Kein Titel für die ganze Stadt
Stadt Neuwied wird wohl eher kein Unesco-Welterbe
Eine Hinweistafel zeigt den Weg zu einer Unesco-Welterbestätte.
Swen Pförtner. picture alliance / Swen Pförtner/dpa

In gewisser Weise ist die Stadt ja längst Welterbe: Ein Teil des Obergermanischen Limes führt durch Neuwied und ist seit 20 Jahren als Unesco-Weltkulturerbe anerkannt. Darüber hinaus hat die Stadt allerdings schlechte Chancen auf einen Titel.

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Der Obergermanische Limes, das Herrnhuter Viertel und die starke Verbindung zu Raiffeisen: Neuwied hat geschichtlich viel zu bieten. Doch reicht die bewegte Vergangenheit der Deichstadt aus, um als Unesco-Welterbestätte anerkannt zu werden? Die Antwort lautet nein, zumindest zum Teil – denn die Auflagen für die Vergabe dieses Zertifikats sind streng.

Komplexes Verfahren führt zum Welterbestatus

Welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um als Stadt zur Unesco-Welterbestätte zu werden, weiß Sarah Heil, Pressesprecherin des rheinland-pfälzischen Innenministeriums: „Um anerkannt zu werden, muss man zunächst in die Tentativliste Deutschlands aufgenommen werden, und darüber entscheidet die Kultusministerkonferenz.” Hinzu kommen zahlreiche Anträge und Verfahren, sodass eine Aufnahme zu einem komplexen und mehrstufigen Prozess wird, der an strenge Auflagen gebunden ist.

Aktuell hat Neuwied mit 18 der 85 Kilometer des Obergermanischen Limes in Rheinland-Pfalz den größten Anteil an diesem Welterbe. Somit verfügt die Deichstadt bereits über einen nicht unerheblichen Teil dieser Welterbestätte. Aus Sicht des Ministeriums erscheinen die Bemühungen um eine weitere Anerkennung der ganzen Stadt als Unesco-Welterbe nicht als erforderlich oder zielführend.

Rekonstruierte Holzpalisaden des Limes stehen auf einer Wiese. Der Grenzwall war die Außengrenze des Römischen Reichs zwischen Rhein und Donau.
Sebastian Gollnow. picture alliance/dpa

Ähnlich streng gestalten sich auch die Vorgaben in Bezug auf das Werben mit Welterbe-Schildern. So gilt es, für die Verwendung des Welterbe-Logos die Vorgaben der Unesco zu beachten.

„Generell genießen Unesco-Welterbestätten weltweite Anerkennung, fördern das Bewusstsein für das kulturelle Erbe und dessen Vielfalt und sind oft von touristischem Interesse”, sagt Heil und ergänzt, dass Welterbestätten darüber hinaus entscheidend zur nationalen und regionalen sowie kulturellen Identität beitragen. Doch auch der Eigentümer dieses Titels geht mit dem Erhalt Verpflichtungen ein, so sind Schutz und Erhalt der Stätten Pflicht.

Mit Blick auf Neuwied stellt allerdings nicht nur der Limes ein besonderes Stück Geschichte dar. Auch das Herrnhuter Viertel gilt als historischer Meilenstein, der allerdings nicht als Welterbe anerkannt ist. „Die Genossenschaftsidee Raiffeisens ist ebenfalls seit 2016 in der Unesco-Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit eingetragen, gilt aber nicht als Unesco-Welterbe”, erklärt Heil. Geschichtsexperte Conrad Lunar, der im Februar noch bei der Oberbürgermeisterwahl in Neuwied angetreten war, hatte kürzlich in unserer Zeitung kritisiert, dass die Stadt das Welterbe touristisch nicht ausreichend nutze.

Unabhängig von Neuwied gibt es in Rheinland-Pfalz sieben Unesco-Welterbestätten, darunter unter anderem der Speyerer Dom (1981), das Obere Mittelrheintal (2002) und die Schum-Stätten Speyer, Worms und Mainz (2021). Der Obergermanische-Raetische Limes erhielt seinen Titel im Jahr 2005, der Niedergermanische Limes 2021.

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