„Das ist doch ein sehr respektables Ergebnis“, bewertet Hecking die 56,2 Prozent für Christ am späten Abend im RZ-Gespräch. Er sei froh, „dass wir das Amt des Bürgermeisters endlich wieder wertig besetzen können.“ Mit guter Politik wolle man nun um Vertrauen werben und in acht Jahren wieder ein standesgemäßes Resultat von um die 70 Prozent erreichen. Dass es dafür diesmal nicht reichte und Lahr, der „wie Phönix aus der Asche“ aufgetaucht sei, derart viele Wähler ansprach, schreibt Hecking gestern dann auch einem „Hype um Junges und Neues“ zu und spricht dem 29-Jährigen ein Stück weit die Ernsthaftigkeit ab. „Anmaßend“ empfinde er es, dass der sich auf den letzten Drücker und durch das Sammeln von Unterschriften auf der Kirmes das „wichtigste Amt in der VG“ zugetraut habe. Zufrieden ist Hecking, dass mit Christ, dem Bundestagsabgeordneten Erwin Rüddel und dem gewählten Landrat Achim Hallerbach drei Kandidaten aus der VG ihre Ziele erreicht und dabei besser abgeschnitten haben als die CDU im Bund.
Noch immer unter dem Eindruck des Absturzes der Bundes-SPD steht am Montag deren Verbandsvorsitzender Jürgen Jonas. Enttäuscht ist er aber auch von seinem Parteigenossen Lahr, der die SPD im Asbacher Land am Wahlabend scharf attackiert und berichtet hatte, Jonas und VG-Ratsmitglied Günter Behr hätten es im Wahlkampf nicht einmal für nötig befunden, ihn zu grüßen. „Das stimmt einfach nicht“, sagt Jonas. Zumindest Behr habe bei der letzten Begegnung länger mit Lahr geredet, während er, Jonas, sich auf den Austausch mit Wählern konzentriert und Lahr kurz zugenickt habe. Zudem sei der Einzelbewerber auf ein Gesprächsangebot nicht eingegangen. „Ich wollte ihm erklären, warum eine Unterstützung für uns nicht möglich ist“, berichtet Jonas. Schließlich gebe es einen geltenden mehrheitlichen Vorstandsbeschluss, keinen Bürgermeisterkandidaten zu stellen und sich auf den Wahlkampf für Landratskandidat Michael Mahlert zu konzentrieren. Interessenten aus den eigenen Reihen habe man aus diesem Grund eine Absage erteilt. Die Enttäuschung vieler Wähler, „dass wir keine Alternative bieten konnten“, könne er nachvollziehen. Aber die Ortsvereine müssten mit ihren knappen Ressourcen haushalten – besonders mit Blick auf die Kommunalwahl, die in weniger als zwei Jahren ansteht. Auch der von Lahr angegangene Günter Behr stellt mit einem Anruf in der RZ-Redaktion klar, dass die Schilderung des Kandidaten nicht der Wahrheit entspreche. Zudem sei Lahr mit seinem Werben um Unterstützung nicht an die Ortsvereine in der VG herangetreten.
Etwas enttäuscht darüber, dass es für den von ihm unterstützten Lahr nicht ganz zum Überraschungssieg gereicht hat, aber dennoch begeistert über dessen gutes Abschneiden ist am Wahlabend der FDP-Kreisvorsitzende Alexander Buda. Lahr sei mit seiner sympathischen Art bei den Wählern sehr gut angekommen. Das aus seiner Sicht dürftige Ergebnis für Christ sei außerdem die Quittung „für den unsäglichen Vertrag zwischen CDU und SPD“. „Das ist ein Sieg der Freiheit über den Klüngel“, kleidet er seinen Stolz bei der Wahlparty Lahrs im Asbacher Eiscafé Riviera in etwas überschwängliche Worte.
„Das ist ein ganz ausgezeichnetes Ergebnis, das alle Erwartungen übertroffen hat“, bilanziert Sprecher Roland Kohler das Abschneiden Lahrs, für den sich die Grünen im Asbacher Land im Vorfeld der Wahl ausgesprochen hatten. „Die Person von Herrn Christ findet offenbar nur sehr eingeschränkt Zustimmung“, deutet er das Ergebnis. „Symptomatisch“ ist aus seiner Sicht die Aussage Christs, er werde nun sein Wahlprogramm abarbeiten. „Die ganze VG bleibt wohl ein Bauamt“, vermutet Kohler.
Hermann Bernardy, Kreisvorsitzender der Freien Wähler, der ebenfalls Lahr unterstützt hatte, war gestern nicht für eine Stellungnahme gegenüber der RZ zu erreichen.