-Pfalz eine solche Verkehrslösung haben möchte. Krobb fürchtet sich vor dem Eingriff in die Natur vor seiner Haustür: Allein 36.000 Quadratmeter Waldfläche sollen laut der BI für das Verkehrsprojekt verschwinden.

Blick von Herbert Krobbs Haus in Niederhonnefeld auf die Stromtrasse, an der entlang die geplante Ortsumgehung für Straßenhaus geplant ist.
Daniel Dresen

„Der Lärm und Dreck, der jetzt an der Hauptstraße entsteht, ist lästig für die Leute. Doch dieser soll nur auf andere Häuser verlagert werden“, kritisiert Krobb. Auch die heimische Tierwelt werde durch die geplante Trasse beeinträchtigt. Ein weiteres Problem sieht Krobb im Reifenabrieb, der auf der neuen Umgehungsstraße produziert werde. Der Abrieb könnte schließlich durch Regenwasser in den Höllsbach und von dort in das Naturschwimmbad Niederhonnefeld gelangen. 

Mit Plakaten wie diesem macht die Bürgerinitiative "Zukunft für Straßenhaus" auf ihr Anliegen im Dorf aufmerksam: Sie fordern einen Tunnel unter Straßenhaus.
Daniel Dresen

Krobb versteht nicht, dass die geplante Ortsumgehung Straßenhaus bei Anwohnern, die durch den Bau betroffen wären, auf solch wenig Interesse stößt. Er befürchtet erhebliche Wertverluste an allen Häusern entlang der geplanten Trasse, denn die Eigentümer würden dann von ihren Grundstücken nicht mehr ins Grüne, sondern auf eine viel befahrene, lärmende Bundesstraße blicken.

Krobb schätzt, dass der Bau der Ortsumgehung mindestens 14 Jahre dauern werde. „Ich erlebe nicht mehr, dass da die Bagger anrücken“, sagt der Ruheständler. Dennoch will er mit allen Mitteln verhindern, dass die Umgehung gebaut wird. „Der LBM hat Angst vor mir“, sagt Krobb mit einem Augenzwinkern. Wegziehen aus Niederhonnefeld kommt für ihn nicht infrage. 

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