„Als Mittelzentrum haben wir viele Aufgaben und können keinen Überschuss erwirtschaften“, fasst Stadtbürgermeister Thomas Vis die finanzielle Lage Dierdorfs zusammen. Steigende Unterhaltungskosten für Straßen, Stadtverwaltung, Personal, Kindergärten, Friedhöfe und öffentliche Gebäude – kein Wunder, dass da die Finanzlage „nicht so gut“ aussieht, wie der Bürgermeister leicht beschönigend bilanzierte. Dazu kommen schwankende Steuereinnahmen – insbesondere die Gewerbesteuer sackt um 200.000 Euro ab – und steigende Umlagen, die unter dem Strich ein Loch in der Kasse hinterlassen.
Neu ist das für die Dierdorfer nicht. Die maue Kassenlage begleitet die Stadt nach den Worten des Stadtchefs schon seit Jahrzehnten. Kein Grund also, den Kopf in den Sand zu stecken und auf eine Aufgabenliste zu verzichten: Auf der stehen unter anderem Arbeiten an den Dorfgemeinschaftshäusern in den Stadtteilen und deren Ausstattung, aber erstmals seit mehreren Jahren keine größeren Straßenbauvorhaben.
Stattdessen investiert Dierdorf in ein neues Herzensprojekt: Der alte Sportplatz zwischen Schlossweiher und Schwimmbad soll nach und nach zum Mehrgenerationenplatz umgewandelt werden, aktuell bemüht sich die Stadt gerade um Zuschüsse für eine darin enthaltene, sportliche Multifunktionsfläche (die RZ berichtete). 200.000 Euro plant der Haushalt für letztere ein, bis zu 120.000 könnten aus Zuwendungen zurückfließen. Noch besser sieht die Bilanz in Sachen Breitbanderschließung aus: 375.000 Euro will Dierdorf dafür ausgeben, 332.000 davon erstattet der Kreis zurück. Und auch die Giershofener können sich freuen: Für die Komplettsanierung ihres Spritzenhauses, ein Kernstück der Dorfmoderation, macht die Stadt 35.000 Euro locker, 21.000 davon als Landeszuweisung.
Trotzdem: Ohne Kredite geht es nicht: Dass Dierdorf sich 152.000 Euro leihen muss, klingt angesichts eines Haushaltsvolumens von über 7,5 Millionen Euro sogar moderat. Aber es reicht, um die Stadt über die Drei-Millionen-Klippe zu stoßen, denn so viel Schulden werden voraussichtlich am Ende des Jahres auf dem Dierdorfer Deckel stehen. „Etwas mehr finanzieller Spielraum wäre natürlich wünschenswert“, resümierte Ratsmitglied Martina Jungbluth (CDU) aus der Etat-Planung, schloss sich aber der einhelligen Ratsmeinung an, dennoch nicht auf neue Projekte zu verzichten. Rolf Scheyer (FWG) mahnte jedoch, „kommende Generationen nicht zu sehr zu belasten“ und sich für die nächsten Jahre ein Konzept für die Haushaltskonsolidierung zu überlegen. Damit stehen neue Hausaufgaben für den Rat für 2018 schon fest.