Vorschläge von Studenten zur Hauptstraße und zur Entwicklung präsentiert
Studenten stellen Ideen vor: Rheinbrohl muss sich neu erfinden
Ganz unbefangen haben haben die Studenten die Rheinbrohler Hauptstraße analysiert mit ihren Stärken und Schwächen. Foto: Yvonne Stock
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Rheinbrohl. Sie ist lang, sie ist in Teilen unübersichtlich, sie ist die Adresse von noch einigen Geschäften und so etwas wie die Lebensader von Rheinbrohl: die Hauptstraße. Aber sie ist kein Ort, der zum Verweilen oder zum Plausch einlädt. Wie kann man das ändern und damit die Lebensqualität im Innerort verbessern? Damit haben sich Studenten der Hochschule Koblenz beschäftigt.

Bei der Präsentation am Donnerstagabend im Rathaus wurde eins deutlich: Der Ort steht vor großen Herausforderungen und braucht eine neue Identität. „Wenn die Industrie weggeht, dann haben Sie die Chance, sich neu zu erfinden“, betonte Professor Peter Thomé. Ein großer Vorteil von Rheinbrohl ist aus seiner Sicht, dass der Ort nicht wie andere am Rhein im Tourismus verhaftet ist. Die angehenden Architekten und Bauingenieure haben überlegt, was Zukunftsthemen für den Ort sein könnten: Sport- und Spielanlagen waren da ein Thema, zum Beispiel könnte eine Trampolinhalle unten am Rhein Menschen aus einem größeren Umkreis anziehen. Auch das Thema Bildung identifizieren sie als Zukunftsthema, weil oben am Schulzentrum bereits einiges in dieser Richtung vorhanden ist.

Wenn der Innerort attraktiver wird, besteht die Hoffnung, dass auch mehr Wanderer und Radfahrer einen Stopp einlegen und die noch vorhandenen Geschäfte nutzen, und diese damit eine Überlebenschance haben. Die Baulücken, die Thomé als Zahnlücken bezeichnete, und die oft als Parkflächen genutzt werden, sind ihm ein Dorn im Auge. Ein Vorschlag sah vor, zwei am Römerplatz mit zwei Gebäuden zu schließen, eins mit kurzfristig mietbaren Arbeitsplätzen und eines mit einem Minihostel. Wenn sich etwas zum Positiven verändert, „dann besteht die Hoffnung, dass auch die Hauseigentümer wieder investieren“, sagte Thomé.

Ein anderer Vorschlag lautete, das jetzige Edekagebäude – der Supermarkt schließt Ende des Jahres – und die Sparkasse abzureißen und dort den neuen Kindergarten zu errichten, für den ohnehin noch eine Fläche gesucht wird. „Der Wunsch, die Kita im Ortskern zu bauen, ist groß“, bestätigte Ortsbürgermeister Oliver Labonde. Eine Tiefgarage darunter soll die vielen Autos verschwinden zu lassen. Ein Jugendzentrum soll daneben entstehen und viel Grün. Bäume und andere Pflanzen sind etwas, das viele Studenten entlang der Hauptstraße vermissen. Auf dem bisherigen Kitagelände und der Fläche, wo das alte Pfarrheim abgerissen wurde, könnte aus Sicht der Studenten sehr gut ein Gebäude mit seniorengeeigneten Wohnungen entstehen – mit Bezug zum jetzigen Seniorenheim und einem gemeinsamen Café.

Für die beiden Enden der Hauptstraße selbst halten die Studenten geschwindigkeitsreduzierende Maßnahmen für sinnvoll, erläutere Professorin Ulrike Kirchner. Der Bau eines Minikreisels auf Höhe der Tankstelle ist dafür ein Vorschlag oder wechselseitige Parkbuchten mit Bäumen. Aus Sicht der Studenten sollten der Römerplatz und der Marktplatz nicht mehr als Parkfläche dienen, sondern zu Begegnungsflächen mit viel Grün umgebaut werden. Auch der Vorschlag die Bushaltestelle vor die Kita zu verlegen, was derzeit bereits im Bau ist, war eine Idee der angehenden Bauingenieure.

Auf die Kritik von Zuhörer Urs Exner, dass viele Ideen nicht umsetzbar sind, betonte Thomé, dass das auch nicht der Anspruch der Studenten ist. Es geht um Impulse. „Denn Ihnen fällt es schwer Lösungen zu finden, die jenseits sind, von dem, was Sie kennen.“ Trotz einer überschaubaren Anzahl an Zuhörern kam eine intensive Debatte zustande, an dessen Ende mehrere Ideen standen. Der Ort muss jetzt einen moderierten Gesprächsprozess mit allen beginnen, wofür er in Zukunft stehen will. Dazu müssen dann alle Vorhaben passen. Damit in der Zwischenzeit nichts gemacht wird, was später bereut wird, sollte es eine Art Veränderungssperre für zwei Jahre geben, schlug Thomé vor. Er umriss aber auch sehr deutlich die Dimension des Ganzen: „Die Herausforderungen hier sind so groß, das sprengt jede Dorferneuerung. Sie müssen den Weg über den Kreis zum Land suchen.“

Von unserer Redakteurin Yvonne Stock

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