Baustelle auf der Raiffeisenbrücke wird für Tausende zur Geduldsprobe - Gibt es Alternativrouten?
Sperrungen auf der Neuwieder Rheinbrücke: Brückenstaus kosten Autofahrer Nerven
Auf der Raiffeisenbrücke wird gearbeitet.
Jörg Niebergall

Seit Tagen brauchen Autofahrer, die über die Raiffeisenbrücke fahren müssen, vor allem eines: Geduld. Rund um die Rheinbrücke zwischen Neuwied und Weißenthurm kommt es vor allem morgens und abends im Berufsverkehr zu echten Megastaus.

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Eine Stunde oder mehr quälen sich Fahrer zurzeit über die Brücke, die B 9, die B 256, durch Sandkauler Weg und Engerser Landstraße auf Neuwieder Seite und so weiter. Ein Ende ist noch nicht in Aussicht: Bis Mitte Dezember sollen die Arbeiten dauern

„Die Sperrung auf der Raiffeisenbrücke ist ein absolutes Desaster“, schildert eine Neuwieder Pendlerin. In der vergangenen Woche dauerte ihr Heimweg von Koblenz nach Feierabend immer eineinhalb Stunden. „Der Rückstau beginnt schon weit vor der Abfahrt Kettig“, schreibt sie. Linksrheinisch spricht die Polizei Koblenz von zäh fließendem Verkehr zu den Stoßzeiten von der Europabrücke in Koblenz bis nach Andernach. Die Zahl der Verkehrsunfälle habe sich durch den Verkehr allerdings nicht nachweislich erhöht.

Auch auf Ausweichroute über Bendorfer Brücke entsteht Rückstau

Die Route über die Bendorfer Brücke ist offensichtlich auch keine Alternative für die Fahrer, wie mehrere Leser beschreiben. Auch hier bildet sich gerade morgens und abends immer wieder ein langer Rückstau, ebenso an den Autobahnauf- und -abfahrten an B 9 und B 42

Eine Überraschung ist es nicht, dass auf den Straßen so viel los ist, räumt der zuständige Landesbetrieb Mobilität (LBM) auf Anfrage ein: Dieser hatte schon im Vorfeld darauf hingewiesen, „dass zu den verkehrlichen Spitzenzeiten mit erheblichem Rückstau zu rechnen sei“.

Von der Andernacher Polizei, die unter anderem für die Weißenthurmer Seite der Raiffeisenbrücke zuständig ist, heißt es: „So ist das jedes Mal, wenn eine Brücke über den Rhein gesperrt ist“ Dann gibt es ewige Staus, „das ist unumgänglich“. Es gibt schließlich kaum Ausweichstrecken über den Fluss, gerade nach Koblenz wollen aber Tag für Tag Zigtausende Menschen.

Austausch der Brückenlager ist alternativlos

Der Rat des LBM, auf Alternativrouten auszuweichen, ist also in aller Regel keine Hilfe. „Nach unseren Erfahrungen sucht sich in der Regel der ortskundige Verkehrsteilnehmer seine für sich beste Route“, schreibt der Landesbetrieb. Problem: Wenn man nun mal über den Rhein muss, etwa weil man in Koblenz arbeitet, dann hat man einfach nicht viele Möglichkeiten. Und auf den wenigen Strecken, die es gibt, landet man eben im Stau.

Am Freitag, 28. Oktober, haben die Arbeiten auf der Raiffeisenbrücke begonnen, für den Austausch der Brückenlager sind zwei von drei Fahrspuren pro Richtung gesperrt. Der Austausch ist aus sicherheitstechnischen Grünen alternativlos, betont der LBM. Bei den meisten Brücken kann die Verkehrsführung dabei weitestgehend aufrechterhalten werden – doch die Raiffeisenbrücke ist wegen ihrer „besonderen Tragwerkskonstruktion“ eine Ausnahme.

Eine Frage, die sich viele stellen: Müssen diese Arbeiten ausgerechnet im November sein? Der Monat hat den Ruf, besonders verkehrsintensiv zu sein: Kaum ein Arbeitnehmer hat mehr Urlaub, auf Fahrrad und Moped setzt sich wegen des kühlen Wetters auch kaum einer mehr – und so sind sehr viele Autos unterwegs.

Eine Mitnutzung von Zeitfenstern der Ferienzeit in vorliegendem Fall wäre zwar sinnvoll, im Hinblick auf die hier umzusetzenden Arbeiten jedoch in keinem Fall hinreichend gewesen.

Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz

Polizei und LBM bestätigen das auf Nachfrage nicht, laut Polizei gibt es keinen feststellbaren Zusammenhang zwischen den aktuellen Staus und der Jahreszeit. Der LBM räumt aber ein: „Ursprünglich war vorgesehen, das Zeitfenster der Herbstferien mitzunutzen“, nötige Vorbereitungsarbeiten hätten sich aber verzögert.

Und: „Eine Mitnutzung von Zeitfenstern der Ferienzeit in vorliegendem Fall wäre zwar sinnvoll, im Hinblick auf die hier umzusetzenden Arbeiten jedoch in keinem Fall hinreichend gewesen“. Heißt: Egal wie wären die Bauarbeiten auf der Brücke auch nach den Herbstferien weitergegangen.

Die Neuwieder Pendlerin ist derweil vor allem frustriert, ebenso wie vermutlich viele andere Autofahrer: „Wer plant so ein Desaster ohne Plan B?“, fragt sie entnervt. Gerade in Zeiten der Umwelt- und Energiekrise führt die aktuelle Situation ihrer Meinung nach zu einer noch größeren Belastung der Bürger mit Blick auf die Autoabgase und die Benzinkosten.

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