Zwar verlor Heike Resch (CDU) die Stadtbürgermeisterwahl in Dierdorf gegen Ulrich Schreiber (parteilos), der sich mit 54,4 Prozent der Stimmen durchsetzte. Doch durch ihren intensiv betriebenen Wahlkampf erlangte Resch einen großen Bekanntheitsgrad und sammelte viele Sympathiepunkte.
Das führte beispielsweise dazu, dass sie die meisten Stimmen unter allen Bewerbern für den Dierdorfer Stadtrat erzielte. Zudem wurde sie auch für die CDU in den Dierdorfer Verbandsgemeinderat gewählt. Aber vor Kurzem gab es eine große Überraschung: Heike Resch hat ihre beiden Mandate niederlegt und sich aus der Politik zurückgezogen. Auf RZ-Anfrage erklärt sie die Gründe, blickt auf den Wahlkampf zurück und äußert ihre Wünsche für Dierdorf.
Aus dem Kreis Ahrweiler nach Dierdorf und zurück
Bevor Heike Resch 2023 mit ihrem Lebensgefährten im Dierdorfer Ortsteil Elgert zusammenzog (die RZ berichtete), hatte sie im Kreis Ahrweiler gelebt – und inzwischen ist sie wieder in diesen zurückgekehrt. „Aus privaten Gründen bin ich von Dierdorf nach Bad Neuenahr-Ahrweiler gezogen“, nennt Resch den ausschlaggebenden Grund für ihre Amtsniederlegungen. Wie sie untermauert, habe ihre Entscheidung nichts mit der Politik zu tun gehabt. Die gesammelten kommunalpolitischen Erfahrungen haben Resch laut eigener Aussage „richtig gut gefallen“.
Im Kreis Ahrweiler bricht nun für sie eine neue Zeit an, in der sie auch zur Ruhe kommen möchte. Daher trat sie in Dierdorf nicht nur von den kommunalpolitischen Ämtern zurück, sondern ist auch aus der CDU ausgetreten und engagiert sich nicht mehr für die Landfrauen im Kreis Neuwied. Zum aktuellen Zeitpunkt glaubt Resch, dass da politisch bei ihr „nichts mehr kommen wird“. Während im Stadtrat für Heike Resch Florian Krämer als Ratsmitglied nachgerückt ist, wurde Hella Holschbach für die CDU im Dierdorfer VG-Rat als Nachfolgerin berufen.
Es war für uns alle überraschend so kurzfristig vor der Sitzung.
Sascha Ströder, CDU-Fraktionssprecher der Verbandsgemeinde Dierdorf
Für Sascha Ströder, CDU-Fraktionssprecher der Verbandsgemeinde (VG) Dierdorf, war es ein Schock, als er die Nachricht zum Rückzug von Heike Resch kurz vor der konstituierenden Sitzung erhielt. „Es war für uns alle überraschend so kurzfristig vor der Sitzung“, sagt er. Dafür habe es keine Anzeichen gegeben. Mit Blick auf die jüngere Vergangenheit der CDU sowohl in der Stadt als auch in der VG Dierdorf lobt er Resch für ihr Wirken. „Heike Resch haben wir sehr viel zu verdanken“, gibt er die CDU-Sicht wieder.
Hier hebt er den zusätzlichen Sitz hervor, den die CDU, die jetzt bei zwölf Sitzen liegt, im Verbandsgemeinderat gewonnen hat. Er habe sie als voll motivierte Mitstreiterin wahrgenommen. Als Stadtbürgermeisterkandidatin hinterließ Heike Resch vor allem in Dierdorf selbst ihre Spuren – gerade auch aus Perspektive der Christdemokraten. „Sie hat frischen Wind in die Stadt-CDU hereingebracht“, betont Ströder. Ihr Wahlkampf sei gut gewesen.
Kein offener Kampf vor der Wahl
Heike Resch selbst lobt im Wahlkampf die erhaltene Unterstützung aus den Reihen der Christdemokraten. Im Wahlkampf selbst hat Resch überwiegend positive Erfahrungen gesammelt, besonders in vielen Gesprächen mit den Bürgern. Auf RZ-Anfrage erklärt der frisch gewählte Stadtbürgermeister Ulrich Schreiber: „Der Wahlkampf war fair. Wir haben keinen offenen Kampf ausgetragen.“ Die Amtsniederlegungen von Heike Resch will Schreiber nicht kommentieren.
Mit Blick auf die Zukunft hoffen sowohl Heike Resch als auch Ulrich Schreiber auf eine gute Entwicklung für Dierdorf. In den vergangenen Jahren gab es im Dierdorfer Stadtrat immer wieder Streitigkeiten und Unruhe, zeitweise wurde ein Stillstand in der Stadtpolitik moniert (die RZ berichtete mehrfach). Unstimmigkeiten herrschten immer wieder zwischen der CDU und der Fraktionsgemeinschaft aus den Grünen, der FDP, der SPD und der FWG, die in der vergangenen Wahlperiode zusammen die Mehrheit im Rat hatte.
Das wünscht sich Resch für Dierdorf
Heike Resch ist wichtig, dass Dierdorf innovativ wird, man in der Stadt vorausschauend denkt und vor allem auf die Wünsche der Bürger eingeht. Für die Stadtratsarbeit an sich wünscht sie sich mehr Zusammenarbeit und weniger Querelen. Im neu gewählten Stadtrat, der 22 Sitze umfasst, kommt die CDU auf zehn Sitze, die Wählergruppe Schreiber auf fünf Sitze, die SPD auf drei Sitze, die Freien Wähler und die Grünen holten je zwei Sitze.
In Dierdorf soll nun wieder mehr Ruhe einkehren. Nach der konstituierenden Sitzung des Stadtrates im Juli fand laut Ulrich Schreiber ein interfraktionelles Gespräch mit einem positiven Ergebnis statt. Froh zeigt er sich darüber, dass die CDU nun wieder mit der Fraktionssprecherin Liane Oettgen eine direkte Ansprechpartnerin für die anderen Parteien beziehungsweise Wählergruppen hat. Wenn es nach dem Bürgermeister geht, muss die Vergangenheit nicht mehr aufgearbeitet werden. „Alles, was war und gelaufen ist, lässt man hinterm Pflug“, findet der Landwirt. Er erwartet, dass der Unfriede irgendwann aufhört. „Wir sind nicht da, um zu streiten, sondern dafür da, das Allerbeste für Dierdorf draus zu machen.“
Rückblick auf die Beigeordnetenwahl
Bei der Beigeordnetenwahl im Juli ging die CDU als stärkste Fraktion (44 Prozent) leer aus, obwohl sie ihre damalige Spitzenkandidatin Heike Resch gleich zweimal in Rennen um den Ersten und Zweiten Beigeordnetenposten geschickt hatte. Doch zunächst gewann SPD-Kandidatin Kamilla Paterek-Riedrich die Wahl mit zehn zu neun Stimmen und wurde Erste Beigeordnete.
Anschließend siegte Michael Seidel (FWG) mit dem gleichen Ergebnis und wurde Zweiter Beigeordneter. Ohne Gegenkandidat wählten die Ratsmitglieder Anne Fuldner (Bündnis 90/Die Grünen) bei sieben Nein- und elf Jastimmen zur Dritten Beigeordneten.