Hauptverkehrsstraße B256 
Umgehung Straßenhaus: Was Gewerbetreibende davon halten
Tausende Lkw und Pkw zwängen sich täglich mitten durch das 2000-Seelen-Dorf Straßenhaus. Das soll sich durch eine Ortsumgehung ändern.
Daniel Dresen

Die für Straßenhaus geplante Ortsumgehung soll für eine Verkehrsentlastung im 2000-Seelen-Dorf sorgen. Doch wenn der Durchgangsverkehr nicht mehr über die jetzige B256 führt, fürchten einige Gewerbetreibende negative Auswirkungen für ihr Geschäft. 

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Es scheiden sich die Geister an der seit Langem geplanten Ortsumgehung im 2000-Seelen-Dorf Straßenhaus. Falls eines Tages der Durchgangsverkehr von Lkw und Pkw nicht mehr mittig durch den Ort fährt, stellt sich die Frage, welche Auswirkungen das auf die jetzige Hauptverkehrsstraße hat. Ortsbürgermeister Holger Drees betont, dass durch die dann erzielte Verkehrsberuhigung Straßenhaus nicht „ausbluten“ dürfe. „Wir müssen vorsichtig sein, dass wir kein totes Dorf damit erschaffen. Wir haben schon drei, vier Leerstände zu viel im Ort“, sagte Drees kürzlich unserer Zeitung. Als Negativbeispiele nannte der Ortschef die Gemeinde Rengsdorf und den Neuwieder Stadtteil Oberbieber, die von entsprechenden Ortsumgehungen nicht nur profitiert hätten. Doch was denken eigentlich die Gewerbetreibenden entlang der B256 in Straßenhaus? Unsere Zeitung hat sich bei einigen von ihnen umgehört. 

Ralf Muscheid, Metzgermeister in Straßenhaus
Daniel Dresen

Metzgermeister Ralf Muscheid äußert sich skeptisch zum Ortsumgehungsplan. Sein Geschäft samt Parkplätzen liegt verkehrsgünstig direkt an der B256, die innerorts als Raiffeisenstraße bezeichnet wird. „Wenn die Straße weniger befahren ist, werden die Geschäfte hier nur wenige Chancen haben zu überleben“, prognostiziert Muscheid. Auch er erwähnt diesbezüglich Rengsdorf und Oberbieber als abschreckende Beispiele: Beide sind nach Ansicht des Metzgermeisters „tot“, nachdem dort eine Umgehungsstraße eingerichtet worden ist. „Wir leben von den Menschen, die hier vorbeifahren. Vom Ort Straßenhaus allein werde ich nicht überleben können“, sagt der Metzgermeister. Er hinterfragt den Sinn des zig Millionen Euro teuren Bauprojekts in Straßenhaus, schließlich würden nur wenige Menschen an der Raiffeisenstraße wohnen, die von dem starken Verkehr betroffen seien. „Die Hauptverkehrszeit ist morgens von 6.30 Uhr bis 7.30 Uhr und nachmittags von 15.30 Uhr bis maximal 17.30 Uhr. Dann war es das“, so Muscheid.

Asso Hamad, Inhaber des Eiscafés Avanti in Straßenhaus
Daniel Dresen

Nur ein paar Meter weiter befindet sich das Eiscafé Avanti. „Wir brauchen den Durchgangsverkehr. Die Leute halten hier kurz an, um sich ein Eis mitzunehmen“, sagt Inhaber Asso Hamad. Er befürchtet, dass sich eine Ortsumgehung negativ auf seinen Betrieb auswirkt, der zudem sehr vom Wetter in den Sommermonaten abhängig ist. Im Winter versuchen sie Gäste mit Kuchen und Waffeln hineinzulocken. Von dem vielen Verkehr bekommen Besucher des Avanti, die dort ein paar Eiskugeln genießen wollen, relativ wenig mit: Die Terrasse des Lokals liegt auf der anderen Seite des Gebäudes, das als eine Art Schallschutz dient.

Ruth Hasni, Inhaberin des Damenmodegeschäfts "Ruth's Mode" in Straßenhaus
Daniel Dresen

Weiter in Richtung Ortsausgang liegt an der Raiffeisenstraße linker Hand das Damenmodegeschäft „Ruth’s Mode“. Das Geschäft verfügt über ausreichend Parkplätze vor der Eingangstür. Inhaberin Ruth Hasni führt das Geschäft seit 32 Jahren. Angesprochen auf die Ortsumgehung, die seit Jahrzehnten ein Thema im Dorf ist, sagt Hasni: „Ich glaube, dass ich das nicht mehr erleben werde.“ Selbst wenn das Projekt auf einmal Tempo aufnehmen würde, werde ihr nicht angst und bange. „Das ist mir egal. Ich habe Stammkunden, die gezielt hier hinkommen“, so Hasni selbstbewusst. 

Sargis Khachatryan verkauft Grillhähnchen in seinem Wagen am Ortseingang von Straßenhaus.
Daniel Dresen

Am südlichen Ortseingang von Straßenhaus stehen wiederum Lebensmittelhändler am Straßenrand, die dort ihre Waren anbieten. Einmal in der Woche macht auch Sargis Khachatryan mit seinem Grillhähnchenwagen hier Halt. Er profitiert von der stark befahrenen Straße. „Ich habe hier viel Kundschaft“, berichtet der Verkäufer. Ob der Verkehr noch zumutbar ist, müssten letztlich die Anwohner der Raiffeisenstraße selbst beurteilen, sagt Khachatryan.

Achim Sauerborn verkauft an seinem Stand in Straßenhaus Erdbeeren.
Daniel Dresen

Direkt neben dem Hähnchenwagen hat Achim Sauerborn einen Stand für Erdbeeren, Spargel und Kartoffeln aufgebaut. Er hat eine klare Meinung zur geplanten Umgehungsstraße: „Für das Geschäft wird es schlecht sein. In Rengsdorf war es dasselbe: Da ist der Stand vor zwei Jahren aufgegeben worden, weil es keinen Durchgangsverkehr mehr gibt“, berichtet Sauerborn. Den Stand ausschließlich für die Anwohner in Rengsdorf aufrechtzuerhalten, habe sich nicht gelohnt.

Sauerborn zeigt jedoch auch Verständnis für die Anwohner von Straßenhaus, die an der Hauptverkehrsstraße wohnen. „Irgendwann ist es einfach zu viel. Sie haben jahrelang Ruhe gehalten. Doch der Verkehr wird immer mehr“, sagt Sauerborn, der die Entwicklung im Dorf seit zehn Jahren beobachtet. Drei Monate im Jahr steht er jeden Tag am Ortseingang von Straßenhaus und verfolgt, wie Tausende Fahrzeuge durch das Nadelöhr ziehen.

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