Hannelore und Ignacio Campino haben einen Teil ihrer Gewohnheiten angepasst. Sie waschen ihre Wäsche jetzt, wenn die Sonne scheint. Auch die Spülmaschine läuft bei Sonnenschein, denn dann erzeugen die Solarbotschafter des Kreises Neuwied ihren Strom selbst mit einem Balkonkraftwerk. Die Campinos berichteten während einer Veranstaltung der CDU Unkel über ihre Erfahrungen mit dem Balkonkraftwerk und einer Solarthermieanlage.
Ihr Solargerät hat die Familie Campino seit April dieses Jahres. Zwei jeweils zwei Quadratmeter große Paneele haben sie auf einem Schuppen montieren lassen. Die beiden Solarmodule haben eine Leistung von 600 Watt und sind über eine Steckdose mit der Stromanlage des Hauses in Unkel-Heister verbunden. Die Montage sei recht einfach, so Ignacio Campino. Zwar hätten sie für die Montage einen Elektriker beauftragt, ihre Kinder hätten aber die gleichen Anlagen selbst montiert. Die Inbetriebnahme des Steckersolargeräts müsse dem Netzbetreiber mitgeteilt werden. Außerdem ist ein Eintrag der Anlage im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur erforderlich.
350 Kilowattstunden Strom in diesem Jahr produziert
In diesem Jahr hat die kleine Anlage, die dank einer Sammelbestellung nur 440 Euro plus 200 Euro für die Montage gekostet hat, 350 Kilowattstunden Strom produziert. „Wenn wir bis zum Jahresende 700 Kilowattstunden erzeugen, entspricht das etwa einem Drittel unseres Jahresstromverbrauchs“, erklärte Hannelore Campino. Nicht verbrauchter Strom gehe ins Netz des Stromanbieters, allerdings – anders als bei den großen Fotovoltaikanlagen – ohne Vergütung. Die Anlage bezahle sich in wenigen Jahren ab.
Balkonkraftwerke sind nach Angaben der CDU Unkel eine Alternative für Mieter, Besitzer von Eigentumswohnungen oder Hausbesitzer, wenn sich auf dem Dach keine große Solaranlage installieren lässt. Der Betrieb soll weiter vereinfacht werden. Die Bundesregierung plant, künftig Anlagen bis zu 800 Watt Leistung zu erlauben. Auch die Anmeldung soll einfacher werden. Übergangsweise sollen auch rückwärts laufende Zähler erlaubt sein. Auch mit ihrer Solarthermieanlage haben Hannelore und Ignacio Campino positive Erfahrungen gemacht. Mit der von einem Handwerksbetrieb errichteten Anlage erwärmen sie seit 2011 Wasser. Auf ihrem Hausdach in Heister ist ein vier Quadratmeter großer Röhrenkollektor installiert, in dem eine Flüssigkeit erhitzt wird.
Diese wird über eine Rohrleitung durch den Wasserspeicher geführt und heizt das Wasser wie mit einem Tauchsieder auf. „Im April stellen wir unsere Gasheizung ab und nehmen sie erst im September/Oktober wieder in Betrieb, wenn die Solaranlage alleine nicht mehr ausreicht, das Wasser zu erhitzen“, erklärten die Solarbotschafter. Auch wenn sich die Installation einer Solarthermieanlage erst nach mehreren Jahren rechnet, sei die Anschaffung überlegenswert. Im Hause Campino sank der jährliche Gasverbrauch mithilfe der Sonne um fast ein Viertel.