Das Thema „lebendige Innenstadt“ liegt Neuwieds Einwohnern offensichtlich sehr am Herzen. Immer wieder sind Beschwerden darüber zu hören, dass die Stadt nicht mehr viel zu bieten hätte. Dass es früher mehr Einkaufsmöglichkeiten gab, und dass seitens der Verwaltung nicht genug getan würde, um daran etwas zu ändern. Im Rahmen der Reihe „IHK informiert vor Ort“ gab es zu diesen Themen im von der Stadtverwaltung betriebenen Innenstadtlabor eine Gesprächsveranstaltung unter dem Titel „Gemeinsam für eine lebendige Innenstadt“.
OB Einig: Innenstadt liegt mir am Herzen
In der Begrüßung wies Oberbürgermeister Jan Einig die gerade einmal etwa 30 Besucher darauf hin, wie sehr ihm die Entwicklung der Innenstadt persönlich am Herzen liegt – und schilderte kurz einige Maßnahmen, die diesbezüglich von der Stadt bereits ergriffen wurden.
Kristina Kutting, Regionalgeschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK), gab einen Überblick über die Strukturen und Aktivitäten dieser Institution. Insbesondere das „Junge Unternehmernetzwerk“ im Landkreis hob sie als Beispielprojekt hervor. Sven Klein, Referent für Handel und Stadtmarketing, trug anschließend den Impuls „Vielfalt in der Region – Zukunft der Innenstädte und Zentren“ vor. An den Anfang stellte er einen Satz über den Einzelhandel, der den Wandel der Innenstädte deutlich macht: „Wir müssen verstehen, dass die Menschen ihre Freizeit in unseren Geschäften verbringen und nicht nur ihren Bedarf decken.“
Er ging auf unterschiedliche Projekte im Land ein, die für mehr Leben in Innenstädten gesorgt haben. So nutzen etwa Handwerkskammern in mehreren Orten ehemalige Geschäfte in zentraler Lage, um dort in Berufsorientierungswerkstätten Jugendliche mit spannenden Workshops, in Kontakt zu Handwerksberufen zu bringen.
Gute Beispiele in Siegen und Aachen – Vorbild für Neuwied?
Auch größere bauliche Maßnahmen, wie die Öffnung des Flussufers in Siegen oder ein regelmäßig angebotener Bauspielplatz im Zentrum von Aachen wurden lobend genannt. Gleich mehrfach tauchten Beispiele aus der Nachbarstadt Andernach auf, die etwa mit dem „First Friday“ regelmäßig viele Besucher ins Zentrum lockt. Abschließend wies er auf das „Branchenforum Handel“ hin – eine Veranstaltung, zu der am Donnerstag, 21. August, ab 17 Uhr interessierte Händler zum Austausch kreativer Konzepte zur Schaffung attraktiver Innenstädte in der Rhein-Mosel-Halle Koblenz zusammenkommen.
Christian Dübner folgte mit einem Vortrag über „Aktuelle Angebote für Gastgewerbe und Tourismus“ von der IHK. Auch hier wurden vor allem überregionale Themen und Angebote vorgestellt. Zwischenfragen der Besucher bezogen sich aber vorrangig auf ganz konkrete Probleme der Stadt – etwa einen fehlenden Stellplatz für Wohnmobile, schlecht ausgebaute Radwege oder mangelnde Vernetzung verschiedener Angebote.
Darauf gingen die beiden abschließenden Vorträge ein: Zunächst stellte Lena Höver vom Amt für Stadtmarketing die Entwicklung eines Tourismuskonzeptes für die Stadt vor, an dem sie in den vergangenen Jahren federführend mitgewirkt hat. Basierend auf gründlicher Forschung und Befragung von Einwohnern wird darin eine klare Ausrichtung der Angebote angestrebt. Details sollen in die Öffentlichkeit gehen, wenn das Konzept vom Stadtrat freigegeben wird, was zeitnah geschehen soll.
„66-Minuten“-Chef: Es passiert schon viel
Dass in der Stadt schon eine Menge passiert, belegte Oliver Grabus, der das Escaperoom- und Adventure-Unternehmen „66 Minuten“ leitet. Gemeinsam mit Gleichgesinnten hat er den Verein „Deichstadtzeit“ gegründet, in dem sich die Anbieter verschiedener stationärer Freizeitangebote vernetzen, um gemeinsam ein besseres Angebot zu schaffen.
Die Filmproduktion „NewCut“ aus Niederbieber hat schon für 17 dieser Anbieter sehr sehenswerte Videos produziert, die auch zu einem Gesamt-Imagefilm zusammengeschnitten werden. Die ansprechenden Aufnahmen von Icehouse, Kinos, Schlosstheater, Museen und Bädern zeigen, dass die Stadt sehr viel zu bieten hat, lebenswert, und durchaus auch für Touristen attraktiv ist.