Alltagsflucht und Abenteuer: Diese Themen finden sich stark im Reiseblog von Jana Zieseniß aus Straßenhaus wieder, aber lang nicht nur das. Und mit der Zeit hat sich einiges im Leben von ihr verändert, das sich auch auf die Inhalte ihres Blogs „Sonne & Wolken“ auswirkt. Den Blog hat im Sommer das Online-Hotelportal Escapio als einen der besten 50 deutschsprachigen Reiseblogs gekürt. „Sonne & Wolken“ landete auf Rang sechs. Als Bewertungskriterien achtete Escapio laut Pressemitteilung auf spannend erzählte Geschichten, die Bildsprache und ein stimmiges Konzept. Im Gespräch mit der RZ erzählt Jana Zieseniß, was ihr eine solche Erwähnung bedeutet, wie alles angefangen hat und wie sich das Reisen bei ihr gewandelt hat – mit Hund und Kind.
Eine riesige Bedeutung hat die Nennung für die Straßenhauserin nicht, aber sie freue sich trotzdem darüber, dass sie, „obwohl sie so lange dabei ist, weiterhin gesehen wird“. Der Reiseblog „Sonne & Wolken“ besteht seit dem Jahr 2010, da „hat man eine relativ feste Leserschaft und einen festen Kundenstamm“.
Im Jahr 2010 mit dem Blog gestartet
Im Jahr 2010 habe es, so Zieseniß, wenn überhaupt eine Handvoll Reiseblogs gegeben, die privat entstanden seien. Sie habe mit dem Blog ursprünglich nicht mit der Intention angefangen, es zum Beruf zu machen. „Eigentlich habe ich Ernährungswissenschaften studiert“, sagt sie. Dann habe sie begonnen, in einer PR-Agentur zu arbeiten: „Ich hatte in meiner Traineezeit Interesse an einem kreativen Projekt, das ich einfach privat führe.“ Schon immer habe sie gern fotografiert und ist gern gereist. Als sie aus dem Italienurlaub zurückkam, hatte sie die Idee, über diese Reise zu schreiben.
Das ging dann immer weiter. „Ich hätte mir damals nicht erträumen können, wie sich das entwickeln würde.“ Denn nicht nur die Leserschaft auf dem Blog wuchs mit der Zeit, plötzlich fragte auch ein Verlag an, ob sie nicht ein Buch schreiben wolle. „Als Teenager war es ein Bucket-List-Traum, dass ich mal ein Buch schreiben wollte.“ So veränderte sie sich beruflich von der Bürojobberin zur Vollzeit-Reiseautorin: Sie verfasste zwei Ausflugs- und Wanderbücher. Das Buch mit dem Titel „52 kleine & große Eskapaden im Harz“ ist 2017 erschienen, 2021 dann das Werk „52 kleine und große Eskapaden am Mittelrhein“, die jeweils im Dumont-Verlag erschienen sind.
Die Bildsprache ist ihr besonders wichtig
Nicht nur in den Büchern, sondern auch bei ihrem Blog ist ihr eines besonders wichtig: die Bildsprache. „Ich bin mit einer professionellen Kamera unterwegs, mache die Fotos für die Blogartikel und Bücher selbst.“ Sie sei gerade zu Zeiten von Instagram der Meinung, dass man die Menschen mit aussagekräftigen Bildern einfangen müsse, damit die Artikel auch gelesen werden. Zieseniß teilt ihre Erfahrungen nicht nur von Fernreisen mit ihren Lesern, sondern auch von Trips in Deutschland und den Nachbarländern. In der Ferne war sie unter anderem in Australien, Indonesien oder auch in vielen Ländern Südamerikas.
„Besonders prägend war meine dreimonatige Fernreise durch Südamerika. Das war nach meiner Festanstellung mit Beginn meiner Selbstständigkeit“, betont Zieseniß, die mit ihrer Schwester dort unterwegs war und die Gegend bis dato nicht kannte. „Spanisch habe ich auch nur rudimentär gesprochen.“ Sie habe sich damit einen Lebenstraum erfüllt. Insgesamt erlebte sie schon viele Abenteuer, aber es muss auch nicht immer die große Fernreise sein. Besondere (Reise-)Momente sammelt sie auch regelmäßig vor der eigenen Haustür.
Abenteuer warten im Kleinen
„Ein Abenteuer bedeutet für mich nicht unbedingt, dass ich auf den Kilimandscharo steigen oder die Sahara durchqueren muss, sondern dass es gerade im Kleinen wartet.“ Seit 2019 gehören zu ihrem Leben und zu dem ihres Partners Malek Chahoud ein Familienhund, seit Juni 2022 ist sie Mutter und meistert mit ihrem Partner die neuen Herausforderungen im Alltag. Wert legt sie auf „die Magie der kleinen Dinge“. Das erläutert sie näher: „Wenn man seine Umgebung mit den Augen eines Reisenden wahrnimmt, selbst eine normale Spazierrunde, entdeckt man viele Sachen, die einem vorher vielleicht nicht aufgefallen wären.“
Ihre Art zu reisen, sei irgendwie gleich geblieben und irgendwie auch nicht. Ihr Fokus liege mehr auf dem vor der Haustür, so empfiehlt sie in der Nähe neben dem Siebengebirge die Region um Braubach, hier unter anderem die Panoramawanderungen rund um die Marksburg. „Ich bin der Meinung, dass es überall schöne Orte gibt, egal wo man wohnt.“ Mit der Zeit sei sie sich zudem viel mehr bewusst geworden, eine Vorbildfunktion zu haben. Zieseniß findet es nicht empfehlenswert, anderen zu verkörpern, „ständig um die halbe Welt reisen zu müssen“. Grundsätzlich schätzt sie am Reisen, dass man „immer den Horizont erweitert“.
„Die Welt gehört dem, der sie genießt.“
Das Lebensmotto von Jana Zieseniß
Mit ihrem Kind zu reisen, war am Anfang schwieriger, wichtige Punkte waren für sie Flexibilität und Gelassenheit. „Im ersten Jahr wollte mein Sohn überhaupt nicht mit Autofahren.“ Sie hat gemerkt, beim Reisen Abstriche machen zu müssen, sodass dann länger mal kein Artikel auf ihrem Reiseblog erschienen ist. Aber mit dem Gedanken gespielt, den Reiseblog aufzugeben, habe sie nie: „Ich habe nie die Lust daran verloren.“ Somit wird sich auch ihr großes Motto weiterhin in den Blogartikeln widerspiegeln: „Die Welt gehört dem, der sie genießt.“
Info: Der Reiseblog “Sonne und Wolken" und Empfehlungen
Für Menschen, die möglicherweise mit dem Gedanken spielen, einen eigenen Reiseblog ins Leben zu rufen, hat Jana Zieseniß eine große Empfehlung: „Das Allerwichtigste ist, dass man es aus Leidenschaft macht und Spaß an der Sache hat.“ Das transportiere man dementsprechend. „Wenn ich den Spaß nicht hätte, andere auf meine Reisen mitzunehmen und Tipps zu geben, wäre ich nicht mehr dabei.“ Ihr Reiseblog ist online zu finden unter https://www.ku-rz.de/sonnewolken