Von unserer Redakteurin Nina Borowski
„Wir werden reden müssen. Wir sind der Auffassung – wenn man etwas vereinbart, muss man sich auch daran halten. Und das hat die CDU im Vorfeld nicht gemacht“, betont Lefkowitz. Grundsätzliche Zweifel an dem Fortbestand der Großen Koalition hat er nicht: „Wenn die Partei nun zu dem Ergebnis kommen würde, müssten wir weiter sehen, aber für mich persönlich ist das keine Frage. Ich habe Vereinbarungen getroffen und an die halte ich mich. Wir wollen jetzt in die inhaltliche Arbeit gehen.“
Unterstützung bekam der SPD-Kandidat nicht nur aus den eigenen Reihen, sondern auch von den Grünen: „Wir haben Michael Mang unterstützt“, sagt Regine Wilke im Gespräch mit der RZ. Auch wenn die Fraktionssprecherin eine Ausschreibung des Postens bevorzugt hätte, ist sie zufrieden: „Wir haben unser Hauptziel nicht erreicht, aber die bestmögliche Lösung in dieser Konstellation. Michael Mang bringt viel Erfahrung aus der Verwaltung mit und wir denken, dass er unsere grünen Themen gut vertreten wird.“ Bereits nach einem Kennenlerntreffen mit Simone Klein am Dienstag hatte Wilke Zweifel: „Sie ist eine gestandene Frau, die weiß, was sie will, aber ihr fehlt das politische Gespür. In ihrer Vorstellungsrunde ist sie allen politisch konkreten Aussagen ausgewichen. Sie war uns zu neutral.“
Ähnlich sah das auch Tobias Härtling, Fraktionssprecher der Linken. Noch am Dienstag hatte Härtling im Gespräch mit der RZ angekündigt, dass sich die Fraktion enthalten wolle. Am Mittwochabend jedoch haben sie den SPD-Kandidaten mit ihren Stimmen unterstützt. „Simone Klein wollten wir auf keinen Fall unterstützen“, sagte Härtling und ergänzte: „Wir hätten uns eine Ausschreibung gewünscht, aber ich denke das Mang viel Kompetenz mitbringt. Die Fußstapfen, in die er tritt, sind sehr groß, aber ich traue ihm zu, dass er dort hineinwächst.“
Inhaltliche Arbeit soll beginnen
Von einer demokratischen Entscheidung spricht Dr. Jutta Etscheidt (EKF): „Die Ratsmitglieder haben als Vertreter des Volkes gewählt. Damit bin ich sehr zufrieden.“ Die Sprecherin der Etscheid-Keßler-Fraktion ist selbst neu im Rat und kannte beide Kandidaten nicht. Ihre Einschätzung:„Simone Klein hat persönlich einen guten Eindruck gemacht.“ Bei Fragen nach inhaltlichen Schwerpunkten sah sie jedoch Defizite. „Michael Mang kennt die Probleme der Stadt“, sagte sie. Bei der Frage, wem sie ihre Stimme gegeben hat, beruft sie sich auf die geheime Wahl, sagt aber: „Ich habe es mir nicht leicht gemacht. Auch jetzt nach der Wahl bleiben noch ein paar Fragezeichen.“
Während eine „linke“ Mehrheit im Rat mit dem Wahlergebnis zufrieden ist, fällt die Freude bei den übrigen Parteien eher mäßig aus. Besonders die CDU ist enttäuscht: „Es ist schade“, sagte Unionssprecher Martin Hahn. Doch trotz fehlender Mehrheit zweifelt er nicht an der Wahl der Kandidatin. „Simone Klein war genau die richtige Kandidatin. Sie hätte Neuwied gut getan“, sagt er und ergänzt: Wir sind stolz, dass sie sich auf die Bewerbung eingelassen hat.„
FWG und AfD stehen in den Startlöchern: “Wir haben so viele Sachthemen, die wir angehen wollen, dass wir die Personalfragen nun abstellen sollten„, betonte Karl Josef Heinrichs (FWG). Auch wenn beide Parteien sich auf die geheime Wahl berufen und nicht preisgeben wollen, wem sie ihre Stimme gegeben haben, sagt Dr. Jan Bollinger (AfD): “Wir hätten es als frischen Wind erachtet, wenn es jemand geworden wäre, der nicht aus dem Rat kommt.„ Heinrichs sagte: “Jeder Kandidat hat seine Vorzüge.„ Ob die Enthaltung aus den Reihen der FWG kam, wollte Heinrichs nicht kommentieren. Bollinger sagte: “Wir haben geschlossen gestimmt.„ Das betonte auch CDU-Mann Hahn: “Unsere Partei hat geschlossen hinter Simone Klein gestanden.„ Trotz Niederlage spricht Hahn von einer ehrlichen und offenen Entscheidung: “Wir brauchten eine schnelle Entscheidung."