Wahl in der VG Puderbach
So kämpft Kandidat Patrick Rudolph um letzte Stimmen
Patrick Rudolph möchte Puderbachs neuer Verbandsgemeindebürgermeister werden.
Daniel Dresen

Am Sonntag, 27. April, fällt die Entscheidung: Sowohl Patrick Rudolph als auch Sven Schür stellen sich auf ein enges Wahlrennen ein. Im Interview geht Rudolph noch einmal auf seine inhaltlichen Schwerpunkte und auch auf sein Verhältnis zu Schür ein.

Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den freien Bewerbern Sven Schür und Patrick Rudolph, die beide in die Stichwahl einzogen. Herward Geimer und auch Alexander Mohr erreichten im ersten Wahlgang nicht genügend Stimmen. Schür dagegen erhielt die meisten Stimmen und kam am Ende auf 2000 Stimmen – ein Anteil von 37,7 Prozent, Patrick Rudolph erzielte 1965 Stimmen (37 Prozent der Stimmen). Im Interview zeigt sich Rudolph nun zuversichtlich, das Duell mit Sven Schür für sich entscheiden zu können. Zunächst wird das Wahlergebnis exemplarisch analysiert.

Das beste Wahlergebnis im Hinblick auf die einzelnen Ortsgemeinden erreichten Sie in Ratzert. Hier gelang es Ihnen, 54,7 Prozent der Stimmen zu holen. Wie erklären Sie sich das positive Ergebnis und was nehmen Sie hieraus mit?

Hier zeigt sich der zeitliche Ablauf des Wahlkampfes. In Ratzert war ich das erste Mal bereits Mitte Februar, noch vor der Briefwahl. Dies hat sich im Ort sicherlich herumgesprochen.

Während Ratzert für Sie ein erfreuliches Resultat war, lief es nicht in allen Ortsgemeinden so positiv. Die wenigsten Stimmen erzielten Sie mit 17 Prozent Stimmenanteil in Niederhofen, hier war Sven Schür mit fast 50 Prozent der Stimmen ziemlich stark. Welche Gründe sehen Sie hier für das schlechte Abschneiden und wie wollen Sie mehr Stimmen erreichen?

Ich denke, es kamen verschiedene Aspekte zusammen: Zum einen kenne ich bislang nur verhältnismäßig wenige Menschen aus Niederhofen persönlich. Zum anderen habe ich es vor dem 6. April nicht geschafft, mich dort an den Haustüren vorzustellen und so mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Dort, wo dies gelungen ist, waren die Ergebnisse tendenziell besser, etwa in Dernbach, Linkenbach oder Urbach.

Haustürwahlkampf hat Priorität

Der Haustürwahlkampf klang nun schon an: Wie werden Sie die verbleibende Zeit des Wahlkampfes angehen?

Der Haustürwahlkampf hat Priorität. Mein Ziel ist es, jede Ortsgemeinde zu besuchen, auch wenn ich es vermutlich nicht in jede Straße beziehungsweise in jeden Ortsteil schaffen werde. Oft ist der Austausch an den Haustüren nur kurz, aber immer wieder ergeben sich auch interessante Gespräche, aus denen ich mitnehme, was die Menschen vor Ort beschäftigt. Neben dem Haustürwahlkampf wird es einen neuen Flyer geben, Anzeigen im Mitteilungsblatt zu meinen inhaltlichen Zielen sowie mit einer Übersicht der Leute, die mich unterstützen und natürlich noch einige Veröffentlichungen in den sozialen Medien.

Das Verhältnis zu Sven Schür

Nach der Unruhe vor dem ersten Wahltermin: Wie ist das Verhältnis zwischen Ihnen und Sven Schür?

Im direkten Austausch kommen wir nach wie vor gut miteinander klar. Sorge bereiten mir aber „Diskussionen“ in den sozialen Medien, die über die Köpfe von Sven Schür und mir hinweg und zum Teil sehr destruktiv geführt werden. Um die Frage, welche Kompetenzen ein Bürgermeister braucht oder welche politischen Prioritäten er setzen sollte, geht es dabei häufig nur am Rande. Diese Art des destruktiven „Austauschs“ schadet dem Puderbacher Land und allen Menschen, die hier leben. Denn sie vergiftet die Gesprächsatmosphäre, die es braucht, um für die Probleme, die wir angehen müssen, gemeinsame Lösungen zu finden. Wem der gesellschaftliche Zusammenhalt wichtig ist, der sollte sich immer klar machen, dass auch politisch anders Denkende Menschen sind, denen man hier vor Ort noch in die Augen schauen können muss.

Ein inhaltlicher Schwenk: Können Sie noch einmal für Unentschlossene zusammenfassen, welche drei thematischen Schwerpunkte bei Ihnen ganz oben auf der Liste stehen?

Zum einen ist das die medizinische Versorgung. In den letzten Wochen habe ich mit verschiedenen Akteuren aus dem Gesundheitswesen gesprochen und so noch einmal ein besseres Verständnis der Herausforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven gewonnen. Vor dem Hintergrund des Ärztemangels beziehungsweise der Präferenzen junger Ärztinnen und Ärzte wie auch des regulatorischen Umfelds im Gesundheitssektor werden wir vermutlich nicht umhinkommen, mit dem Krankenhaus Dierdorf/Selters über einen Ausbau des von diesem getragenen medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in Urbach zu sprechen oder aber über die Gründung eines weiteren MVZ nachzudenken, möglicherweise auch in kommunaler Trägerschaft. Uns dabei als VG eventuell auch finanziell zu engagieren, wird angesichts unserer Haushaltslage eine enorme Herausforderung sein.

Wirtschaftsförderung ist wichtig

Zum anderen spielt die Förderung unserer Unternehmen für mich eine große Rolle. Für sie möchte ich in der Verwaltung gern einen zentralen Ansprechpartner benennen, dessen Aufgabe es unter anderem sein wird, Betriebe gemeinsam mit mir als Bürgermeister bei behördlichen Genehmigungsverfahren zu unterstützen, damit etwa Investitionen schneller realisiert werden können. In Gesprächen habe ich zudem erfahren, dass die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und Handwerkern in anderen VGs bereits deutlich stärker digitalisiert ist. Von diesen Erfahrungen können wir lernen.

Das dritte wichtige Thema für mich ist die finanzielle Handlungsfähigkeit der VG und der Ortsgemeinden. Hier müssen wir schauen, wie wir effizienter werden können. Aber wir müssen auch mit Blick auf Mainz und Berlin Druck ausüben, um Reformen im Bereich der Kommunalfinanzen zu erwirken. Insbesondere muss wieder der Grundsatz gelten: „Wer die Musik bestellt, bezahlt sie auch.“

Wie blicken Sie auf den Wahltag?

Optimistisch. Und mit großer Dankbarkeit für all die Unterstützung, die ich im Wahlkampf aus allen Orten der VG und von ganz unterschiedlichen Menschen erhalten habe.

Möchten Sie abschließend den Wählerinnen und Wählern noch etwas auf den Weg geben?

Derjenige, der die Wahl gewinnt, wird die nächsten acht Jahre Bürgermeister der Verbandsgemeinde Puderbach sein. Es geht also um etwas! Auch wenn ich an einigen Haustüren eine gewisse Wahlmüdigkeit feststelle, möchte ich alle bitten, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen und am 27. April wählen zu gehen.

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