Neuwied
Spannung vor dem letzten Gruppenspiel: Neuwieder Ungarin hofft auf EM-Überraschung
Judit Àgh mit der Flagge ihrer Heimat vor ihrem Arbeitsplatz, der Skylotec-Zentrale in Neuwied.
Jörg Niebergall

Neuwied. Daumen drücken für Deutschland - oder für das Team der alten Heimat? Vor den EM-Spielen treffen wir Vertreter der Länder der Gegner - diesmal die gebürtige Ungarin Judit Àgh.

Eigentlich holen die Mitarbeiter der Firma Skylotec in Neuwied-Oberbieber die Flaggen der verschiedenen Länder nur aus dem Schrank, um sie zu hissen, wenn internationaler Besuch kommt. Doch vor dem entscheidenden Spiel um den Einzug ins Achtelfinale der EM zwischen Deutschland und Ungarn machen sie nun eine Ausnahme: Damit Judit Àgh aus Ungarns Hauptstadt Budapest passend zum Spiel in die Kamera lächeln kann, kommt die ungarische Flagge zum außergewöhnlichen Einsatz.

„Selbst Fußball gespielt habe ich auch schon“, kann sich die 36-Jährige noch gut an die Schulzeit im Gymnasium in Szombathely erinnern. „Aber heute bin ich nur noch Fan, wenn eine EM oder WM ansteht. Wenn dann noch Ungarn dabei ist, umso besser.“

Am Mittwochabend drückt sie nun gemeinsam mit Freund Daniel Hellmich beiden Teams die Daumen. „Einer von beiden wird auf jeden Fall weiterkommen“, sagt Àgh, die seit zweieinhalb Jahren bei Skylotec in der Ingenieurgruppe die Arbeitsanweisungen für die Qualitätssicherung formuliert. „Natürlich wird das schwer für Ungarn. Aber wenn die Mannschaft so gut spielt wie gegen Frankreich, dann haben wir auch gegen Deutschland eine Chance.“

Besonders die Leistungen von Ungarns Torwart Péter Gulácsi hebt Judit Àgh hervor. „Aber auch seinen Vereinskameraden Willi Orban und den Mainzer Adam Szalai fand ich großartig.“ Was der sportlichen Ungarin allerdings nicht gefallen hat, das waren die etwas merkwürdig ausgelegten Corona-Regeln bei den Partien in Budapest: „56.000 Fans so nah aufeinander, das geht in der aktuellen Zeit überhaupt nicht.“

Da nun am Mittwochabend aber in München aber vor viel weniger Zuschauern gespielt wird, braucht sich Judit Àgh darüber keine Gedanken zu machen. Gefreut hätte sie sich indes über die regenbogenfarbene Beleuchtung der Allianz-Arena: „Ein großartiges Zeichen gegen die homophobe Gesetzgebung Ungarns.“ jn

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