Viele weitere hätten, wie Napp im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet, ihr Interesse per E-Mail bekundet. Stadtbild Deutschland, auch der hiesige Regionalverband, hat sich auf die Fahne geschrieben, „traditionelle und regionale Architekturformen zu fördern, bestehendes Schönes zu erhalten und, wo es sinnvoll ist, für den Wiederaufbau kulturell besonders wertvoller Bauten zu kämpfen“.
Seniorenresidenz The Flag am Linzer Rheinufer in Kritik
Vor dem Hintergrund der erklärten Ziele beleuchteten die Teilnehmer der Gründungsversammlung Bauprojekte in der Region, die in der jüngsten Vergangenheit schon realisiert wurden oder die noch gebaut werden sollen. „Eines der Hauptthemen war die neu errichtete Seniorenresidenz The Flag am Linzer Rheinufer. Man war sich einig, dass das Gebäude völlig überdimensioniert und in seiner dunkelgrauen Farbauswahl ein Klotz im Linzer Stadtbild ist.
Moderner Baustil zeichnet sich durch Funktionalität und Zweckmäßigkeit aus. Die Erfahrungen der Nachkriegszeit haben jedoch gezeigt, dass die funktionalen, häufig als kalt und abweisend empfundenen Gebäude, die vor dem Hintergrund des Zeitgeschmacks mit Architekturpreisen ausgezeichnet wurden, das ...Betonklötzen den Kampf ansagen: Im Kreis Neuwied soll ein Verband von Stadtbild Deutschland entstehen
Als besonders heikel wurde der Standort nahe des Bahnhofs und der Bahnstrecke angesehen, weil Touristen und Vorbeifahrende einen äußerst negativen ersten Eindruck von Linz bekommen“, sagt Napp, der als Sprecher des neuen Regionalverbandes, ein weiteres Bauprojekt anprangert. In einem Schreiben an die Stadt Linz, an Landrat Achim Hallerbach, aber auch den Denkmalschutz Rheinland-Pfalz kritisiert er das Neubauvorhaben auf dem Gelände des ehemaligen Hotel Palm in Linz.
Zu wuchtig für Stadtbild
„Vier Wohnblöcke mit mehr als 30 Wohnungen sollen dort entstehen. Die geplanten Klötze beeinträchtigen das historisch geprägte Stadtbild und fördern die Verwahrlosung von umliegenden historischen Gebäuden“, befürchtet Napp. Grundsätzlich stehe der Regionalverband der Schaffung von Wohnraum positiv gegenüber. „Als Architekturverband, der sich für eine nachhaltige, ästhetische und menschenfreundliche Baukultur einsetzt, haben wir aber bei diesem Bauprojekt große Bedenken. Es ist zu wuchtig für das gesamte Linzer Stadtbild“, betont Napp.
„Wir haben Sorge, dass durch die überdimensionierten Maße und den massiven modernen Architekturstil die umliegenden Gebäude entwertet werden.“ Leider, so habe Hallerbach mitgeteilt, seien ihm die Hände gebunden. Die Stadt Linz hätte im Vorfeld eine entsprechende Satzungs- oder Bebauungsplanänderung machen müssen, um diese Baukörper in der Form zu verhindern, erfuhr Napp.
Das ist auf dem Areal des ehemaligen Hotel Palm geplant
Glücklich sind weder die Stadt Linz noch die Anwohner mit dem Neubau (die RZ berichtete). Der Stadtrat musste vor dem Hintergrund der Gesetzeslage die Pläne des Investors jedoch billigen. Aktuell sehen die Pläne vor, dass vier Baukörper entstehen, die jeweils eine Grundfläche von 270 Quadratmetern haben, außerdem werden zwei Kleingaragen gebaut und 26 Abstellplätze für Pkw.
Ursprünglich sollte das Bauvorhaben noch wuchtiger und massiver werden. Der Investor plante auf dem Hanggrundstück in Rheinnähe drei drei- bis zu fünfstöckige Mehrfamilienhäuser, die jeweils eine Grundfläche von 370 Quadratmetern haben sollten. Außerdem sollten drei Tiefgaragen entstehen. Die Pläne hatten die Stadt, aber auch die Anwohner entsetzt. Weil jedoch in dem Bereich kein Bebauungsplan existiert, gibt es nur die Vorgabe, dass sich die neuen Gebäude an der Umgebungsbebauung orientieren und in diese einfügen müssen.
Eigentlich hatte die Stadt Linz darauf gehofft, dass sich ein Investor findet, der auf dem Rheingrundstück gegenüber dem Bahnhofs ein Hotel bauen will. Daraus wurde nichts, und die Idee wurde schon vor Jahren begraben.Domizil mit Blick auf den Rhein: Altersgerechtes Wohnen in Linz entsteht
Bei der ersten Planung taten sie das überhaupt nicht. Der Rat lehnte das Bauvorhaben 2022 ab, auch das Kreisbauamt hatte Bedenken gegen die Planungen. Das Verwaltungsgericht in Koblenz teilte die Bedenken. Der Investor plante um. Statt drei, sollen jetzt vier Baukörper entstehen. Die Bebauung wird von den übergeordneten Stellen als zulässig erachtet.
Allmächtige Investoren?
Es sei bitter, dass sich Investoren über die Wünsche einer Stadt und der Anwohner hinwegsetzen könnten. „Hier kollidiert mitunter öffentliches Interesse mit dem privaten, finanziellen Interesse eines Investors“, klagt Napp. „Vielen Investoren sind die Möglichkeiten, das Erscheinungsbild ihrer Fassaden zu verbessern, gar nicht in vollem Maße bekannt. Mit relativ kostengünstigen Mitteln könnte das erreicht werden. Unser Verein konnte in anderen Städten schon Verbesserungen erreichen und besitzt durch zahlreiche Experten und Bauträger, die mit uns zusammenarbeiten, entsprechende Expertise“, sagt Napp und hofft, dass der neue Verband auch in der Region vieles erreichen kann.