Die 1799 gegründete Casino-Gesellschaft Neuwied bezeichnet sich sicher zurecht als die älteste Gesellschaft der Stadt. Etwa 180 Mitglieder hat der Verein – entsprechend der Statuten ausschließlich Männer. Bei den Treffen wird das aber schon lang nicht mehr ganz so eng gesehen. So waren jetzt zur Verleihung des Ehrenpreises für herausragende Personen des Kreises Neuwied viele Mitglieder mit weiblicher Begleitung erschienen. Etwa 60 Personen waren beim Weinabend in Winningen dabei, als Helmut Krämer für sein soziales Engagement und sein umfassendes ehrenamtliches Wirken geehrt wurde.
Bei der Volkshochschule hat Krämer Vorträge zum Neuwieder Platt gehalten, lange Zeit war er Leiter des Mundartgesprächskreises „Wie mir schwätze“. Außerdem hat er zwei Bücher zum Thema verfasst: „Näiwidder Steggelscher“ mit Anekdoten und Gedichten, die nebeneinander in Platt und auf Hochdeutsch zu lesen sind, und „Näiwidder Platt“, das sich schon beinahe auf wissenschaftlichem Niveau mit der Mundart beschäftigt, die dem Moselfränkischen zuzuordnen ist.
Krämer erhielt bereits eine Ehrenurkunde des Bundespräsidenten
In seiner Laudatio wies Christoph Pinkemeyer, der Vorsitzende des Vereins, in dem man nur auf Einladung Mitglied werden kann, aber noch auf einige weitere Verdienste des Rentners hin: Als Leiter der Verkaufsabteilung der Krila Knopffabrik in Niederbieber bildete er über einen Zeitraum von 30 Jahren 72 junge Menschen zu erfolgreichen Kaufleuten aus. Für diese Leistung hat Krämer bereits die Ehrenurkunde des Bundespräsidenten für hervorragende Leistungen in der Berufsausbildung erhalten.
Trotz gewisser Einschränkungen, die das Alter mit sich bringt, ist Krämer bis heute Mitglied in der Vertreterversammlung der VR-Bank Rhein-Mosel eG. Auch an der Erfassung der Heimat-Online-Datenbank des Kreismedienzentrums Neuwied war er maßgeblich beteiligt. Seit vielen Jahren trägt Helmut Krämer auch regelmäßig zum Heimat-Jahrbuch bei.
Seit einiger Zeit ist er allerdings durch ein Augenleiden stark eingeschränkt. Im Zusammenhang mit der Preisverleihung kündigte er an, dass er in diesem Jahr seinen letzten Beitrag für das Jahrbuch, das Anfang Oktober erscheint, verfasst hat. Dementsprechend freute er sich darüber, dass sich die Neuwieder Casino-Gesellschaft darum kümmerte, ihn zur Preisverleihung an die Mosel zu bringen, und ihn auch wieder zurück in seine Heimat Heddesdorf brachte.
Krämer bedauert, dass die Mundart verloren geht
In seiner Dankesrede gab Krämer auch ein Gedicht zum Besten, das im Zusammenhang mit der Eingemeindung Heddesdorfs nach Neuwied entstanden ist. Während die Stadt wohl schon damals eher klamm war, galt Heddesdorf als wohlhabend. Dementsprechend spotteten die Heddesdorfer: „Näiwidd, Näiwidd, du arme Stadt! Pellkadoffele on die net satt. Zigorjebreh on die net warm. Näiwidd, Näiwidd, watt besde arm.“ Krämer bedauert nach eigener Aussage, dass die Mundart mehr und mehr verloren geht – dass es sich bei „Zigorjebreh“ um Kaffee-Ersatz handelt, der damals in Neuwied hergestellt wurde, werden heute nur noch wenige verstehen.
Über die Verleihung des Bürgerpreises freut er sich hingegen sehr. Der vom Künstler Uwe Langnickel handkolorierte Druck des Heimathauses, der ihm überreicht wurde, wird zukünftig seine Wohnung schmücken. Immerhin erlaubt ihm eine Sehhilfe, das Kunstwerk trotz seiner Einschränkungen zu genießen.