Umfangreiche Sanierung notwendig - Kinderbecken bleibt 2023 geschlossen
Umfangreiche Sanierung notwendig: Die Stadt Linz kämpft um ihr Schwimmbad
Freibad Linz
Freibad Linz startet als Erstes in die Saison Foto: Archiv Creativ Picture/Heinz-Werner Lamberz
Heinz Werner Lamberz

Die gute Nachricht ist, dass es der erklärte Wille des  Linzer Stadtrats ist, das Freibad zu erhalten. Die schlechte Nachricht: Es wird eine gemeinsame Kraftanstrengung der Stadt und des Linzer Schwimmclubs erfordern, um das Bad dauerhaft weiter betreiben zu können, denn es ist in die Jahre gekommen.

Vor wenigen Wochen erreichte die Betreiber die Hiobsbotschaft, dass das Lehrschwimmbecken (Nichtschwimmer-/Kinderbecken) total marode ist. „Es wird in diesem Jahr kein Kinderbecken zur Verfügung stehen“, teilte Stadtchef Hans Georg Faust in der jüngsten Stadtratsitzung mit.

Mehrere Büros attestieren Sanierungsbedarf

Der Schwimmclub und die Stadt hatten gemeinsam das Ingenieurbüro Goldberg aus Kempenich mit der technischen Beurteilung des Bades beauftragt. Das Ergebnis war ernüchternd. Desinfektionsmittel wird im Lehrschwimmbecken nicht ausreichen verteilt, so dass es geschlossen werden muss. Auch die übrigen Anlagen des Freibades haben laut einer überschlägigen Beurteilung der Situation durch das außerdem beauftragte Architekturbüro Schneider aus Ockenfels „einen erheblichen Investitions- und Sanierungsbedarf“, erläuterte Faust. Außerdem müsse die Überlaufrinne des Sprungbeckens saniert werden, und der Schwallwasserbehälter entspreche nicht den technischen Vorschriften.

„Wir reden insgesamt wohl über eine Grundrenovierung und Sanierung in den nächsten Jahren, die sich im Kostenbereich von über 1 Million Euro bewegt“, so Faust. Ein weiteres Büro habe die Einschätzung unterstrichen und sieht außerdem die Notwendigkeit einer Baugrunduntersuchung und eines Teilabrisses der Anlage.

Allein 200.000 Euro für Kinderbecken

„Es muss kurzfristig saniert werden, wenn man einen Fortbestand des Schwimmbades möchte und der Charakter eines Familienbades erhalten werden soll. Das Schwimmbad gehört zur Daseinsvorsorge, ist für den Tourismus wichtig und dafür, dass Kinder schwimmen lernen können. Uns läuft die Zeit davon“, brachte Faust die Lage auf den Punkt. Wenn das Lehrschwimmbecken 2024 wieder eröffnet werden soll, müssen sehr zeitnah Planungsaufträge vergeben, Angebote eingeholt und Ausschreibungen auf den Weg gebracht werden.

Die Sanierungskosten für das Lehrschwimmbecken werden sich zwischen 100.000 und 200.000 Euro bewegen. Die Stadt hat hierfür vorsorglich 150.000 Euro in den Haushalt eingestellt und 50.000 Euro für Unterhaltungsmaßnahmen, sagte Faust und beleuchtete das Kernproblem: Große Teile des Schwimmbadgeländes sind im Eigentum des Schwimmclubs, der das Bad seit 100 Jahren betreibt. Der Rest gehört der Stadt.

Kommunalaufsicht könnte Strich durch die Rechnung machen

Vor diesem Hintergrund sei es wahrscheinlich, dass die Kommunalaufsicht mittel- und langfristig Investitionsmaßnahmen in dieser Größenordnung nicht zustimmen wird, wenn die Stadt nicht einziger Eigentümer ist. „Eine Voraussetzung für die Investitionen, auch für mögliche Förderungen, wäre die Übernahme des Freibades durch die Stadt, wobei dem Schwimmclub Rechte an der Nutzung eingeräumt werden sollen, die den Vereinszweck nicht einschränken“, erläuterte Faust und betonte: „Wir brauchen ein Gutachten und ein tragfähiges Gesamtkonzept für die nächsten zehn Jahre, dass die Stadt auch in die Lage versetzt notwenige Mittel zur Verfügung zu stellen.“

Dabei steht das Schwimmbad im Hinblick auf die Einnahmen eigentlich gut da, wie der Linzer Beigeordnete Michael Schneider erläuterte. „Im vergangenen Jahr hatten wir 28.000 Besucher und mit 60.000 Euro doppelt so viele Einnahmen wie zuvor.“ Gleichzeitig hätten sich jedoch die Personalkosten erhöht.

Schnelle Lösungen müssen her

„Wir brauchen einen fairen Vertrag zwischen der Stadt und dem Schwimmclub, vorher können wir keine Entscheidungen treffen. Es ist aber der politische Wille das Bad zu erhalten und die Mittel aufzubringen. Wir können uns keine Hängepartie leisten“, betonte Dieter Lehmann (SPD). Auch Thomas Balasus (CDU) unterstrich: „Es ist unser aller Interesse, das Bad zu erhalten. Das Bad ist ein Alleinstellungsmerkmal. Wir brauchen schnell Lösungen.“ Ralf Kirschbaum (FWG) forderte: „So schnell bekommen wir kein Gesamtkonzept. Wir sollten die Entscheidung, Geld auszugeben, nicht allein davon abhängig machen.“

Es mache wenig Sinn, das Lehrschwimmbecken zu sanieren, ohne die weiteren Sanierungen zu planen, sagte Faust. „Es hängt alles zusammen.“ Schneider konnte berichten, dass es bereits ein klares Signal des Schwimmclubs gebe, weiter mit der Stadt zu sprechen. „Ich kann jedoch die Sorgen des Schwimmclubs verstehen. Hier sind viele Emotionen mit im Spiel“, so Schneider. Der Rat sprach sich einstimmig dafür aus, Gespräche mit dem Schwimmclub im Hinblick auf die Eigentumsübertragung aufzunehmen.

Von Sabine Nitsch

Top-News aus der Region