Gegenseitige Körperpflege im Zoo Neuwied beweist, dass es Schimpansen und Co. gut geht
Tierische Liebesbeweise im Zoo Neuwied: Kämmen, knabbern, kraulen
Bienenfresser - ganz schön bunte Vögel
Liebe geht nicht nur durch den Magen, wie bei Bienenfressern. Auch gegenseitige Körperpflege vertieft die Bindung von Tieren zueinander.
Patrick Pleul/dpa. dpa

„Guck mal Mama, die Affen lausen sich!“ Biologin Alexandra Japes steht am Wassergraben der Schimpansenanlage des Zoos Neuwied und beobachtet, genau wie die Familie neben ihr, die Menschenaffen bei der gegenseitigen Körperpflege – und schüttelt lächelnd den Kopf: „Was landläufig oft als ‚Lausen‘ bezeichnet wird, nennt man in der Fachsprache ‚Groomen‘. Das bedeutet ‚pflegen‘, und schließt damit alle Körperpflegehandlungen bei Tieren mit ein."

Dazu gehöre zwar auch die Entfernung von Ektoparasiten wie Läusen, die gebe es im Zoo durch die tierärztliche Prophylaxe aber gar nicht, erklärt Japes weiter. "Trotzdem beobachten wir die gleichen Verhaltensweisen bei unseren Tieren, wie sie auch ihre wilden Verwandten zeigen.“

Grooming hat soziale Komponente

Zoologen unterscheiden zwischen Auto- und Allogrooming, also der Pflege des eigenen Körpers im Unterschied zur gegenseitigen Pflege. „Während beim Autogrooming ganz klar die eigentliche Körperpflege im Vordergrund steht, zum Beispiel die Entfernung von Schmutzpartikeln, Hautschüppchen oder Verknotungen im Fell, hat das gegenseitige Grooming vor allem eine soziale Komponente“, sagt Japes. „Gegroomt werden erhöht das Wohlbefinden des Empfängers und stärkt so die Bindung zwischen den Tieren. Das müssen dabei nicht unbedingt verwandte Tiere oder Sexualpartner sein: Gerade bei Primaten nutzen rangniedere Gruppenmitglieder Grooming auch oft als Mittel, sich die Gunst der ranghohen Individuen zu sichern“, erklärt die Biologin.

Auch andere Tiere betreiben soziales Grooming. „Pferde beknabbern sich häufig gegenseitig, Katzen wie unsere Berberlöwen lecken dem Partner das Fell, und selbst bei Vögeln ist das gegenseitige Beknabbern mit dem Schnabel ein Bindungsritual, das bei vielen verschiedenen Arten stattfindet.“

Win-win-Situation: Nur Tiere, die sich wohl fühlen, betreiben Grooming

Bei den Schimpansen hat mittlerweile ein Wechsel stattgefunden: Jetzt ist das andere Tier an der Reihe. „Wir freuen uns hier im Zoo immer, wenn wir beobachten, dass sich unsere Tiere richtig viel Zeit fürs Grooming nehmen“, verrät Japes. „Denn die gegenseitige Körperpflege ist natürlich ein Verhalten, dass die Tiere nur zeigen, wenn es ihnen gut geht und keine anderen dringende Bedürfnisse unerfüllt sind: Wenn sie also satt sind, sich gesund und sicher fühlen. Grooming ist für uns ein Zeichen, dass sich unsere Tiere wohlfühlen – was uns oberstes Gebot ist. Also könnte man sagen, wenn sich unsere Tiere groomen, erhöht es nicht nur deren Wohlbefinden, sondern auch die Zufriedenheit von uns Zoomitarbeitern: Ein klares Win-Win!“

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