Viele Vorkommnisse in der Region richten hohen Schaden an - Sparkasse Neuwied reduziert schon die Öffnungszeiten
So beunruhigend sind Automatensprengungen: Wie sich Banken im Kreis Neuwied wappnen
Die Geschäftsstelle der Raiffeisenbank in Fernthal wurde Mitte November durch die Sprengung des Geldautomaten komplett verwüstet. Foto: Nitsch (Archiv)
Sabine Nitsch

Kreis Neuwied. In diesen Wochen kommt fast täglich die Nachricht aus irgendeinem Ort in Rheinland-Pfalz, dass Unbekannte wieder einen Geldautomaten gesprengt oder dies versucht haben, sei es im Westerwald, im Hunsrück oder in der Eifel.

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Die Geschäftsstelle der Raiffeisenbank in Fernthal wurde Mitte November durch die Sprengung des Geldautomaten komplett verwüstet. Foto: Nitsch (Archiv)
Sabine Nitsch

Erst am 18. November war die Raiffeisenbank im Neustädter Ortsteil Fernthal betroffen, hier war die Detonation so heftig, dass Trümmer bis auf die Straße flogen, Fensterscheiben zerbarsten, Wand- und Deckenpaneele herausgerissen wurden. Da, wo der Geldautomat stand, klaffte nur noch ein Loch.

Öffnungszeiten werden angepasst

Banken mit Filialen und Geldautomaten im Ort stehen nun vor der Frage: Was folgt aus diesen Vorkommnissen? Müssen sie sich irgendwie schützen, damit ihre Automaten nicht auch gesprengt werden – und was für Auswirkungen hat das dann auf die Kunden?

Die Zahl der Geldautomatensprengungen in ganz Deutschland, aber auch bereits im Landkreis Neuwied, ist – sicherlich auch aufgrund der dunklen, kalten Jahreszeit – jüngst gestiegen.

Sparkasse Neuwied

Die Sparkasse Neuwied reagiert auf die Geldautomatensprengungen und passt ihre Öffnungszeiten an. Alle Selbstbedienungsbereiche (SB), in denen auch die Automaten stehen, haben nicht mehr durchgehend auf, sondern sind zwischen 23 und 6 Uhr geschlossen. Einzige Ausnahme bildet der Frontbereich in der Hauptgeschäftsstelle in der Hermannstraße im Stadtzentrum von Neuwied. Dieser SB-Bereich bleibt 24 Stunden geöffnet. Ingesamt hat die Sparkasse Neuwied sechs SB-Center sowie SB-Bereiche in den Foyers der 20 Geschäftsstellen.

„Die Zahl der Geldautomatensprengungen in ganz Deutschland, aber auch bereits im Landkreis Neuwied, ist – sicherlich auch aufgrund der dunklen, kalten Jahreszeit – jüngst gestiegen“, stellt die Sparkasse fest. Aus Sicherheitsgründen folge das Institut den Empfehlungen des Bundesinnenministeriums und reduziert die Öffnungszeiten in den Selbstbedienungsbereichen. „Grundsätzlich verlassen und orientieren wir uns bei der Einschätzung der Gefährdungslage und den entsprechenden Maßnahmen klar an den Empfehlungen der Experten“, betont die Sparkasse. In der Vergangenheit hat man das ebenfalls getan und zumindest vereinzelte Standorte nachts geschlossen.

Bisher 43 Fälle in Rheinland-Pfalz

„Bis auf Weiteres“ will man jetzt bei dem eingeschränkten Angebot bleiben, ob dieses im Frühling wieder geändert wird, ist offen. Auch dabei richtet man sich nach den dann geltenden Empfehlungen. Seine Bankgeschäfte könnten die Kunden rund um die Uhr im Onlinebanking oder über die Sparkassen-App erledigen.

Aus diesem Grund stellen wir in unserem Geschäftsgebiet eine hohe Anzahl an Geldausgabeautomaten zur Verfügung und planen auch nicht, dies durch geänderte Öffnungszeiten in den nächsten Monaten zu verändern.

VR-Bank Rhein-Mosel

Die VR-Bank Rhein-Mosel mit Sitz in Neuwied sehe die Bargeldversorgung der breiten Bevölkerung als eine ihrer Kernaufgaben, erklärt sie. „Aus diesem Grund stellen wir in unserem Geschäftsgebiet eine hohe Anzahl an Geldausgabeautomaten zur Verfügung und planen auch nicht, dies durch geänderte Öffnungszeiten in den nächsten Monaten zu verändern.“ Grundsätzlich ändert sich in den 34 Geschäftsstellen inklusive SB-Center also erst einmal nichts.

Die Geldautomatensprengungen beobachte man aber sehr sorgfältig, und das Institut war mit dem Regionalmarkt Mosel in der Geschäftsstelle Saffig selbst schon betroffen. Mit auf den jeweiligen Standort abgestimmten Maßnahmen will die VR-Bank „ein gutes Schutzniveau“ erreichen, muss aber feststellen, „dass die Täter mittlerweile auch nicht mehr vor dem Einsatz von Festsprengstoffen zurückschrecken, die teilweise einen nicht unerheblichen Kollateralschaden verursachen“.

Überregionale Tätergruppierungen am Werk

Insgesamt schlugen Täter in diesem Jahr landesweit schon 43-mal zu, teilte eine Sprecherin des Landeskriminalamts in Mainz vor einigen Tagen mit. Ob es bei den jüngsten Fällen Zusammenhänge gibt, prüft die Polizei. Und ob es saisonale Effekte gibt, also Täter in der dunklen Jahreszeit verstärkt zuschlagen, dazu kann das LKA nur Mutmaßungen anstellen. In fast allen jüngsten Fällen konnte die Polizei bestätigen, dass die Täter in hoch motorisierten Fahrzeugen vom Tatort flohen. In der Regel handele es sich um überregionale Tätergruppierungen, die auch große Anfahrts- und Fluchtwege in Kauf nehmen. Bei den Sprengungen wird oft nicht nur ein hoher Schaden angerichtet, sondern auch viel Bargeld entwendet.

Seit Donnerstag stehen zwei Männer aus den Beneluxländern in Koblenz vor Gericht, die an drei Vorfällen in Rheinland-Pfalz beteiligt gewesen sein sollen. Und die Serie der Automatensprengungen geht derweil weiter: Erst am frühen Donnerstagmorgen flog ein Geldautomat in einer Bankfiliale in Bleialf im Eifelkreis Bitburg-Prüm in die Luft, etwa eine halbe Stunde später einer in Herschbach im Westerwald.

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