Die Wochenenden widmet der Wahl-Berliner jetzt ganz dem Wahlkampf und tourt unermüdlich über Feste und Supermarktparklätze um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen. Und an den Abenden unter der Woche, die mit vielen beruflichen Terminen gespickt ist, arbeitet er ebenfalls an seiner Kampagne, tauscht sich mit seinen Unterstützern aus und vernachlässigt daher auch seine Laufstrecke im Stadtbezirk Wedding. „Auf der passiere ich sonst zwei- bis dreimal die frühere Grenze“, berichtet er, eine Tatsache, die ihn auch 28 Jahre nach dem Ende der deutschen Teilung noch nachdenklich macht.
Zwischen neuer und alter Bundeshauptstadt Bonn, wo sein Arbeitgeber, ein Verlag, der die Fachzeitschrift „Behörden Spiegel“ herausgibt, eine Niederlassung hat, pendelt Lahr häufig beruflich. Schon deshalb verbrachte er bereits vor seiner Kandidatur viele Wochenenden in Asbach, wo er stets mit Erst- oder Zweitwohnsitz gemeldet war. Doch für den weit gereisten jungen Mann gibt es noch mehr Gründe, seiner Heimat nicht ganz den Rücken zu kehren, einer ist sein liebstes Hobby: Seit seiner Kindheit ist er Autonarr. „Wenn ich als Kind mit meiner Mutter durch Asbach gelaufen bin, haben die Leute schon komisch geguckt, weil ich alle Automarken erkannt habe“, berichtet Lahr. Dass er einmal einen VW Käfer haben wollte, war ebenfalls früh klar, und schon mit 17 hat er sich diesen Traum verwirklicht. Mittlerweile ist noch ein Mercedes W 123 dazugekommen, an dem er am Wochenende ebenfalls gern herumschraubt – eine Leidenschaft, für die Berlin nicht der angemessene Ort sei, erklärt er.
Und dann ist da – neben seinen Eltern, seiner Schwester Julia und deren kleinem Sohn – noch die Idylle des Asbacher Lands, die Lahr an der Spree vermisst. Morgens auf der Terrasse seines Elternhauses am Asbacher Ortsrand sitzen, über Felder und Wälder blicken und vielleicht noch ein Reh entdecken, das sind Momente, die er mehr und mehr zu schätzen weiß. „Meine Heimat hat mir viel gegeben. Als Bürgermeister würde ich gern etwas zurückgeben“, erklärt er zu seiner Kandidatur, zu der es seit Bekanntwerden Dutzende positive Reaktionen bei persönlichen Begegnungen mit Bürgern oder in Form von E-Mails und Facebook-Nachrichten gegeben habe.
Dass er als Seiteneinsteiger für das Amt geeignet ist, daran hat er keine Zweifel. Viele fachliche Einblicke, verdanke er seiner Arbeit beim Verlag des „Behörden Spiegel“, für den er Projekte und Messen betreut und so mitbekommt, welche Konzepte in Kommunen und im öffentlichen Dienst gut funktionieren. „Ein Bürgermeister darf kein Problem damit haben, vor Leuten zu sprechen und der Öffentlichkeit seine Vorstellungen zu vermitteln“, führt er weiter aus und sieht sich auch auf diesem Feld gut gerüstet. Zudem müsse ein Bürgermeister auch dem Sinn seiner Amtsbezeichnung nach auch für die Bürger ansprechbar, in der Öffentlichkeit präsent sein und dabei nicht zuletzt sichtbar das ehrenamtliche Engagement in Vereinen und Initiativen unterstützen. „Von der Tafel bis zum Treckertreffen“, drückt Lahr das aus und macht deutlich, dass er bei Amtsinhaber Lothar Röser genau an diesem Punkt ein Defizit sieht.
Ein feines Gespür für die Besonderheiten des Vereinslebens im Asbacher Land sowie rhetorisches Geschick hat Lahr übrigens schon in ganz jungen Jahren bewiesen: Als „Kulturrezendent Ludwig Ackermann“ stand er mit 19 Jahren im Karneval auf der Bühne und erhielt für seinen von den Vorbildern Heinz Erhardt, Loriot und Hape Kerkeling geprägten Humor großen Beifall.