Spatenstich für Neubau
Schöppche: Obdachlose haben bald mehr Platz in Neuwied
Am symbolischen ersten Spatenstich für das neue "Schöppche" nahmen Vertreter der Wirtgen-Stiftung, des Caritas-Verbandes, des Bauunternehmens Mertgen und der Stadt teil.
Rainer Claaßen

Das Neuwieder „Schöppche“, in dem Obdachlose stets eine Unterkunft fanden, wurde zu klein. Für den Neubau erfolgte jetzt der symbolische und feierliche Spatenstich.

Es sind Themen, an denen viele am liebsten vorbeisehen würden – doch Wohnungs- und Obdachlosigkeit werden immer mehr zum Problem. Oft sind es nur kleine Impulse, durch die Menschen aus dem gewohnten Umfeld gerissen werden. Ohne Hilfe von außen ist es dann oft schwer, wieder Fuß zu fassen.

Schon seit 1996 ist das „Schöppche“ in der Heddesdorfer Straße in Neuwied eine Anlaufstelle für Menschen ohne Wohnung. In der von der Caritas betriebenen Einrichtung erhalten sie warme Mahlzeiten, können sich und ihre Wäsche waschen und erhalten bei Bedarf neue Kleidung. Zuletzt betreuten die etwa zehn ehrenamtlichen Helfer sowie Angestellte der Caritas hier täglich fast 50 Menschen.

Alter Schuppen bot zu wenig Platz

Der Name für die Einrichtung wurde nicht zufällig gewählt: Tatsächlich handelte es sich um einen ehemaligen kleinen Schuppen – im Neuwieder Dialekt ein Schöppche. Dessen Zustand konnte seiner Aufgabe schon lange nicht mehr gerecht werden: Er bot viel zu wenig Platz und die Infrastruktur war veraltet.

2023 hatten der Caritasverband Rhein-Wied-Sieg, die Stadt Neuwied und die Wirtgen-Stiftungen in einer gemeinsamen Absichtserklärung eine nachhaltige Lösung in Aussicht gestellt. Die Initiative dazu entstand im Kontakt zwischen der Neuwieder Streetworkerin Janine Timm und den Stiftern Jürgen und Stefan Wirtgen. Die hatten angefragt, wie sie das Projekt sinnvoll unterstützen könnten – und Timm machte den Vorschlag, ein neues Schöppche zu bauen.

„Das hätten wir uns ohne diese großzügige Unterstützung nicht leisten können.“
Caritas-Direktor Eberhard Köhle

Der symbolische Spatenstich für dieses Projekt erfolgte nun in Anwesenheit von ehrenamtlichen Helfern, Vertretern der Stiftung, des Stadtrats und des Stadtvorstands sowie des ausführenden Bauunternehmens Mertgen Schlüsselfertigbau. Schon in einem Jahr soll der Neubau eröffnet werden; die Baukosten liegen bei etwa 1,2 Millionen Euro.

Caritas-Direktor Eberhard Köhler war entsprechend dankbar: „Das hätten wir uns ohne diese großzügige Unterstützung nicht leisten können“, sagte er. Stiftungsleiter Daniel Wichmann lobte die bisherige Arbeit: „Es ist nicht in Worte zu fassen, was sie über so lange Zeit hier aufgebaut und geleist haben, und wie vielen Menschen sie damit eine Anlaufstelle geboten haben.“

Neben Toiletten und Waschräumen wird das neue Schöppche über einen Aufenthaltsbereich und eine Küche verfügen, wo Ehrenamtliche und Klienten gemeinsam Essen zubereiten können. Zudem wird es eine separate Spülküche und einen Abstellraum geben, in dem Lebensmittelspenden gelagert werden. Im Obergeschoss entstehen drei Betreuungsbüros für Einzelgespräche, ein PC-Arbeitsplatz und ein Multifunktionsraum.

Komplettiert wird die Tagesstätte durch eine Kleiderkammer und einen Erste-Hilfe-Raum, in dem ehrenamtlich tätige medizinische Fachkräfte akute Verletzungen und Krankheiten behandeln können. Auch der Außenbereich soll optisch aufgewertet und durch ein Tor von den umliegenden Grundstücken abgetrennt werden. Während der Bauphase wird das Angebot des Schöppche wenige Schritte entfernt im ehemaligen Gebäude des Luchterhand-Verlages weitergeführt.

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