Linz/Remagen. Die wirtschaftliche Situation des Verbundkrankenhauses Linz-Remagen ist angespannt. Die Häuser auf beiden Seiten des Rheins sollen über ein sogenanntes Schutzschirmverfahren saniert werden. Wenn keine Lösung gefunden wird, droht die Schließung von einem oder von beiden Häusern. Das Schutzschirmverfahren läuft seit dem 20. März. Ziel ist es, das Verbundkrankenhaus mit den beiden Standorten Franziskus-Krankenhaus Linz und Krankenhaus Maria Stern Remagen sowie die angrenzenden Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) bei laufendem Betrieb neu auszurichten. Nun gibt es Grund zur Hoffnung, wie bei einem Pressetermin bekannt wurde.
Sorge in der Region ist groß
Zum Hintergrund: Die Sorge ist jedoch groß, dass die Krankenhäuser aus wirtschaftlichen Gründen schließen müssen, was eine dramatische Lücke in der Gesundheitsversorgung der gesamten Region hinterlassen würde. In den Räten der Verbandsgemeinde Linz wurde jüngst eine Resolution zum Erhalt des Krankenhauses verabschiedet.
Bürgermeister Frank Becker traf sich vor Kurzem mit den Bürgermeistern aller Gemeinden der VG und mit dem Geschäftsführer des Verbundkrankenhauses, Thomas Werner, zum Pressetermin vor dem Linzer Krankenhaus, um noch mal ganz deutlich zu machen, dass sie den Erhalt der Krankenhäuser fordern. „Das Krankenhaus sichert für die Menschen der Region die sehr wichtige Grund- und Regelversorgung.“ Man stehe auch hinter den Beschäftigten.

Mit großer Sorge beobachtet Becker die Schließungswelle ländlicher Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz. Die Nachricht, dass auch die Krankenhausstandorte Linz und Remagen gefährdet sein könnten, führe zu einer großen Verunsicherung der Bevölkerung und bei den Beschäftigten. „Wir wollen hiermit ein Zeichen setzen und Mainz signalisieren, wie wichtig das Krankenhaus für die gesamte Region ist“, betonte Becker.
Das Land, aber auch die Kassenärztliche Vereinigung seien jetzt gefordert. „Beide müssen sich bewegen“, so Becker, der für diesen Appell zustimmendes Kopfnicken der Gemeindechefs erntete. Die Bürgermeister hoffen auch, dass der Hilferuf in Berlin gehört wird, wo schließlich entschieden wird, ob und wie viel Geld des Sondervermögens wohin fließen wird.
„Wir sind verhalten optimistisch.“
Der Linzer Bürgermeister Frank Becker
Die aktuelle Entwicklung lässt jetzt jedoch Raum für Hoffnung. Werner berichtete, dass das Gericht jetzt bewilligte, das Schutzschirmverfahren fortzuführen. Ursprünglich sollte es am 1. Juni enden. „Wir werten das als positives Signal. Wir sind verhalten optimistisch“, so Becker. Ein Schutzschirmverfahren ist ein privilegiertes Verfahren im Insolvenzrecht, bei dem das Unternehmen eine positive Fortführungsprognose aufweist. Es ermöglicht dem Verbundkrankenhaus, selbst einen Sanierungsplan aufzustellen und gegebenenfalls umzusetzen.
In den vergangenen Monaten hat die Geschäftsführung zusammen mit einem externen Sanierungsteam Zahlen und Abläufe der Häuser geprüft und diverse Gutachten erstellen lassen, um auf Basis der Ergebnisse ein zukunftsfähiges Konzept entwickeln zu können. „Die Gutachten haben auch gezeigt, dass Linz nicht ohne Remagen funktioniert. Wir haben jetzt Zahlen, die das belegen“, erläuterte Werner. Bisher sei man in der Analysephase gewesen, jetzt habe die Arbeitsphase begonnen, meinte er. Aktuell würden Gespräche geführt und tragfähige Lösungen für beide Häuser erarbeitet.
„Es wurde ja wohl nicht so viel Geld investiert, wenn das Land nicht den dringenden Bedarf erkannt hätte.“
Das sagen die Gemeindechefs der VG Linz.
Remagen und Linz haben insgesamt 270 Betten, knapp mehr als 300 Ärzte und Pfleger arbeiten dort. In der zentralen Notaufnahme werden ungefähr 9000 bis 10.000 Patienten – Unfallopfer, chirurgische oder internistische Notfälle – im Jahr versorgt. Was in Linz oder Remagen nicht geleistet werden kann, wird zum Beispiel in die Uniklinik nach Bonn, nach Neuwied oder nach Koblenz weitergeleitet. Mehr als 7000 Patienten werden medizinisch aber vor Ort versorgt.
Eine Idee davon, was Hilfesuchenden blüht, wenn das Verbundkrankenhaus geschlossen werden muss, haben Patienten am Wochenende in Neuwied leidvoll erfahren. Nach der Insolvenz der DRK-Klinik gibt es nur noch eine Notaufnahme in Neuwied. Patienten mussten fünf Stunden warten, bis sie zum Beispiel nach einem Treppensturz ärztlich untersucht werden konnten. Was los ist, wenn weitere Häuser im Land schließen, möchte man sich nicht vorstellen.

Nach Treppensturz fünf Stunden in Neuwieder Notaufnahme
„Nicht schön“ nennt ein Ehepaar seine Erfahrung in der nunmehr einzigen Notaufnahme in Neuwied. Mehrere Stunden habe die Frau nach einem Sturz auf den Rücken warten müssen, bis sie behandelt wurde. Das sei vor April anders gewesen, sind sie sicher.
Hoffnung machen sollte, dass im März der neue OP-Bereich in Linz in Betrieb genommen wurde. Den rund 13 Millionen Euro teuren An- und Umbau hat das Land mit 10,6 Millionen Euro bezuschusst. Gebaut wird neben dem Krankenhaus aktuell auch die neue DRK-Rettungswache. „Es wurde und wird ja wohl nicht so viel Geld investiert, wenn das Land nicht den dringenden Bedarf erkannt hätte“, so der Tenor der Meinungen der Gemeindechefs.
Sie fordern in der Resolution die Landesregierung auf, „unverzüglich Schritte zur Erhaltung dieser Gesundheitseinrichtungen einzuleiten und den Fortbestand der medizinischen Versorgung der Menschen in der Region und im nördlichen Rheinland-Pfalz langfristig sicher zu stellen“.

Angst vor dem Aus fürs Verbundkrankenhaus Linz-Remagen
Was wäre, wenn das Verbundkrankenhaus Linz-Remagen tatsächlich schließen muss? Noch ist es im Schutzschirmverfahren. Wenn es keine Lösung gibt, wären medizinische Versorgung, Arbeitsplätze und das Rettungswesen betroffen.