Zuvor waren die fünf aktiven Reiter durch das Dorf geritten und hatten – in Ermangelung von Gaststätten – bei Stefan Petry in der Burgasse und beim Josef-Ecker-Stift Zwischenstationen gemacht, um sich für das Rennen zu stärken. Knapp 50 Bewohner und Bewohnerinnen des Seniorenheims hatten offensichtlich Spaß an dem Besuch der Pferde und der Reiter. Deutlich mehr Publikum wartete zu diesem Zeitpunkt schon an der Bimsstraße. Sven Lefkowitz moderierte das Rennen und konnte viel lokale Prominenz begrüßen – unter anderem die beiden Stadtvorstände Peter Jung und Ralf Seemann sowie den Kreisbeigeordneten Horst Mahlert. Wegen der aktuellen Ferienregel fehlten allerdings die beiden Schulen aus Heddesdorf. Viele Eltern waren dennoch mit ihren Kindern gekommen, um den Pfingstreitern zuzurufen.
Ehrung durch den Fürsten
Der Erstplatzierte Charly Kast wurde – der Tradition entsprechend – von Fürst Maximilian zu Wied geehrt. Der ist in seinem Studium in Wien sichtlich gereift und hat nur noch wenig Ähnlichkeit mit seinem Foto, das in der Festschrift der Pfingstreiter abgedruckt ist. Darin fehlte noch Nils Balkhausen (Platz zwei), der relativ kurzfristig als fünfter Reiter angetreten war. Neben den bereits erwähnten Kast und Söhn waren noch der neue Pfingstreitervorsitzende Andy Leufgen (Platz drei) und Andreas Holz am Ritt beteiligt.
In einem Planwagen wurde der Tross von den Maimädchen begleitet, auf dem auch Thomas Kurz, der die Pferde zur Verfügung gestellt hatte, sowie der ehemalige Vereinsvorsitzende David Jakoby, der aus persönlichen Gründen in diesem Jahr nicht mitreiten konnte, Platz genommen hatten. Ebenfalls dabei: die Pfingstreiterhoffnung Pascal Stahl. Der junge Mann wäre eigentlich in diesem Jahr gern zum ersten Mal mitgeritten, konnte aber aufgrund von Schulprüfungen vorab nicht genügend Reitstunden nehmen.
Auf dem Weg nach Rommersdorf gab es eine weitere traditionelle Zwischenstation auf dem Hühnerhof Maur im Gladbacher Feld. Nachdem er in den vergangenen Jahren mehrfach wegen Urlaub gefehlt hatte, konnte Ex-Pfingstreiter Bernd Maur seine fünf Nachfolger diesmal wieder persönlich begrüßen – passend zum Ort mit selbst angefertigtem Eierlikör. Nach dem Weg durch Gladbach wartete im ehemaligen Kloster schon eine Delegation von als Mönchen gekleideten Vertretern der Stiftung Abtei Rommersdorf auf die Reiter, die vor dem Ritt durch das Engeltor wieder ganz korrekt in die traditionelle Kleidung mit Zylinder und schwarzem Sakko angelegt hatten. Vereinbarungsgemäß wurde zum 459. Mal der Tribut überreicht. Diese Aufgabe übernahm letztmalig Gerhard Jüngling.
Begleitung durch Drahtesel
Nach einer weiteren Stärkung ging es – begleitet von den Pfingstradlern, die diesmal ebenfalls zu fünft unterwegs waren – weiter nach Engers, wo die Reiter ebenfalls einen Tribut einfordern können – und müssen, um die Tradition zu wahren. Nach der Corona-Unterbrechung gab es dort auch wieder die vom Bürgerverein Engers in jedem zweiten Jahr aufwendig inszenierte Übergabe in historischen Kostümen. Der Vereinsvorsitzende Bernd Wolff freute sich, dass er noch fünf Minuten vor dem Einritt einen freiwilligen Mitspieler fand, der die Rolle eines Hirten übernahm. Rolf Ehlers, Leiter der Landesmusikakademie in Engers, wurde in diesem Jahr mit der „Schandgeige“ bestraft – und das ausgerechnet an seinem Geburtstag. Den „Anklagen“ war aber zu entnehmen, dass er im Ort durchaus gut gelitten ist – dementsprechend wurde auch eine milde Strafe ausgesprochen: Im September muss Ehlers im Schlosshof ein Engerser Volkslied zum Besten geben.
Bevor die Pfingstreiter dann den Weg zum Maitanz im Landratsgarten antraten, durften sie es sich – eingeladen vom Bürgerverein – in der Schlossschenke noch einmal gut gehen lassen.