Größte Verluste verzeichnet SPD - CDU legt zu - Wählergruppe Schreiber stark vertreten
Sozialdemokraten verlieren Sitze im Stadtrat in Dierdorf: CDU legt dagegen zu
Wahlen Dierdorf
Die Wähler haben im Vergleich zu 2019 seltener die SPD gewählt – auch in Dierdorf. Bei der Stadtratswahl haben die Sozialdemokraten zwei Sitze verloren. Starken Zuspruch erhielt die Wählergruppe Schreiber. Foto: Jörg Niebergall
Jörg Niebergall

Dierdorf. Die größten Verluste verzeichnet die SPD. Darüber hinaus erzielt die Wählergruppe Schreiber ein starkes Ergebnis.

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In den vergangenen Jahren gab es im Dierdorfer Stadtrat viel Stillstand (die RZ berichtete mehrfach). Nach den Kommunalwahlen ist nun klar, dass sich die Konstellation grundsätzlich in einigen Teilen verändert, aber auch dieses Mal keine Partei eine absolute Mehrheit für sich verbuchen kann. Besonders die Sozialdemokraten verzeichnen herbe Verluste, die CDU legt dagegen zu – mit Heike Resch (CDU) als Wahlverliererin der Stadtbürgermeisterwahl an der Spitze. Sie erzielt die meisten Stimmen von allen Stadtratskandidaten nach dem vorläufigen Ergebnis. Auch die Grünen und die FWG verlieren Stimmen. Dagegen punktet die Wählergruppe Schreiber.

Die mit Abstand meisten Stimmen holt die CDU, sie erreicht 44,8 Prozent der Stimmen (2019: 39,5 Prozent). Von den insgesamt 22 Sitzen im Dierdorfer Stadtrat entfallen nun zehn auf die CDU, das ist ein Sitz mehr als bei der Kommunalwahl 2019. Mit den meisten Stimmen (1753) zieht Heike Resch in den Stadtrat ein. „Das ist Wahnsinn. Ich bin nicht enttäuscht wegen der Stadtbürgermeisterwahl, aber ich bin überwältigt von der Stadtratswahl“, zeigt sich Resch, die erst seit rund einem Jahr in Dierdorf lebt, glücklich. Sie freue sich auf die Arbeit im Stadtrat. Zum positiven Trend der CDU allgemein im Stadtrat betont Resch: „Das ist klasse und zeigt, dass die CDU im Aufwind ist.“

Wählergruppe Schreiber ist stark vertreten

Hinter der CDU folgt die Wählergruppe Schreiber, die insgesamt auf 25,7 Prozent der Stimmen kommt. In den vergangenen fünf Jahren war die FDP noch mit Ulrich Schreiber im Dierdorfer Stadtrat vertreten, nun hat er sich dafür entschieden, parteilos anzutreten und eine Wählergruppe aufzustellen, um auch mehr Menschen, die mit der Parteipolitik nicht so viel anfangen können, mitzunehmen. Für die Wählergruppe bedeutet es fünf Sitze. Für Ulrich Schreiber, der derzeit noch an der Spitze der Liste auftaucht, wird noch jemand nachrücken, sobald er als neuer Stadtbürgermeister vereidigt ist.

Zum Resultat sagt Schreiber mit Blick auf die Arbeit im Stadtrat: „Ich bin froh, dass keine Partei eine absolute Mehrheit hat. Das war das Hauptziel.“ Und sehr froh sei er mit seiner Wählergruppe: „Der Dank geht an das gesamte Team.“ Ob es wie in der jüngeren Vergangenheit möglicherweise wieder eine Fraktionengemeinschaft geben wird, ist noch vollkommen offen. Gespräche mit den anderen Parteien sollen laut Schreiber noch geführt werden.

Einschätzung der SPD

Verluste musste dagegen die FWG, die Grünen und vor allem die SPD einstecken. Im Vergleich zu 2019 verloren die Sozialdemokraten satte 8 Prozentpunkte und landeten nun bei nur 13,2 Prozent der Stimmen. Dadurch verloren sie auch zwei Sitze, aktuell sind es also noch drei. Auf RZ-Anfrage sagte Holger Kern (SPD) dazu: „Das ist natürlich schade, wir hätten gern die fünf Sitze behalten.“ Für eine richtige Wahlanalyse sei es zu früh, aber trotzdem versuchte er, sich den Gründen schon anzunähern. Aus der Ferne beobachte er, dass die SPD gerade nicht den allerbesten Stand habe: „Das mag eine Rolle gespielt haben.“

Vielleicht seien auch die gesetzten Wahlprogrammschwerpunkte nicht so überzeugend gewesen, obwohl es laut Kern vor der Wahl eine positive Resonanz dazugegeben habe. Das Stadtwahlprogramm der SPD umfasste vier Schwerpunkte – in Kürze: Treffpunkte für Jung und Alt in Dierdorf zu generieren, mehr Wohnangebot schaffen, das Stadtbild verschönern und auch den günstigen Standort an der A 3 besser zu nutzen, um mehr Gewerbeansiedlungen zu erreichen.

Auch die FWG hat etwas eingebüßt

Die FWG dagegen verlor im Vergleich zu 2019 1,1 Prozentpunkte (2024 erreicht die FWG 9 Prozent), aber keinen Sitz im Stadtrat, es bleibt bei zwei Sitzen. Dazu sagt Rolf Scheyer (FWG): „Wir konnten mit den Themen in der Verbandsgemeinde besser punkten als in der Stadt.“ In der Verbandsgemeinde Dierdorf steigerte die FWG ihr Ergebnis und sicherte sich einen zusätzlichen Platz, nun sind es auf VG-Ebene vier statt drei Sitze.

Dann fehlen nur noch die Grünen. Hier zeigt sich Karl Stefan Hachenberg nicht ganz zufrieden, was nicht weiter verwundert. Insgesamt reduzierte sich das Ergebnis der Grünen im Vergleich zu 2019 um 3,4 Prozentpunkte auf 7,3 Prozent der Stimmen. Doch die Grünen bleiben damit trotzdem bei zwei Sitzen im Stadtrat. Mit den Stimmen möchten sich die Grünen laut Ratsmitglied Werner Renz für eine Verbesserung des äußeren Erscheinungsbildes der Stadt, für eine Aufwertung der Innenstadt und eine nachhaltige Stadtentwicklung mit Ausbau des Radwegnetzes und verbesserten Mobilitätsangebots einsetzen.

Ansonsten ist auffällig, dass in den Ortsgemeinderäten in der Verbandsgemeinde Dierdorf generell Parteien nicht mehr so eine große Rolle einnehmen. Abseits des Dierdorfer Stadtrates bildet der Ortsgemeinderat in Großmaischeid hier eine Ausnahme. Hier gehören neun Ratsmitglieder der CDU und sieben der SPD.

Info: Besetzung des Dierdorfer Stadtrats

Nach der Kommunalwahl: Folgende Kandidaten ziehen nach dem vorläufigen Ergebnis und aktuellem Stand in den Dierdorfer Stadtrat ein. Für Ulrich Schreiber, der zum Stadtbürgermeister gewählt wurde, rückt schließlich von der Liste der Wählergruppe noch jemand nach.

Wählergruppe Schreiber: Ulrich Schreiber (nur vorläufig), Dominik Ehrenstein, Nadeem Rafique, Hans Peter Forneberg und Philipp Pfeil.

CDU: Heike Resch, Sven Jost, Thomas Kreten, Mike Wiederstein, Ingrid Groß, Harry Kemling, Liane Oettgen, Marcel Jüttner, Volker Hoffmann und Kerstin Ahlhorn.

FWG: Patric Vietze und Rolf Scheyer.

Grüne: Wolfgang Renz und Karl Stefan Hachenberg.

SPD: Rosemarie Schneider, Alfred Rättig und Holger Kern.

Blick auf die Ortsgemeinderäte in der VG Puderbach

Auch in der Verbandsgemeinde Puderbach spielen Parteien auf Ortsgemeinderatsebene insgesamt inzwischen eine deutlich kleinere Rolle und tauchen nur noch in wenigen Ortsgemeinderäten auf. Mit welchen Mitgliedern die einzelnen Ortsgemeinderäte besetzt sind, steht online auf www.ku-rz.de/besetzungrat. Beispielsweise sind folgende Personen im Puderbacher Rat vertreten: Hans-Peter Schmidt, Oliver Klein, Nicole Schmidt, Christian Schuh, Hans-Martin Born, Melanie Führer, Christian Schneider, Hans-Martin Worring, Günter Gabel, Janine Schüler, Volker Pietzsch, Ulrich Baumung, Sven Born, Dirk Geimer, Martin Sielker, Ralf Berger, Stefan Klein, Volker Born, Hermann-Josef Jordan und Patrick Rudolph.

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