Thalhausen/Anhausen
Störfall: Bürger blicken weiter skeptisch auf Biogasanlage
Jörg Niebergall

Thalhausen/Anhausen. Ein neuerlicher Störfall nach der Sanierung der Fahrsilos auf dem Gelände der Biogasanlage Anhausen hat die Bürger von Thalhausen aufgeschreckt. Sie befürchteten, dass erneut Silagesaft in den Burbach gelangen und diesen verseuchen könnte. Doch dazu kam es dank neuer Sicherheitsvorrichtung am Silo nicht.

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Jörg Niebergall

Von unserem Redakteur Ralf Grün

Aber es gab auch andere gewichtige Gründe, die die Bürgerinitiative „Nothilfe Burbach“ dazu veranlasst hat, Bürger sowie Vertreter von Verbandsgemeinde, Kreisverwaltung, Bioenergie Kirchspiel Anhausen GmbH und SGD Nord zu einem Info-Abend einzuladen. Ergebnisse der Untergrunduntersuchungen und Sanierungskonzept für den Burbach sind da als Stichworte zu nennen.

Mit etwa 70 Bürgern war das Dorfgemeinschaftshaus in Thalhausen genauso gut gefüllt wie bei der letzten großen Info-Veranstaltung vor gut anderthalb Jahren. Und die Menschen hatten ihre Sorgen mitgebracht und wollten reichlich Fragen loswerden. Friedhelm Kurz von der BI, der gemeinsam mit Jutta Döring (BI) den Abend moderierte, spricht von einer „konstruktiv-kritischen Stimmung, wenngleich die Skepsis auch nach diesem Abend bleibt“.

Dirk Gerber, Geschäftsführer der Bioenergie GmbH, war an diesem Abend besonders gefragt: Neben dem Störfall erläuterte er den Bürgern auch das Sanierungskonzept für die drei Fahrsilos. Demnach ist die alte Bodenplatte erhalten geblieben, während die Wände an der hinteren Stirnseite demontiert worden sind. Eine zwei Zentimeter starke Flüssigasphaltschicht versiegelt nun die Bodenplatte. Darüber liegt eine 15 Zentimeter dicke Schotterschicht, auf der wiederum die Tragverschleißschicht ebenfalls aus Asphalt ruht. Ein spezielles Abflusssystem verhindert zudem, dass sich Gärsaft in den Silos stauen kann, wie vor der großen Havarie geschehen. Heißt: Es gibt jetzt zwei Schichten zur Sicherung gegen eine erneute Havarie samt Gefährdung für den Burbach. Sollte die oberste Schicht undicht sein, läuft der Gärsaft auf der unteren Asphaltschicht in einen Kontrollschacht und wird von dort in die Kläranlage gepumpt. Ein Versickern wird so verhindert.

Jörg Niebergall

Das Sicherheitssystem hat sich prompt bewähren müssen. Die Rede ist vom Störfall, der sich kurz nach Abschluss der Sanierung im Oktober ereignet hat. Wie die SGD Nord Koblenz informierte, ging dort am 20. Oktober die Meldung von der Bioenergie GmbH ein, dass das mit Mais befüllte Fahrsilo undicht sei. War laut Friedhelm Kurz zunächst von einigen wenigen Litern die Rede, kam beim Info-Abend die Zahl 900 Liter auf den Tisch. Eine Messung habe zudem ergeben, dass es relativ hoch konzentrierter Gärsaft war. „Das wiederum ließ uns Bürger doch aufschrecken“, sagt Kurz.

Die SGD Nord teilt unterdessen weiter mit, dass sie die Bioenergie GmbH aufgefordert hat, kurzfristig mitzuteilen, wie das Leck gefunden werden soll. Die Betreiberin erklärte ihrerseits, dass sie Asphaltschicht und Fugen auf Undichtigkeiten untersuchen lassen will, sobald das Silo planmäßig geleert worden ist. Die SGD sagt gegenüber der RZ: „Das Fahrsilo wird dann erst wieder befüllt, wenn das Silo instand gesetzt ist.“

Auf den Burbach hatte der Störfall keine Auswirkung, sagen sowohl Friedhelm Kurz als auch Rainer Jodes von der Unteren Wasserbehörde in Neuwied. „Von Mitarbeitern der Verbandsgemeinde sind täglich Wasserproben entnommen worden. Die Werte waren in Ordnung“, erklärt Kurz und ergänzt: „Inzwischen verfügt auch die BI über die Ausrüstung für eigenen Wasserbeprobungen.“

In Sachen Untersuchungen gibt es aber noch weitere Neuigkeiten: Rainer Jodes stellte beim Info-Abend die Ergebnisse der Untergrunduntersuchungen vor. Dabei sind elektrische Widerstände des Bodens gemessen worden. Das erlaubt Experten aussagen darüber, ob es unter der Biogasanlage Hohlräume gibt, in denen sich Gärsaft gesammelt hat. Jodes dazu: „Wir hätten gerne noch mehr Erkenntnisse gewonnen, können aber sagen, dass es unter der Anlage bis zu einer Tiefe von zehn Metern keine Hohlräume im Fels gibt. Und es existieren keine relevanten Restbestände irgendwo im Boden.“ Zugleich lässt sich feststellen: „Dort, wo einst die Zwischenwände der Silos gestanden haben, sind im Boden Salze nachzuweisen, die beim Abbau von Gärsaft entstehen.“ Dort waren die Silos also undicht.

Rainer Jodes hat darüber hinaus „ein kleines Sanierungskonzept“ für den Burbach entworfen. Dessen Wasserqualität sei seit Herbst 2013 in Ordnung. Zudem gibt es eine Masterarbeit rund um den Burbach. Darin wird bescheinigt, dass sich wieder erste Arten im Bach angesiedelt haben und dass die Gewässer unterhalb des Burbachs nicht in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Allerdings sind noch keine Anzeiger für eine sehr gute Wasserqualität wie die Steinfliege nachweisbar. „Das wird wohl noch einige Zeit dauern“, sagt Jodes.

Um zum Ursprungszustand zurückzukommen, sollen etwa Solschwellen – Steingürtel, die verhindern, dass sich der Bach tief eingräbt – eingebaut und die Ufer bepflanzt werden. Dirk Gerber hat zur Freude der BI Bereitschaft signalisiert, bei der Hilfe für den Burbach mitzuwirken. Und Rainer Jodes sagt zu, Schotterbett und Teichanlage an den Quellschächten zurückbauen zu lassen, sobald es die erste Frostperiode gab.

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