„Wir sind zwar in Windhagen im ländlichen Bereich, aber nicht so weit aus der Zivilisation, dass wir unser Geschäft in die Bäche gemacht haben wollen“, sagte Martin Blanck (G–BfW), der den Antrag seiner Fraktion vorstellte. Hingewiesen worden sei Blanck von Spaziergängern, die sich über üblen Geruch und Dreck im Bockenbach bei Vertretern der Fraktion beschwert hatten.
Werkleiter Fulda erklärte, dass dies mit den veralteten Kanalsystemen im Ort zusammenhänge. „Der überwiegende Teil wird in Windhagen im Mischsystem entwässert“, sagte Fulda. Das bedeutet: Schmutzwasser und Regenwasser wird in einem Kanal abgeleitet und anschließend zu den Kläranlagen Oberhoppen und Hallerbach gebracht. Heutzutage baue man eher Trennsysteme, welche Regen- und Schmutzwasser trennen. Das Problem der alten Mischsysteme ist es, so Fulda, dass bei starkem Regen die Abflussmenge zu groß für die Leitungen wird. Daher sind in der gesamten VG Asbach 50 sogenannte Regenentlastungsanlagen gebaut worden – unter anderem im Bockental in Windhagen. Die Anlage fasst 80 Kubikmeter, das Eingangsrohr hat einen Durchmesser von 1,20 Meter, das Ausgangsrohr von 20 Zentimeter, erklärte der Werkleiter in der Ratssitzung. Bei Regen staut sich das Volumen, das Abwasser wird über Drosselungsanlagen zur Kläranlage geführt, der Überschuss kann dann im Bach landen. „In Mischsystemen ist das völlig normal, dass Regenentlastungsanlagen in Gewässer abschlagen. Das lässt sich nie ganz vermeiden“, betonte Fulda.
Es sei zwar unschön, wenn dann Dreck und Toilettenpapier im Bach kleben, ist aber dem zu geringen Volumen geschuldet, welches besonders bei Starkregen schnell vollliefe. Am Ende zersetzen sich die Stoffe in der Natur, sagte Andreas Fulda. Mitarbeiter des Abwasserwerks kontrollierten und reinigten dennoch regelmäßig die Regenentlastungsanlagen in der VG – obwohl in den vergangenen Monaten wegen reduzierten Personaleinsatzes im Zuge der Pandemie die Reinigungsarbeiten nicht immer zeitnah durchgeführt werden konnten. Probleme wie in Windhagen gebe es an anderer Stelle nicht, so Fulda. Grund ist im Bockental das Alter, meint er. Die Anlage sei sanierungsbedürftig.
Die Lösungen, die der Werkleiter anbot, überzeugten den Rat. Derzeit werden in der VG Asbach die Abwassersysteme analysiert und veraltete Regenentlastungsanlagen anschließend modernisiert. Bis Oktober läuft die Berechnung, so Fulda. Windhagen könnte Anfang 2022 als eine der ersten Gemeinden eine neue Anlage bekommen. Als schnellere Maßnahmen bot der Werkleiter an, eine Tauchwand einbauen zu lassen und die Schwellen in der Anlage zu erhöhen, um eine Verdreckung des Baches zu verhindern. „Das kann ich Ihnen jetzt als Ad-hoc-Maßnahme anbieten“, sicherte Fulda zu. Kostenpunkt: Bis zu 15.000 Euro, schätzte der Werkleiter.
Die Entscheidung, was getan wird, trifft letztendlich aber der Werksausschuss der Verbandsgemeinde, betonte Fulda. Der Gemeinderat habe darauf keinen wirklichen Einfluss. Dennoch waren sich die Ratsmitglieder mehrheitlich einig, dass sie die Situation verbessern wollen. Antragsteller Blanck fand es sinnvoll, alle angesprochenen Maßnahmen zu testen. Thomas Sorajewski (Bündnis90/Die Grünen) sprach sich wie auch Thomas Stumpf (SPD) dafür aus, das Ergebnis der Berechnung in der VG abzuwarten und dann nach Oktober die langfristige Lösung anzugehen. Auch Lothar Köhn (CDU) sah die Ad-hoc-Maßnahmen kritisch und betonte, dass man die Analyse abwarten solle.
Roland Kohler (Bündnis90/Die Grünen) prangerte an, dass das Abwasserwerk Schmutzwasser in Bäche leitet. Er forderte eine chemische Untersuchung des Bockenbachs. „Das Gewässer sieht nicht so aus, als wäre es biologisch belastet“, meinte Fulda und fügte hinzu: „Wir machen hier nichts, was nicht geprüft und rechtlich abgesichert ist.“ Fazit der Sitzung: Nun muss sich der Werksausschuss der VG Asbach damit befassen, dass der Bockenbach dreckfrei wird. Martin Blanck und die G–BfW können den Bürgern nun wenigstens den Grund sowie Lösungsmöglichkeiten präsentieren.