Serie zur Stadtgeschichte
Sport und Brauchtum in Neuwied
Der Mundschenk Heinrich gehörte 1914 zum Gefolge des Gladbacher Karnevalsprinzen Bernhard I.
Stadtarchiv Neuwied

In der Neuwieder Stadtgeschichte spielen auch Karneval und Fußball eine Rolle - und das zum Teil seit Jahrhunderten.

Neuwied ist auch heute noch für seine Märkte und Feste, für den Karneval und für seine Sportvereine bekannt. Einiges davon hat seinen Ursprung im 19. Jahrhundert, aber die Wurzeln mancher Bräuche liegen viel weiter zurück. Viele Traditionen werden weiterhin gepflegt, und auch jüngere Generationen von Neuwiedern können sich dafür begeistern.

Karneval hat seine Wurzeln natürlich in Heimbach-Weis

Straßenkarneval wird in der Stadt und den Stadtteilen seit mindestens 200 Jahren gefeiert, denn der erste belegte Umzug fand 1827 in der heutigen Karnevalshochburg Heimbach-Weis statt, wie in „Neuwied im Spiegel der Zeit“ nachzulesen ist. Die ältesten Nachweise für eine Heimbacher „Fassenacht“ reichen sogar bis ins frühe 17. Jahrhundert zurück. Im 19. Jahrhundert wurden in vielen heutigen Stadtteilen Karnevalsgesellschaften gegründet, die noch immer existieren, sodass es derzeit im gesamten Stadtgebiet fast 40 Karnevalsvereine gibt, die in der fünften Jahreszeit und darüber hinaus für buntes Treiben sorgen.

Das Wappen der Stadt Neuwied.
Stadt Neuwied

Eine weitere Neuwieder Tradition ist das Pfingstreiterbrauchtum, das von der Burschengesellschaft Heddesdorf gepflegt wird. Dieser Brauch geht auf ein seit mindestens 1564 bestehendes Abkommen zwischen dem mittelalterlichen Hof Reil (oder Reul) bei Engers sowie dem Kloster Rommersdorf und den Heddesdorfer Bauern zurück. Damit die Engerser und Rommersdorfer ihre Schafe auch auf den angrenzenden Heddesdorfer Feldern weiden oder diese überqueren durften, empfingen die Ackerknechte aus Heddesdorf als Gegenleistung alljährlich einen Tribut vom Kloster und vom Reiler Hof.

Letzteren gibt es heute nicht mehr, aber am Kannsee im Engerser Feld kann man noch den Brunnen „Reiler Pütz“ finden, an dem ursprünglich die Engerser ihre Zahlung an die Heddesdorfer tätigten. Heutzutage reiten alljährlich am Pfingstdienstag die Heddesdorfer Pfingstreiter in Rommersdorf und in Engers ein und erhalten ihre Tributzahlung in Form von Wein und Eierkuchen.

Allererstes Fußball-Länderspiel in Neuwied?

Sportlich hat in Neuwied der Fußball einen besonderen Stellenwert. In der Deichstadt war das Spiel nämlich schon in den 1880er-Jahren beliebt, also vor der Gründung des Deutschen Fußball-Bundes im Jahr 1900, da englische und irische Schüler der Herrnhuter Knabenanstalt die Sportart aus ihrer Heimat mitgebracht hatten.

In „Die frühen Jahre des Fußballs“ schreibt der Sozialwissenschaftler Lutz Neitzert über die Legende von einem außergewöhnlichen Fußballspiel, das 1886 in Neuwied stattgefunden haben soll. Dabei sind angeblich eine englische und eine deutsche Mannschaft gegeneinander angetreten, weshalb es sich bei der Partie um das allererste Fußball-Länderspiel auf deutschem Boden gehandelt haben könnte – allerdings gibt es für das sportliche Aufeinandertreffen keine historischen Belege.

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