Kreis Neuwied
So langsam steigt das EM-Fieber an Rhein und Wied – Wie sich die Gastronomie aufs Rudelgucken einstellt
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Kreis Neuwied. Und plötzlich ist EM: Am morgigen Freitag beginnt das Fußball-Großereignis – während sich die Menschen noch die Lockdown-Müdigkeit aus den Augen reiben. Wir haben uns auf die Suche gemacht nach der EM-Stimmung an Rhein und Wied – und haben Skepsis gefunden, aber auch unverhohlene Vorfreude. Und sogar Gelegenheiten zum Rudelgucken wird es geben – wenn auch anders als bei früheren Turnieren.

Mike Leibauer, Vorsitzendes des Fußballkreises Westerwald/Wied, wird sich zumindest die Vorrunde vor dem Fernseher anschauen. „Wir sind bis zum 10. Juli in Frankreich in Urlaub“, sagt der Feldkirchener. „Trotzdem hoffe ich natürlich, dass die deutsche Mannschaft ins Viertelfinale kommt. Wie das funktioniert, hat uns ja die U 21-Nationalmannschaft mit einer großartigen Mannschaftsleistung demonstriert.“ Was aber auch Leibauer nicht verborgen bleibt, ist die immer größere werdende Kluft zwischen Profi- und Amateurfußball: „Klar, auch ich hätte während der Corona-Pandemie keine Entscheidungen treffen wollen, wie es weiter geht. Aber Außensport wäre doch unter gewissen Voraussetzungen auch im Amateurbereich möglich gewesen.“

Das könnte auch ein Grund dafür sein, dass der Vorsitzende des SV Ellingen. Klaus Puderbach die Situation vor der EM ein wenig anders sieht als bei vergangenen fußballerischen Großereignissen: „Ich meine schon, dass die Begeisterung nicht ganz so groß ist wie in der Vergangenheit“, sagt der Bonefelder. „Vielleicht ist das wegen der fehlenden Stimmung in den Stadien, vielleicht aber auch, weil wir hier zu Hause auf den Fußball verzichten mussten.“ Zumindest da haben die Verantwortlichen bei der SG Ellingen/Bonefeld/Willroth ein Zeichen gesetzt: Nach einigen Schönheitsreparaturen auf dem Platz in Straßenhaus dürfen Kinder, Jugendliche und Senioren jetzt wieder trainieren. „Die sind ganz heiß“, sagt Puderbach. „Vielleicht klappt es dann ja auch mit der Begeisterung für die Nationalelf.“

Auf diese Begeisterung hofft auch der Neuwieder Gastronom Gianluca Toma, doch hatte er zunächst andere Probleme zu lösen. „Ich musste mir noch eine Genehmigung holen, wie groß mein Fernseher sein darf“, sagt der Betreiber des Biergartens am Deich. Auf die „übliche“ Riesenleinwand hoch droben an der Deichmauer werden die Fußballfans hier verzichten müssen. Corona-bedingt darf nämlich nur der zuschauen, der einen festen Sitzplatz hat. Und wie sich das an der Deichpromenade letztendlich lösen lässt, darüber hat sich Toma bereits seine Gedanken gemacht. Ein kleines Problem bleibt trotzdem bestehen: „Wenn die Spaziergänger stehen bleiben und sich das Spiel anschauen, könnte es schwierig werden“, sagt er. „Ich kann ja nicht alle so einfach wegschicken.“

Heiner Kloft, Chef der „American Sportsbar“ in der Langendorfer Straße in Neuwied, hat sich zumindest schon einen etwas größeren Bildschirm zugelegt: 65 Zoll. „Dass wir Fußball zeigen, sind wir unseren Gästen als Sportsbar schon schuldig“, meint Kloft. „Aber auch unser Platz ist begrenzt, und wir müssen die Abstandsregeln einhalten. Doch durch den größeren Fernseher kommen auch die Gäste, die weiter hinten sitzen, noch in den Genuss, etwas zu sehen.“

Auch Altin Bilge, Inhaber der Borsalino Bistro-Bar ein paar Meter weiter auf dem Luisenplatz, hat sich wegen der Auflagen seine Gedanken gemacht. „Die Abstände werden eingehalten“, sagt Bilge. „Notfalls werden wir noch ein paar Bänke mehr aufstellen müssen.“

Platz genug haben die Macher vom Heimat- und Verschönerungsverein (HVO) Oberbieber auf alle Fälle, wenn sie zum EM-Erlebnis in das zum Riesenbiergarten umfunktionierte Freibadgelände ins idyllische Aubachtal einladen. Eine 3,50 mal 2 Meter große professionelle LED-Wand macht auch das Zuschauen von weiter weg noch zu einem atmosphärischen Schmankerl, verspricht der HVO. Da aber auch nach Lockerungen in den Corona-Bekämpfungsmaßnahmen das Platzangebot im Biergarten begrenzt bleiben muss, empfiehlt der HVO, Plätze per Vorverkauf der Tickets im Freibad zu reservieren. Es ist sogar möglich, Dauerkarten für die gesamte EM-Dauer von 30 Tagen mit Platzreservierung zu erwerben. Karten gibt es täglich von 17 Uhr an, an Sonn- und Feiertagen von 11 Uhr an im Freibad.

Von unserem Mitarbeiter Jörg Niebergall

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