Natur Mitarbeiter des Forstamts müssen Schädlingen vorbeugen
Sturmschäden im Wald sind bald Geschichte: Käfer machen Forstamt Sorgen
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Kreis Neuwied. Ein ganzer Jahreshiebsatz ist bei den Stürmen „Friederike“ und „Burglind“ im Januar diesen Jahres im Gebiet des Forstamts Dierdorf umgefallen. Noch immer sind nicht alle Schäden beseitigt. Denn es sind viele einzelne Bäume umgestürzt und wenig große Flächen betroffen. Forstamtsleiter Uwe Hoffmann macht jetzt das heiße und trockene Wetter Sorgen, denn das hilft dem Borkenkäfer bei seiner Ausbreitung. Immerhin führten die großen Mengen Holz auf dem Markt nicht zu einem Preissturz.

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„Früher hätte sich die Preisspirale schnell nach unten bewegt“, sagt Hoffmann. Aber jetzt gieren die Sägewerke förmlich nach Holz, weil die Wirtschaft boomt. Selbst minderes Holz, was sonst schon mal keinen Abnehmer findet, wird nachgefragt, weil Paletten und Holzkisten für den Transport von Gütern benötigt werden. „Die Sägewerke haben schnell geguckt, wie sie sich ihre Mengen sichern können“, berichtet Hofmann.

Die erste Atempause nach dem Sturm, als andere noch ihre Schäden begutachteten, haben er und seine Kollegen genutzt, um schnell große Mengen aufzuarbeiten und anzubieten. Jetzt müssen sie dosierter vorgehen. Denn der Holztransport ist eine sehr teure Angelegenheit, deshalb kommen als Abnehmer nur Sägewerke in der Nähe infrage. Und die haben begrenzte Transportkapazitäten. Also muss das Holz gelagert werden, aber so, dass es keinen Schaden nimmt.

„Holz ist eine verderbliche Ware“, erläutert Hoffmann. Liegen abgestorbene Bäume einfach so im Wald, werden sie schnell von Pilzen und Insekten besiedelt. „6 Wochen dauert es, bis die Nachkommen des Käfers aus dem Holz kommen.“ Ein Käfer hat bis zu 1000 Nachkommen. Eine Art nimmt sogar einen Pilz mit ins Holz, der in den gebohrten Röhren wächst und der wegen seiner schwarzen Farbe eine spätere Nutzung erschwert, sagt der Experte. „Je schlechter versorgt der Stamm ist, desto interessanter ist er für den Käfer“, sagt Hoffmann. Das trockene, warme Wetter kommt dem Forstamt also nicht gelegen. Denn hat der Baum wenig Wasser im Stamm, kann er kein Harz in das Bohrloch laufen lassen und den Käfer zukleben. „Der Käfer riecht, ob der Baum gut versorgt ist.“

Als Lagerung bieten sich entweder Nasslager an, die sehr teuer sind, weil das Holz immer beregnet werden muss oder Trockenlager. Einige wurden im Wald in Kreis errichtet. Die Bäume werden dafür zunächst entrindet, damit sie für die Käfer nicht mehr attraktiv sind und dann luftig aufgeschichtet. „Die Tiere erkennen das nicht mehr als Platz, wo sie sich entwickeln können“, erläutert Hoffmann. Die Holzqualität ist etwas schlechter als im Nasslager, die Stämme können auch längst nicht so lange so gelagert werden. Auf Insektizide versucht das Forstamt möglichst zu verzichten.

Die meisten Schäden haben die Stürme in Puderbach, Raubach, Dierdorf und Waldbreitbach verursacht. Hauptsächlich sind die Flachwurzler Fichten umgekippt, aber es waren sogar Eichen und Buchen dabei. „Die Natur ist weder wählerisch noch berechenbar“, sagt Hoffmann. Ein Problem zu Beginn war zudem, dass es von Mitte Oktober bis Mitte März so nass war, dass die Mitarbeiter nicht rücken konnten und die Maschinen abgesoffen sind, erinnert sich Hoffmann. Da war ohnehin viel Holz liegen geblieben, zudem dann die Sturmschäden hinzukamen. Er geht aber davon aus, dass bis August fast alle umgestürzten Bäume entfernt sind. Bei den kleinen leeren Flächen schauen die Forstamtsmitarbeiter, ob dort bereits kleine Bäume wachsen, die auf natürlichem Wege entstanden sind. Manchmal helfen sie nach, indem sie den Mineralboden unter der dicken Schicht noch nicht verrotteter Blätter oder Nadeln freilegen, damit es die Keimlinge leichter haben. Wo nichts zu erwarten ist, wird gepflanzt, eine große Baumartenmischung, unter anderem aus Tanne, Douglasie und Birke. Das verringert das Betriebsrisiko, damit nicht ein Schädling einen ganzen Wald vernichten kann, erklärt Hoffmann. Das ist aber die schlechtere Variante, erstens ist es teurer, zweitens sind die Pflanzen aus den Baumschulen deutlich kräftiger und schmecken damit dem Wild auch besser.

Von unserer Redakteurin Yvonne Stock

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